Noch behindern Gerüststangen die Sicht vom künftigen Frühstücksraum auf das Mainufer von Ochsenfurt. Wenn alles läuft wie geplant, sollen Ende des Jahres die ersten Gäste ins neue Hotel am Flockenwerk einziehen können, sagt Bauherr Joachim Beck. Sein Zeitplan klingt gewagt. Doch die Eröffnung am 30. Dezember steht dick markiert in Becks Terminkalender.

In einem Pressegespräch stellte der Investor nun Eva Meintzinger als neue Betreiberin vor. Die 25-jährige Hotelfachfrau und Tourismusmanagerin aus Frickenhausen ist in Ochsenfurt keine Unbekannte mehr, seit sie im vergangenen Jahr die Weinbar an der Alten Mainbrücke übernommen und in "Meintz" umbenannt hat. Auch in der Region hat der Name einen guten Klang. Das Hotel Meintzinger in Frickenhausen, um das ihre Großeltern das Familienweingut erweitert haben, ist eine bekannte Adresse.

"Das Hotel-Gen hab ich von meiner Oma geerbt", sagt Eva Meintzinger. Nach dem Abi machte sie eine Ausbildung zur Hotelfachfrau im Melchior Park Hotel am Würzburger Hubland und schloss ein Studium im Fach Tourismusmanagement ab. Ihr festes Ziel dabei: irgendwann einmal ein Hotel zu führen. "Deshalb ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen, als Joachim mich gefragt hat."
Beide Hotels sollen eigenständig, aber eng vernetzt sein.
Das Hotel und das Weingut in Frickenhausen, das im Moment noch von Eva Meintzingers Eltern geleitete wird, soll später einmal ihr älterer Bruder Philipp führen, erzählt sie weiter. Naturgemäß werde die Vernetzung zwischen den beiden Betrieben eng sein, "aber das Hotel in Ochsenfurt ist vollkommen eigenständig, da stehe ich allein dafür", so Eva Meintzinger weiter. Dieses Selbstbewusstsein drückt sich auch im Namen des Hotels aus. "Hotel Meintz II" wird es heißen.

In ihrem Erscheinungsbild unterscheiden sich die beiden Herbergen deutlich. Während das Hotel Meintzinger in Frickenhausen vom Charme seines barocken Gemäuers und der individuellen Ausstattung profitiert, werden im Hotel "Meintz II" klare Linien, helle Farben und viel Holz prägend sein, so die künftige Hotelchefin.
Der Rohbau des Hotels wird plangemäß fertig
Doch wie steht es um den Baufortschritt? Nach dem milden Winter und der planmäßigen Fertigstellung des Rohbaus ist Investor Joachim Beck sehr zuversichtlich, dass die Eröffnung heuer noch klappt. "Das wird ein Kraftakt, aber wenn wir die Firmen für den Innenausbau bekommen, schaffen wir das", sagt er.
Einen Vorgeschmack gibt Beck beim Rundgang über die Baustelle. Ans Foyer schließt sich der langgezogene Hoteltrakt mit 45 Zimmern auf zwei Etagen an. Mit 30 Quadratmetern seien die Doppelzimmer deutlich größer als der Standard und lassen sich mit benachbarten Suiten zu einer Ferienwohnung für Familien erweitern.
Joachim Beck glaubt an die Zukunft der Urlaubsregion am Main
Dabei hat Beck als Zielgruppe Urlauberinnen und Urlauber im Blick, die für mehr als einen Kurztripp in Mainfranken bleiben wollen. "Ich sehe so viel Potenzial in unserer Region, mit den Kernthemen Main und Wein können wir punkten", sagt er und träumt von einer "Genussregion Weinland Franken" in enger Zusammenarbeit der Gemeinden am Maindreieck, an der Mainschleife und im "Weinparadies" am südlichen Steigerwald.

Vorbilder sieht Beck dabei in Ferienregionen wie dem Bayerischen Wald und dem Bregenzerwald, die sich in jüngerer Zeit prächtig entwickelt hätten. "Das sind unsere Benchmarks", so Beck. Zuversicht schöpft er dabei aus einer neuen Generation im Tourismusmanagement, die erkannt habe, dass Kirchturmdenken schädlich sei und sich die Region nur als Ganzes bundesweit vermarkten lasse.
Den Brückenschoppen an der Alten Mainbrücke wird es auch weiterhin geben
Eva Meintzingers Gedanken kreisen derweil um praktische Fragen. "Ein gutes Team zusammenzubringen, wird noch eine Herausforderung", sagt sie, "aber da bin ich zuversichtlich." Die persönliche Beziehung zwischen der Chefin und den Mitarbeitenden, die sie während ihrer Ausbildung schätzen gelernt hat, wolle sie auch in ihrem Team pflegen.
"Mir geht es auch darum, den Hotelberuf attraktiv zu machen", so Eva Meintzinger weiter. Deshalb will sie in ihrem Hotel Fachkräfte ausbilden, allerdings erst ab dem zweiten Jahr nach der Eröffnung. "Die Ausbildung soll nicht unter dem Stress der ersten Monate leiden", sagt sie.
Zunächst bereitet sich Eva Meintzinger auf die Eröffnung der Weinbar an der Alten Mainbrücke vor. Pünktlich zum 1. Mai soll auch die Renovierung der Fassade am Schlössle abgeschlossen sein. Die Weinbar will Eva Meintzinger auch künftig in den Sommermonaten weiterbetreiben, sagt sie. Im Hotel soll es ebenfalls eine Weinbar geben, die nicht nur den Hausgästen offensteht. Das Weinbistro im Café Dehner wird Eva Meintzinger allerdings aufgeben. Es gebe aber bereits mehrere Interessenten, die das Lokal in gleicher Weise weiterführen wollen.