Das Pfarrzentrum Heiligkreuz war wohl gefüllt und damit der Boden bereitet für die vielen Ehrengäste. Landtagspräsidentin Barbara Stamm hatte sich extra den Termin frei gehalten und übernahm die Festrede. Doch zuvor machte Erthal-Geschäftsführer Bernhard Götz klar, dass auch sozial geführte Werkstätten Mitglied im Globalisierungsprozess sind. Etwa eine Milliarde Umsatz machen die Behindertenwerkstätten in Deutschland jährlich. 2008 war das erfolgreichste Jahr für die Würzburger. Doch seit der weltweiten Krise brechen die Aufträge flächendeckend ein, erläuterte Götz.
„Ich konnte am Anfang der Geschichte des Erthal-Sozialwerkes ein ganzes Stück dabei sein“, sagte die CSU-Sozialpolitikerin Stamm. „Damals mussten wir uns bei der Konzeption der Werkstätten für psychisch Behinderte neuen Herausforderungen stellen. Es habe damals lange gedauert, psychische Erkrankungen als solche überhaupt anzusehen und einen eigenen zweiten Arbeitsmarkt für sie aufzubauen 25 Jahre Erthal-Werkstätten heiße auch, im ständigen Spannungsfeld zu leben zwischen dem Zwang, unter wirtschaftlichen Bedingungen Erlöse zu bringen und trotzdem Menschen mit Behinderungen eine Hilfe zu geben. Auch in der Zukunft will sich Stamm dafür einsetzen, den Mitarbeitern des Sozialwerkes Stabilität und Perspektiven zu garantieren.
Das Erthal-Sozialwerk selbst, heute Träger und Betreiber der Werkstätten, wurde 1996 von der Würzburger Brücke, der St. Josefsstiftung und dem Caritasverband der Diözese Würzburg gegründet. Doch die Werkstätten gibt es schon viel länger. Der Ursprung lag schon seit 1978 in den Mainfränkischen Werkstätten in der Ohmstraße. Als Initiatoren werden Regierungspräsident Franz Vogt, und der Chef der Hauptfürsorge bei der Regierung, Jürgen Fischer, bezeichnet. Der damalige Geschäftsführer Heinrich Hamm wurde mit der Gründung der Werkstatt beauftragt.
Als nach einigen Jahren klar wurde, dass ein Nebeneinander körperlich und psychisch Behinderter nicht funktioniert, lagerte man diesen Arbeitszweig im April 1984 aus in die Erthalstraße. 1989 hatte dann die Bayerische Stiftung für Kriegsopfer und Behinderte die Aufgabe übernommen. In die Zeit fällt auch der Bau eines Wohnheimes für 50 Mitarbeiter.
Von Anfang an war als Leiter der Werkstatt Willi Horn dabei, der dem Sozialwerk viele Jahre die Treue hielt und immer wieder neue Ideen einbrachte. Unter seiner Führung... ...wurden immer neue Arbeitsfelder erschlossen. Heute arbeiten 180 Behinderte im Sozialwerk und ab dem 1. Juni 2009 kommen noch 30 Leute in Aschaffenburg dazu, wie der jetzige Werkstatt-Chef Hans F. Schulz ganz aktuell mitteilte. Das Sozialwerk ist gebeten worden, auch am Untermain Werkstätten aufzubauen.
Es gab noch viele Grußworte: Achim Schnabel von der Arbeitsagentur in Würzburg bestätigte die gute Zusammenarbeit und lobte Würzburg: „Solche Einrichtungen sind in anderen Städten nicht üblich.“ Renate Schülke-Schmitt von der Uniklinik Würzburg: „Die Mitarbeiter des Sozialwerkes verfilmen seit 1988 Patientenakten und betreuen sie. Wir machen bis heute beste Erfahrungen. Seit Mai 2006 bewirten die psychisch Behinderten auch das Klinik-Café.“ Die Klinik bringt den Werkstätten immerhin einen Umsatz von jährlich 450 000 Euro.
Den Bezirk als Partner der Werkstätten vertrat dessen stellvertretende Präsidentin Eva-Maria Linsenbreder. Sie plädierte dafür, die Barriere in den Köpfen der Menschen abzubauen, die psychisch Behinderten zu wenig zutrauen. Und Stadtrat Matthias Pilz gab den Verantwortlichen des Erthal Sozialwerkes mit auf den Weg: „Wenn etwas nicht ganz glatt läuft im Verhältnis zur Stadt, dann treten Sie uns auf die Füße.“
Bei der Feier wurden diese Mitarbeiter für 25-jährige Zugehörigkeit geehrt: Ingrid Hümpfner, Claudia Aufmuth, Matthias Bauer, Reiner Endres und Michael Bemmerlein.
Daten & Fakten
Die Arbeitsfelder der Werkstätten Fertigung: Elektroabteilung, Kabelkonfektion, Schaltschrankbau, Metallabteilungen, Schweißen, Montage und Fotovoltaik, alles in Heidingsfeld. Dienstleistungen: Dokumentenservice und Mikroverfilmung, Radservice und Schraubenladen (Sanderstraße), Bügel und Heißmangelangebot (Erthalstraße), Schilderprägung und KFZ-Zulassung, Werkstattladen Allerhand und Palettenservice bei der Firma Knauf in Iphofen.