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Erste Seniorentrainer beginnen Ausbildung

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Erste Seniorentrainer beginnen Ausbildung

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    Sachlich und dennoch freundlich wirken Ingrid Heger und Werner Ott. Doch wieviel Leidenschaft tatsächlich hinter der gefasst wirkenden Fassade der Senioren steckt, kam erst im Laufe des Gesprächs zum Vorschein. Soll nach langjährigem Berufsleben plötzlich alles nichts mehr wert sein? Diese Frage verneinen die beiden Senioren kategorisch. "Man kann viel von seiner Erfahrung weitergeben", sagen sie unisono und sind dabei auf dem besten Weg, die ersten Seniortrainer der Stadt zu werden.

    Zusammen mit fünf weiteren Senioren wurden die beiden für ein neues Modellprojekt ausgesucht. Dieses hat zum Ziel, das Erfahrungswissen älterer Menschen zu aktivieren, um es für die Gesellschaft besser zu nutzen. Anfang Oktober sollen sie an drei dreitägigen Grundkursen am Institut für soziale und kulturelle Arbeit (ISKA) in Nürnberg befähigt werden, ihre manchmal doch vagen Vorstellungen zu konkretisieren, damit Initiativen und Vereine davon profitieren können. An dem vom Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend initiierten Projekt "Erfahrungswissen für Initiativen" sind neun Bundesländer beteiligt. Unter den mehr als 300 Ausschreibungen wurden 32 Städte ausgewählt. In Bayern haben neben Würzburg fünf weitere Städte den Zuschlag zur Teilnahme erhalten.

    "Ich möchte andere Senioren dazu motivieren, in den Kindergarten zu gehen und mit den Vorschulkindern an Verkehrserziehungen etwa teilzunehmen", sagt Ingrid Heger. Der Clou dabei: Nicht nur die Kinder, sondern auch die Senioren machen es sich noch bewusster, wie sie am sichersten die Straße überqueren können. Mit Oma oder Opa an der Seite würde es den Kindern bestimmt sehr viel Spaß machen, ist sich Ingrid Heger sicher. Deshalb soll es aus ihrer Sicht nicht nur bei Verkehrserziehung bleiben. "Im Kindergarten bieten sich viele Möglichkeiten für eine generationsübergreifende Zusammenarbeit."

    Der manchmal doch monotone Alltag der Senioren in Wohnheimen, glaubt Werner Ott, könnte kontrastreicher verlaufen, wenn man eine Gruppe der Heimbewohner dazu brächte, viele Aktivitäten und Begegnungen auf Videos aufzunehmen und diese bei nächster Gelegenheit zu zeigen. "Ich möchte mit diesem Vorschlag das Interesse der alten Herrschaften wecken." Damit hofft er, zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen zu können: Zum einen wird jede Veränderung im Heim dokumentarisch festgehalten. Zum anderen ist der Spaßfaktor nicht zu unterschätzen. "Es lohnt sich und ist allemal die Mühe wert", sagt Ott aus eigener Erfahrung. Seit 1960 filmt der rührige Senior, der sein Alter hütet wie ein Staatsgeheimnis. Er habe in all den Jahren sehr viele Erfahrungen sammeln können, die er jede Zeit einbringen könne.

    Eine andere Idee Otts ähnelt einer Nachbarschaftshilfe. Kleine handwerkliche Arbeiten in der Wohnung eines bedürftigen Menschen durchführen? Kein Problem, ein Anruf genügt, und die fleißigen Handwerker sind auf dem Anmarsch. Es handele sich dabei nicht um große Sachen, unterstreicht Ott gleich, damit kein Verdacht auf Schwarzarbeit aufkommt. Einen Wasserhahn austauschen oder leichte Elektroarbeiten könne man durchaus erledigen, ohne dass ein Fachmann herangezogen werden müsse. Alles soll kostenlos sein, nur die Materialkosten übernimmt der Auftraggeber. In Augsburg, wo Ott in einer solchen Initiative gearbeitet hatte, war ein derartiger ehrenamtlicher Dienst ein Renner. Über Nichtstun habe man nicht klagen müssen. "Wir haben im Stillen gewirkt, und es war wirksam."

    Für die kurze Ausbildung haben sich laut Susanne Grell von der Beratungsstelle für Senioren und Menschen mit Behinderung zunächst 35 interessierte alte Leute gemeldet. Daraus hatte sich ein kleiner Kern von zwölf Senioren gebildet. Sieben von ihnen im Alter zwischen 57 und 74 Jahren werden nun zu so genannten Seniortrainern ausgebildet. Die restlichen Fünf stehen auf der Warteliste für nächstes Jahr. Eine Frau aus der Israelitischen Kultusgemeinde, berichtet Grell, wolle etwas auf dem Heuchelhof mit Aussiedlern machen. In der Beratungsstelle in der Karmelitenstraße 43 werden die Einsatzfelder koordiniert.

    Weitere Informationen sind unter Tel. (09 31) 37 35 69 erhältlich. An- sprechpartnerin ist Susanne Grell.

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