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WÜRZBURG: Faible für schöne Waffen

WÜRZBURG

Faible für schöne Waffen

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    Mit viel Gefühl: Hubertus Steinerstauch repariert Gewehre und fertigt Büchsen an.
    Mit viel Gefühl: Hubertus Steinerstauch repariert Gewehre und fertigt Büchsen an. Foto: Foto: Pat Christ

    Sein Großvater startete das Geschäft: 1929 eröffnete Fritz Steinerstauch seinen Büchsenmacher-Meisterbetrieb am Würzburger Bruderhof. Geschäft und Werkstatt existieren heute immer noch, vieles erinnert an den Firmengründer. Zum Beispiel die nostalgisch wirkende Drehbank. „Hier kann noch immer alles gedreht werden, was am Gewehr rund ist“, sagt Fritz Steinerstauchs Enkel Hubertus. Zum Beispiel das Äußere eines Gewehrlaufs oder der Schlagbolzen.

    Dass jemand heute noch sein Brot als Büchsenmachermeister verdient, ist für viele Menschen, denen Hubertus Steinerstauch erzählt, was er beruflich macht, überraschend. Viele haben das Wort „Büchsenmacher“ noch nie gehört: „Sie denken, dass ich Colabüchsen herstelle.“ Andere, die wissen, dass ein Büchsenmacher Gewehre fabriziert, schauen Steinerstauch fragend an und äußern: „Aber Sie sehen so friedlich aus.“ Das bringt ihn zum Schmunzeln. „Ich bin ja auch friedlich“, entgegnet der 50-Jährige, der sein Handwerk im elterlichen Betrieb sowie in der Berufsschule in Ehingen an der Donau gelernt hat.

    Ein vielseitiger Beruf

    Büchsenmacher zu sein, ist ein vielseitiger Beruf. Schon im ersten Ausbildungsjahr lernen Gesellen, Metalle für die Gewehrläufe zu bearbeiten, also zu feilen und sägen, zu bohren und zu drehen. Gewehre bestehen allerdings nicht nur aus Stahl. Auch Holz kommt laut Hubertus Steinerstauch zum Einsatz: „Wir verwenden Nussbaumholz in unterschiedlicher Qualität.“ Mancher Kunde will ein ganz einfaches Holz für den Schaft haben. Andere wünschen, dass man schon am edlen Holz die Qualität des Gewehrs sieht. Dann wird auffällig gemasertes Wurzelholz verwendet.

    Büchsenmacher sind nicht nur gute Handwerker: „Erforderlich sind auch ballistische Kenntnisse.“ Ein Büchsenmacher muss ausrechnen können, welche Kräfte beim Abschuss im Gewehr wirksam werden. Prinzipiell sind die Kräfte, die das Material aushalten muss, immens. „Der Druck beträgt bis zu 4000 Bar“, sagt Steinerstauch. Zum Vergleich: In Autoreifen herrscht ein Druck um die zwei Bar.

    Optisches Know-how wichtig

    Neben handwerklichen und ballistischen Kenntnissen müssen sich Gesellen des Büchsenmacherhandwerks optisches Know-how aneignen. Ein Gewehr besteht ja nicht nur aus Stahlrohr und Schaft, sondern hat auch, ganz entscheidend für Jagd und Sport, ein Zielfernrohr. Darum sind auch optische Berechnungen notwendig.

    Um die zehn Repetiergewehre fertigt der Büchsenmachermeister jedes Jahr in seiner Werkstatt individuell nach den Wünschen seiner Kunden an. Das ist deutlich weniger als das, was von Vater und Großvater fabriziert wurde: „Doch der Trend geht seit langem zu Gewehren von der Stange.“ Allerdings ist es gar nicht so einfach, das richtige Gewehr für sich zu finden. Büchsenmachermeister beraten, welche Waffe zu welchem Kunden passt. Und auch das will gelernt sein. „Eine 1,60 Meter große Frau benötigt, was die Schaftlänge anbelangt, ein anderes Gewehr als ein Mann, der 1,80 Meter groß ist“, erläutert der Waffenspezialist. Auch die Jagdart spielt bei der Auswahl eine Rolle. Wie soll gejagt werden? Und wann will man auf die Jagd gehen? „Das Zielfernrohr unterscheidet sich, je nachdem, ob tags oder nachts gejagt wird“, sagt der Büchsenmachermeister.

    Große Nachfrage nach Beratung

    Die Nachfrage nach Beratung ist groß. Aus der gesamten Region Würzburg, aus dem Spessart und der Rhön kommen die Kunden zu Steinerstauch: „Ein großer Kundenkreis stammt außerdem aus Rumänien.“ Schließlich hat es der Würzburger auch mit Jagdfans aus Norwegen zu tun.

    Gefragt sind seine Kenntnisse vor allem auch dann, wenn etwas mit der Repetierbüchse, dem Drilling, der Bockbüchsflinte oder dem Bergstutzen nicht stimmt: „Beispielsweise können die Schlagfeder oder der Schlagbolzen kaputt gehen.“ Oft sind es alte Waffen, teilweise noch vor dem Zweiten Weltkrieg hergestellt, die Steinerstauch repariert. Sofern sie nicht völlig verrostet sind.

    Ein Büchsenmacher muss selbstverständlich auch einschlägige waffenrechtliche Bestimmungen kennen, wie sie im Waffen-, Beschuss-, Kriegswaffenkontroll-, Sprengstoff und Jagdrecht festgehalten sind. Auch dieses Wissen wird schon während der Gesellenzeit vermittelt. Die Gesetze regeln, wer Waffen erwerben und besitzen darf, wie Waffen zu führen und wie sie zu transportieren und aufzubewahren sind.

    Wer den Beruf des Büchsenmachers erlernt, sollte sich auch darauf einstellen, dass er regelmäßig in Diskussionen mit der Gefährlichkeit von Waffen in privatem Besitz konfrontiert wird. Für Steinerstauch sind diese Debatten, die vor allem nach Amokläufen aufflammen, inzwischen ziemlich leidig: „Es gibt sehr viel mehr Menschen, die im Verkehr sterben, als durch private Waffen.“ Doch über die Verkehrstoten werde nicht derart emotional diskutiert.

    So friedlich, wie Hubertus Steinerstauch ist, so friedlich sind auch seine Kundinnen und Kunden. Keiner hat jemals auf andere Menschen angelegt. Auch von der Kundschaft seines Vaters und Großvaters ist dem Büchsenmachermeister nicht bekannt, dass sie ihre Waffen je missbraucht hätten.

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