Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

WÜRZBURG: Fairtrade-Produkte gewinnen an Bedeutung

WÜRZBURG

Fairtrade-Produkte gewinnen an Bedeutung

    • |
    • |
    Wollen faire Produkte anbieten: Karin Zemanek-Münster (vorne) und Heike Sämann verkaufen im Naturkaufhaus seit Anfang des Jahres auch FairMail-Karten.
    Wollen faire Produkte anbieten: Karin Zemanek-Münster (vorne) und Heike Sämann verkaufen im Naturkaufhaus seit Anfang des Jahres auch FairMail-Karten. Foto: Foto: Regine Beyss

    Es ist nur ein Produkt von vielen. Aber vielleicht ist es gerade deshalb interessant. Seit Anfang des Jahres bietet das Naturkaufhaus FairMail-Karten an (siehe Infokasten). Der Erlös soll benachteiligten Jugendlichen in Peru und Indien zugute kommen. Ein Projekt, dass sich fairen Handel auf die Fahne geschrieben und Verbrauchern die Augen öffnen möchte – wie viele andere Initiativen auch. Doch hat diese Idee Aussicht auf Erfolg?

    Heike Sämann nickt. „Das Thema fairer Handel ist auf jeden Fall wichtiger geworden“, sagt die Geschäftsführerin vom Naturkaufhaus. Erst beim Jahresempfang der Grünen widmete sich die Bundestagsabgeordnete Bärbel Höhn diesem Thema. „Wir sind immer froh, wenn es auch von Politikern angesprochen wird“, so Sämann.

    Ursprünglich setzte das Kaufhaus ausschließlich auf biologische Produkte. Kosmetik- und Geschenkartikel, Kleidung und Haushaltswaren müssen ökologischen Anforderungen entsprechen. Doch inzwischen werden auch Produktions- und Handelsbedingungen immer wichtiger.

    „Uns interessiert die Verbindung zwischen fair und öko“, erklärt Inhaberin Karin Zemanek-Münster. „Wir wollen Produkte anbieten, die beides können.“ Inzwischen gebe es auch einige Anbieter, die beides unter einen Hut bekämen. „Manche unserer Partner zeichnen ihre Produkte noch nicht einmal als fair aus – für sie ist das ganz selbstverständlich“, sagt Sämann. Oft könne man die beiden Aspekte auch gar nicht voneinander trennen. „Nur wer anständig bezahlt wird, macht auch anständige Arbeit und produziert qualitativ hochwertige Produkte“, glaubt sie.

    Die beiden Frauen beobachten, dass das Thema „Fair Trade“ immer häufiger diskutiert wird. Nicht zuletzt wegen der Bemühungen der Stadt, sich „Fairtrade-Town“ nennen zu dürfen. Würzburg listet inzwischen über 20 Händler und Geschäfte auf, die faire Produkte anbieten. Dabei sind unter anderem der Weltladen, der Caritasladen, die Mainfränkischen Werkstätten, das Theater am Neunerplatz sowie zahlreiche Cafés und Restaurants. Auch das Naturkaufhaus beteiligt sich an dieser Initiative.

    Akzeptable Arbeitsbedingungen

    Die FairMail-Karten sind nur eines der Produkte im Laden, die Wert auf akzeptable Arbeitsbedingungen und fairen Lohn legen. Doch sie haben vor allem Jugendliche im Blick. Die Motive der Postkarten stammen von Fotografen aus Indien und Peru, die sich mit ihrer Arbeit bei FairMail ihren Lebensunterhalt verdienen. Das Geld soll der medizinischen Versorgung und der Ausbildung dienen.

    „Wir finden den Blick der Jugendlichen auf die Welt spannend“, sagt Zemanek-Münster. Ihr gefällt die Idee, nicht einfach Almosen zu verteilen, sondern die Arbeit der Jugendlichen aktiv zu unterstützen: „Sie bekommen das Geld schließlich für ihre Hände Arbeit.“ Zwischen 1,20 und 2,40 Euro kosten die Karten. Günstigere Alternativen gebe es genug. „Das ist natürlich eine Frage der Prioritäten“, findet Sämann. „Wir müssen bereit sein, mehr zu zahlen, wenn wir Produkte wollen, die vernünftig produziert wurden.“ Das Geld spiele bei der Kaufentscheidung aber immer noch eine wichtige Rolle. „Und auch die Ästhetik“, ergänzt Zemanek-Münster. „Die Idee des fairen Handels kann nur funktionieren, wenn sie unserem europäischen Geschmack entspricht.“

    Trotzdem sei die Chance für einen Wandel da. „Die meisten wissen doch genau, wie es läuft“, sagt die Inhaberin. „Jetzt müssen wir nur noch verstehen, dass auch wir den Preis für die billigen Produkte bezahlen.“

    Das Naturkaufhaus sieht sich als Anbieter und Anlaufpunkt. Entscheiden müsse letztendlich doch der Konsument, so Sämann. Mit den FairMail-Karten ist ein weiteres faires Angebot hinzugekommen. Das Team vom Naturkaufhaus ist optimistisch: „Man denke nur an den berühmten steten Tropfen.“

    Das FairMail-Projekt

    Die Gründer Janneke Smeulders und Peter den Hond stammen aus Holland. Sie lebten in Peru und arbeiteten dort mit Straßenkindern, die auf Müllhalden nach recycelbaren Materialien suchten. Dabei kam ihnen die Idee des „FairMail“-Projektes.

    Laut der Organisation erhalten die Jugendlichen zwischen 14 und 19 Jahren einen Anteil aus den Verkaufserlösen, wenn sie sich ernsthaft und langfristig am Projekt beteiligen. Mit dem Geld können die Jugendlichen ihre Familie versorgen und in ihre Bildung investieren.

    Auf jeder Karte kann der Käufer nachlesen, von wem das jeweilige Motiv stammt. Auch eine Kontaktaufnahme per Mail ist möglich. FairMail ist ein geprüftes Mitglied der World Fair Trade Organization. Weitere Infos unter www.fairmail.info

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden