Noch herrscht Uneinigkeit darüber, wie das 49-Euro-Ticket für Busse und Bahnen finanziert werden soll. Die Verkehrsminister von Bund und Ländern hatten sich grundsätzlich für ein bundesweit nutzbares Nahverkehrsticket für 49 Euro im Monat ausgesprochen. Als Vorbild dient das millionenfach gekaufte 9-Euro-Ticket. Es ermöglichte im Juni, Juli und August dieses Jahres für neun Euro pro Monat bundesweit Fahrten im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV).
Doch wofür nutzten die Fahrgäste das 9-Euro-Ticket überhaupt? Und wie viel wäre ihnen ein Nachfolgemodell wert? Der Zwischenbericht einer Befragung von rund 30.000 Fährgästen aus Mainfranken liegt dieser Redaktion exklusiv vor. Die von der Nahverkehr Mainfranken GmbH beauftragte Studie gibt Antworten auf Fragen, die mit Blick auf die anstehende Konferenz von Bund und Ländern an diesem Mittwoch, 2. November, relevant sind. Denn sie zeigen, was die Bürgerinnen und Bürger wirklich wollen.

So wurden die Fährgäste in den Sommermonaten gefragt: "Mal in die Zukunft gedacht: Wie viel dürfte ein Monatsticket mit dem gleichen Leistungsumfang wie das 9-Euro-Ticket Ihrer Meinung nach maximal kosten?" Die mittlere Zahlungsbereitschaft für ein solches Ticket beträgt 37 Euro. Tatsächlich wird der Preis voraussichtlich bei 49 Euro liegen. Unter anderem der Sozialverband VdK, Verbraucherzentralen und der Fahrgastverband Pro Bahn äußerten bereits Kritik an dem Preis, der für einkommensschwache Menschen zu teuer sei.

Der günstige Preis des 9-Euro-Tickets war auch für über 80 Prozent ein entscheidender Grund, das Angebot zu nutzen. Doch auch die Möglichkeit, gemeinsame Reisen mit Familie oder Freunden zu unternehmen, und der Umweltschutz überzeugten die Fahrgäste.

In den derzeitigen Verhandlungen über das 49-Euro-Ticket sorgt ein Punkt für Streit: Soll es das Ticket nur digital geben oder auch in einer analogen Form? Schaut man sich an, wo das 9-Euro-Ticket gekauft wurde, dürfte die Antwort aus Sicht der Nutzerinnen und Nutzer leicht fallen. Zwar kauften 43 Prozent das Ticket auf digitalem Weg (in der App oder auf der Webseite). Doch mehr als jedes vierte Ticket wurde in Papierform am Automaten gekauft.

Ginge es nach Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter, sollte es auch eine analoge Möglichkeit geben, das Ticket zu kaufen: "Wir wollen ein Ticket für alle Menschen auf den Weg bringen, aber nicht alle sind digital unterwegs", sagte der CSU-Politiker im Gespräch mit dieser Redaktion.
Unzufrieden mit der Erreichbarkeit von Haltestellen
51 Prozent der befragten Fahrgäste haben sich ein 9-Euro-Ticket gekauft, 41 Prozent besaßen es über ihr gültiges ÖPNV-Abonnement ohnehin schon. Neun Prozent haben sich gegen den Kauf eines 9-Euro-Tickets und stattdessen für einen anderen Fahrschein entschieden. Aus dem Zwischenbericht der Studie geht hervor, dass Personen, die sich kein 9-Euro-Ticket gekauft haben, mit der Erreichbarkeit von Haltestellen unter allen Befragten am unzufriedensten waren.
Auch deshalb pocht der bayerische Verkehrsminister Bernreiter auf sogenannte Regionalisierungsmittel. Die Bundesländer sind nur zu einer Mitfinanzierung des 49-Euro-Tickets bereit, wenn es eine Einigung über eine generelle Anhebung der Regionalisierungsmittel gibt – mit dem Geld aus Berlin bestellen sie Leistungen mit Bussen und Bahnen bei Verkehrsanbietern.

Der Zwischenbericht stellt auch eine "Fahrkartenkannibalisierung" durch das 9-Euro-Ticket fest. 70 Prozent der befragten Fahrgäste hätten den Weg auch ohne das Angebot mit einem anderen ÖPNV-Ticket unternommen.

Die Nahverkehr Mainfranken GmbH hat die Befragung beauftragt. Die Gesellschaft wurde gegründet, um das Verbundgebiet des Verkehrsverbundes Mainfranken GmbH (VVM) – bestehend aus Stadt und Landkreis Würzburg und den Landkreisen Kitzingen und Main-Spessart – um die Stadt und den Landkreis Schweinfurt sowie die Landkreise Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Haßberge zu erweitern. Der Freistaat hat die Kosten der Studie in voller Höhe gefördert.