Seit 2019 nutzt der Verein WiMu die Villa in der Edelstraße 8 für seine Musikschule. Zum Jahresende soll sie jetzt ausziehen. Auf drei Stockwerken befinden sich sieben Unterrichtsräume, ein Technikraum, ein Instrumentenlager, zwei Warteräume und ein Büro. Wöchentlich finden hier 96 Stunden Musikunterricht statt, deren Kosten zu einem Drittel durch ein Solidarsystem gefördert werden, wie Mitbegründer Jonas Hermes sagt.
Die "solidarische Musikschule" will Kindern und Jugendlichen, die von Flucht, Migration oder Armut betroffen sind, der Zugang zum Musikunterricht ermöglichen. "Musizieren hat unzählige pädagogische Vorteile, junge Menschen sollten diese Chance haben", erklärt Hermes. Die vergleichsweise günstige Miete habe das solidarische Konzept in den vergangenen Jahren ermöglicht.
Erlöserschwestern verkaufen das Gebäude in Würzburg zum Jahresbeginn
Bisherige Vermieterin des Gebäudes ist die Kongregation der Schwestern des Erlösers. Weil das Gebäude zum Verkauf steht, muss die Musikschule bis dahin das Gebäude räumen.

Die Kündigung erreichte den Verein Ende Oktober und habe ihn aus der Bahn geworfen, sagt Hermes. "Es war ein hartes Jahr für uns." Wegen globaler humanitärer Krisen seien die Spendengelder lokal stark zurückgegangen. Die WiMu habe als Folge dessen alle Festangestellten entlassen müssen. Auch Hermes arbeite inzwischen ehrenamtlich, um das Projekt am Leben zu halten.
Ein Umzug für die WiMu-Musikschule bis Jahresende nicht umsetzbar
Im Juni sei Hermes über den geplanten Hausverkauf informiert worden, sagt er. Ihm sei jedoch signalisiert worden, dass die Schwestern mit dem Käufer über eine Fortführung des Mietverhältnisses sprechen würden. Darauf habe er vertraut. "Ein Umzug ist für uns nahezu unmöglich", sagt Hermes. Er wisse nicht, wo er vergleichbare Unterrichtsräume zu solchen Konditionen finden solle. Das Budget der Schule sei stark begrenzt, und der Transport der zahlreichen Instrumente, darunter zwei Konzertflügel, sei aufwendig und teuer.

Ende Oktober habe der Verein, sagt Hermes, per Post die endgültige Kündigung wegen Eigenbedarf erhalten. Aufgrund der kurzen Frist bis Jahresende ein "für die Musikschule unmöglich umsetzbarer Zeitpunkt". Für Planung, Finanzierung und Umsetzung des Umzugs bräuchte der Verein rund zwölf Monate. Hermes zeigt sich deswegen enttäuscht über die Kommunikation: "Wäre uns das anders mitgeteilt worden, hätten wir uns keine Hoffnungen gemacht und sofort nach Alternativen gesucht."
Schon zu Mietbeginn soll Verkauf oder Sanierung des Gebäudes angekündigt worden sein
Jutta Bouschen, Pressesprecherin der Erlöserschwestern, betont, die Kongregation habe zugesichert, sich bei potenziellen Käufern für den Verein einzusetzen. Der Musikschule sei jedoch klargemacht worden, dass ein Mietverhältnis keine Kaufbedingung sei.

Christoph Zeißner ist als Leiter der Marketingabteilung des St. Josef Krankenhauses auch teilweise für die Pressearbeit der Erlöserschwestern verantwortlich. Er erklärt, dass bereits zu Beginn des Mietverhältnisses am 1. Januar 2019 klar gewesen sei, dass das Gebäude saniert oder verkauft würde. Daher sei damals eine Kündigungsfrist von einem Monat festgelegt worden.
Trotzdem habe die Kongregation jetzt zehn Wochen Vorlauf gewährt und die Musikschule früh über den Verkauf informiert. "Die WiMu wurde eine Woche nach der Verkaufsentscheidung informiert", sagt Zeißner.

Der WiMu wurden andere Räumlichkeiten als Übergangslösung angeboten, diese seien laut Hermes jedoch nicht zum Musizieren geeignet. "Wir brauchen mindestens sechs Räume mit trennbarer Akustik, das haben die bisherigen Angebote nicht hergegeben", sagt er der Redaktion. Eine Lösung für die Rettung der WiMu sei somit noch nicht in Sicht.