"Mit Sorge" blicken die Grünen im Würzburger Kreistag auf die jüngsten Umweltfrevel im Thüngersheimer Steinbruch. "Gerade in unserer intensiv bewirtschafteten Kulturlandschaft haben Rückzugs- und Lebensräume für seltene Tierarten eine hohe Bedeutung", heißt es in einer Pressemitteilung.
Die Grünen beziehen sich dabei auf die Berichterstattung dieser Redaktion. Direkt neben dem Steinbruch der Firma Benkert wurden bereits Anfang dieses Jahres an einem Weinberg Hecken entfernt. Die untere Naturschutzbehörde des Landratsamtes hat deshalb auch ein Bußgeldverfahren eingeleitet, weil sie einen Verstoß gegen Art. 16 des Bayerischen Naturschutzgesetzes ahnden möchte.
Für Steffen Jodl, Geschäftsführer der Kreisgruppe Würzburg im Bund Naturschutz, sieht alles danach aus, als ob Helmut Benkert seinen Steinbruch nun auch um die Fläche des Weinbergs erweitern möchte, denn mittlerweile wurden am Weinberg auch die Reben gerodet und die obere Schicht des Bodens abgetragen. Jodl vermutet, dass hier unter anderem wichtige Lebensräume der Zauneidechse zerstört worden sein könnten. Die Firma Benkert möchte weder die Vorwürfe, noch ihre möglichen Erweiterungspläne kommentieren. Bereits im Jahr 2018 wurde für eine Erweiterung des Steinbruchs ein 9,8 Hektar großes Waldgebiet gerodet.
Kreistags-Grüne sorgen sich auch um das angrenzende Naturschutzgebiet Höhfeldplatte
Robert Hock, Kreistagsmitglied der Grünen und Biologe, bestätigt: "Auch kleine Störungen können zum lokalen Aussterben von Tierarten führen." Mit Blick auf das rasant fortschreitende Artensterben sei es nun dringend geboten, dem Naturschutz Vorrang zu geben. Die untere Naturschutzbehörde sollte jetzt aufklären, was genau entfernt wurde. "Es kann ja nicht sein, dass vollendete Tatsachen den Naturschutz aushebeln", wird Hock in der Pressemitteilung zitiert.
"Leider drängt sich der Eindruck auf, dass man mit Umweltfrevel zugunsten künftiger Gewinnsicherung recht einfach durchkommt."
Karen Heußner (Bündnis90/Die Grünen), Fraktionsvorsitzende im Kreistag
Auch die Sorge um das direkt angrenzende Naturschutzgebiet Höhfeldplatte, das auch FFH-Gebiet ist –das heißt, ein Gebiet, das dem Schutz von Pflanzen (Flora), Tieren (Fauna) und Lebensraumtypen (Habitaten) dient –, treibt die Kreistags-Grünen an. Dass in den Schutzgebieten viele geschützte Tier- und Pflanzenarten leben, sei sehr gut dokumentiert. Dass es diese auch außerhalb der Schutzgrenzen gibt, sei sehr wahrscheinlich. Entsprechende Daten könnten aus der den Datenbanken des Landesamts für Umwelt entnommen werden.
Wie die Grünen den Abbau von Muschelkalk in der Region sehen
"Sind diese Tiere nun auch gefährdet? Das ist eine der Fragen, die die Untere Naturschutzbehörde zügig beantworten sollte. Sie muss dringend mit der Regierung von Unterfranken Kontakt aufnehmen, um alle relevanten Informationen bei der Prüfung berücksichtigen zu können", macht Robert Hock deutlich. Darüber hinaus müssten Sofortmaßnahmen getroffen werden, um eine weitere Zerstörung von Lebensraum und eine Erosion der Fläche zu verhindern.

In ihrer Pressemitteilung gehen die Grünen auch auf die regionale Wertschöpfung beim Abbau von Rohstoffen ein. "Es steht außer Frage, dass es sinnvoll ist, Muschelkalk in Franken abzubauen, statt ihn über tausende von Kilometern aus fernen Ländern herbeizuschaffen", so Sven Winzenhörlein, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreistag. "Auch, weil wir in Deutschland höhere Standards haben. Bessere Arbeitsbedingungen und Unfallverhütungsvorschriften in den Steinbrüchen und auch höhere ökologische Standards. Doch alle diese vermeintlichen Vorteile sind nichts wert, wenn sie nicht eingehalten, ausreichend überwacht und bei Verstoß empfindlich sanktioniert werden."
Grüne sehen die Untere Naturschutzbehörde in der Pflicht
Auch moralische Aspekte führen die Grünen an: "Wir möchten weder, dass Muschelkalk von Kindern oder unter anderen menschenunwürdigen Verhältnissen abgebaut wird, noch, dass diese Steine durch kompromisslose Zerstörung der heimischen Natur ohne Augenmaß gewonnen werden", heißt es im Pressetext.
"Leider drängt sich der Eindruck auf, dass man mit Umweltfrevel zugunsten künftiger Gewinnsicherung recht einfach durchkommt. Im Nachhinein lässt sich der Schaden nicht genau benennen und etwaige Bußgelder, beispielsweise für illegale Grundwasserentnahme oder anderes, sind in der Höhe sehr überschaubar", so Grünen-Fraktionsvorsitzende Karen Heußner. "Die untere Naturschutzbehörde muss in Zukunft Sorge dafür tragen, dass schädliche und rechtswidrige Maßnahmen zu Lasten des Natur- und Artenschutzes verhindert werden", fordert sie zusammen mit ihrer Fraktion.