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WÜRZBURG: Europaflair im Mehrbettzimmer

WÜRZBURG

Europaflair im Mehrbettzimmer

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    Beim Frühstück erklärt Marco Hein (rechts) dem Australier Bratt Cox, was es in Würzburg so zu sehen gibt.
    Beim Frühstück erklärt Marco Hein (rechts) dem Australier Bratt Cox, was es in Würzburg so zu sehen gibt. Foto: FOTOS (2) glatzer-hellmond

    Bratt Cox nimmt eine Schüssel aus dem Regal, schüttet Cornflakes hinein und gießt Milch darauf. Eine junge Frau sitzt indes am Computer in der Sofaecke und checkt ihre E–Mails, ein Pärchen verlässt das Hostel mit Sack und Pack, um das nächste Ziel anzusteuern. „Mir gefällt es hier sehr gut, auch die Lage ist günstig. Zum Bahnhof und in die Stadt ist es jeweils ein Katzensprung“, sagt Bratt Cox.

    Der 21-Jährige kommt aus Australien und reist für sechs Monate in Europa herum. Vier Tage wird er in Würzburg verbringen, heute will er die Residenz und die Feste Marienberg besichtigen. Marco Hein, einer der zwei Hostel-Betreiber, erklärt ihm den Weg. Auf Englisch natürlich, denn Bratts Deutsch lässt– wie er selbst sagt – zu wünschen übrig. Ein einmonatiger Deutsch-Kurs in Lindau steht aber demnächst auf dem Plan, sagt er und lacht. „Ich mag die Atmosphäre in Hostels, da lernt man immer Leute kennen und kann zusammen kochen und weggehen. Mich stört es nicht, wenn ich ein Zimmer mit mehreren Leuten teilen muss.“

    Das empfinden auch Maria und Tina, beide 17 Jahre alt, aus der Nähe von Kempten so. Sie verbringen drei Tage in der Domstadt, um eine Freundin zu besuchen. Und natürlich bietet das Hostel eine günstige Möglichkeit zum Übernachten. Ab 16 Euro zahlt man für ein Mehrbettzimmer, 24 Euro für ein Doppelzimmer – pro Nacht. „Für die Verpflegung ist jeder selbst zuständig, eine bestens ausgestattete Küche und ein riesiger Kühlschrank stehen zur Verfügung“, erklärt Hein. Kaffee und Tee gibt es immer umsonst, auch Internet per Kabel und Funknetz (W-Lan) steht kostenlos zur Verfügung. Heins Kompagnon Holger Siefert ist aufgefallen, dass immer mehr Reisende mit dem Note-Book unterwegs sind, „dass man da richtig abschalten kann“, kann er sich nicht vorstellen.

    Die Idee ein Hostel zu eröffnen, hatten Marco Hein und Holger Siefert vor ein paar Jahren. Nach aufwändigen Recherchen „ob sich das in einer Kleinstadt lohnen kann“, wurde 2005 Eröffnung gefeiert. „Wir sind selbst oft herumgereist und haben viel Zeit in Hostels verbracht, so dass wir jede Menge Erfahrung einbringen konnten.“ Und: Die vergangenen drei Jahre haben gezeigt, dass es sich lohnt. Aller Anfang sei zwar schwer gewesen, die Gästezahlen aber stetig gestiegen. „Es ist Potenzial vorhanden“, so der 33-jährige Siefert, der auch im Vorstand des „Backpacker Network“ ist.

    Wer der typische Tourist ist, der im Hostel unterkommt, sei schwer zu sagen. „Individualreisende mit Rucksack, junge Leute, aber auch mal Familien oder Senioren“, so Siefert. Etwa 50 Prozent der Gäste seien aus Deutschland, die andere Hälfte aus dem Ausland, viele aus Amerika oder Asien. Da wird im Gemeinschaftsraum mit der gemütlichen Sofaecke schon mal über Politik diskutiert: „Gerade jetzt, wo der amerikanische Wahlkampf am Laufen ist, ist das sehr spannend.“ Da verbringen auch er und sein Mit-Betreiber mal einen Abend mit den Gästen. An eine lustige Begebenheit erinnert sich Siefert immer wieder gerne: Da habe ein Koreaner einem Deutschen in der Küche erzählt, dass er gerade in Salzburg war. „In der Stadt Goethes also“, habe der Deutsche geantwortet. Darauf der Koreaner: „Nein, das war Mozart, Goethe lebte in Weimar.“

    Auch wenn die Zimmer im Babelfish mit Stockwerkbetten und Spinds sehr spartanisch eingerichtet sind – die in freundlichen Farben gehaltenen Räume strahlen eine angenehme Atmosphäre aus. In der Dusche hängen sogar Blumen von der Decke, auch eine Waschmaschine steht bereit. Hein und Siefert stehen jederzeit mit Infos über die Stadt Würzburg zur Verfügung, geben ihren Gästen Insider- und Ausgehtipps. „Der Job macht einfach Spaß, man hat immer mit Menschen aus verschiedenen Kulturen und Sprachen zu tun.“ Als Konkurrenz zur Jugendherberge sehen sie sich nicht, „erstmal haben wir viel weniger Betten (insgesamt 50) und zweitens ist unser System ganz anders“, so Hein. Im nächsten Jahr wollen die Beiden wahrscheinlich Frühstück anbieten, „natürlich nur für Reisende, die das möchten“.

    Stichwort

    Hostels Die Hostel-Idee gibt es in den USA sowie in Australien und Neuseeland schon seit vielen Jahren. In Deutschland eröffneten die ersten Betriebe vor etwa 15 Jahren, eine wahre Gründerwelle gab es um das Jahr 2000. Das Backpacker Network rechnet damit, dass sich in den nächsten Jahren in zahlreichen deutschen Städten noch Hostels gründen werden und vermehrt vergleichbare Betriebe in attrakti-ven ländlichen Regionen aufgebaut werden. Mehr Infos im Internet unter www.backpackernetwork.de und www.babelfish-hostel.de

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