Sie sind in Seniorenheimen von Würzburg über Margetshöchheim bis nach Tauberbischofsheim unterwegs: Die beiden Helmstädter Manfred Haas (74) und Hans-Jürgen Esser (82) unterhalten mit ihrem Programm "Von Senioren für Senioren" Heimbewohner mit Geschichten über Reisen in ferne Länder und selbstgeschriebenen Gedichten.
Im Interview erzählen die beiden, wie die Idee entstand - und warum sie das machen.
Frage: Sie beide engagieren sich seit etwa acht Jahren ehrenamtlich in Seniorenheimen. Wie kam's?
Manfred Haas: 2016 habe ich in der Main-Post die Annonce eines Marktheidenfelder Seniorenheims gelesen, dort wurde jemand zur Unterhaltung der Bewohner gesucht. Darauf habe ich mich gemeldet und gesagt, ich könnte Bildervorträge machen, da ich viel gereist bin in der Welt. Da war die Heimleitung gleich Feuer und Flamme. Das habe ich eine Zeitlang gemacht und mich dann mit Jürgen unterhalten. Er hat mir erzählt, dass er selbst Gedichte schreibt.
Hans-Jürgen Esser: Und seitdem tingeln wir zusammen durch die Gegend. In manchen Wochen sind wir täglich unterwegs.

Was bieten Sie in Ihren Vorträgen und was erzählen Sie?
Haas: Ich zeige Bilder von meinen Reisen, die ich auf der ganzen Welt gemacht habe, und erzähle von meinen Erlebnissen. Immer mit einem kleinen Scherzchen, damit die Leute nicht einschlafen.
Esser: Ich trage Geschichten und Gedichte vor, die ich selbst geschrieben habe. Ich war 50 Jahre lang in der Fasnacht aktiv. Ich habe immer alles selbst geschrieben und schreibe immer noch, Gedichte und auch Büttenreden als Ghostwriter für einen jungen Mann. Ich kläre die Leute auch über Schockanrufe auf, weil ich selber schon einmal einen erlebt habe. Das ist aber gut ausgegangen.
Sie bekommen kein Geld für Ihre Auftritte. Aber Sie bekommen sicherlich viel von den Seniorinnen und Senioren zurück. Wie sind die Reaktionen?
Esser: Ich bin 82 und noch einigermaßen gut beieinander. Wenn ich dann in den Seniorenheimen die Bewohner sehe, denke ich mir, ich mache das solange ich kann. Wenn sich die Leute nach den Vorträgen bedanken, einem über den Arm streichen und sagen "Es war schön" – das erfüllt mich mit Stolz. Das ist das, was uns zum Weitermachen ermuntert.
Haas: Alles, was wir machen ist kostenlos, inklusive der Anfahrten. Wir wollen auch kein Geld dafür.

Wie lustig geht es denn bei Ihren Vorträgen zu?
Haas: Manchmal fahren wir heim und sagen: "Heut hat es wieder richtig Spaß gemacht". Dann, wenn die Leute richtig mitgemacht haben. Manchmal klappt das aber auch nicht. Aber wir versuchen immer einen Witz reinzubringen.
Esser: Manchmal ist es schwer. Teilweise wird das, was wir sagen, auch erst später verarbeitet.
Ist es für Sie manchmal ein wenig bedrückend zu sehen, was einen im Alter erwarten kann?
Esser: Manche Dinge zu sehen, vor allem bei Demenzerkrankten, ist schlimm und geht auch an die Psyche. Aber es bestärkt einen vielleicht darin, nicht so zu werden. Auch wenn man das natürlich nicht steuern kann.
Haas: Man baut teilweise eine innige Bindung zu den Leuten auf. Aber irgendwann ist diese Bindung weg, weil die Leute abbauen. Oder sterben. Und das ist das Schwere an der Geschichte. Es ist ein sehr emotionaler Job, mal in die eine Richtung, mal in die andere Richtung. Aber unterm Strich bringt es uns unheimlich viel.

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft? Wie lange möchten Sie das noch machen?
Esser: Wir würden gerne noch mehr machen. Das scheitert nicht an uns, es scheitert oft an dem Phlegma der Institutionen, das ist unser Eindruck.
Haas: Wir freuen uns immer über neue Anfragen!
Kontakt und Infos: Interessierte können sich direkt an das Duo wenden. Manfred Haas ist erreichbar unter Tel. (09369) 99167 oder per Mail an manihaas@freenet.de, Hans-Jürgen Esser unter Tel. (09369) 1737.
Die Aktion "Zeichen setzen!"Die Aktion "Zeichen setzen!" zeichnet seit über 20 Jahren beispielhafte ehrenamtliche soziale Initiativen aus. Eine Jury wählt unter den Bewerbungen aus. Immer im Spätherbst werden dann vier Preise – dotiert mit 500 bis 3000 Euro – verliehen.Initiativen können sich entweder selbst bewerben – oder sie werden von Dritten vorgeschlagen. Jede und jeder kann Personen oder Gruppen nennen, die Wichtiges zum Gemeinwohl beitragen. Eingereicht werden können Projekte und Initiativen aus Unterfranken und dem benachbarten Main-Tauber-Kreis.Bewerbungen sind bis einschließlich 30. September 2024 möglich. Bitte schreiben Sie an: Main-Post, Aktion "Zeichen setzen!", Berner Straße 2, 97084 Würzburg, E-Mail: zeichensetzen@mainpost.de Oder: Lernwerk Volkersberg, Volkersberg 1, 97769 Bad Brückenau, E-Mail: zeichensetzen@volkersberg.deInformationen rund um die Aktion, die Bewerbung, die Kriterien sowie erschienene Beiträge finden Sie unter www.mainpost.de/zeichensetzen und www.lernwerk.volkersberg.de MP