Noch gibt es keinen Grenzwert für den erlaubten Kunststoffanteil im Biomüll. Doch in diesem Jahr soll der Bundesrat über die "kleine Novelle der Bioabfallverordnung" abstimmen, dann könnte so ein Grenzwert kommen. Dass bislang zu viele sogenannte Störstoffe in den braunen Tonnen landen, zeigt eine stichprobenartige Umfrage bei Landratsämtern in Unterfranken.
Am Landratsamt Kitzingen starten die Abfallberater bereits 2018 eine "Störstoff-Kampagne": Fand das Team der Müllabfuhr bei der Leerung der Biotonnen Störstoffe, klebte es eine "Gelbe Karte" in Aufkleberform auf die Mülltonne. Landeten wiederholt Dinge, die dort nicht hineingehörten, in der Biotonne, gab es eine "Rote Karte" - mit dem Hinweis, sich mit der Abfallberatung in Verbindung setzen.

In Karlstadt und Gemünden im Landkreis Main-Spessart erhielt bei einer ähnlichen Aktion im Herbst 2020 jede zehnte Tonne gleich die Rote Karte und wurde deshalb nicht geleert. Bei einer erneuten Kontrolle im Frühjahr 2021 sei dann ein deutlicher Rückgang festgestellt worden, heißt es im Landratsamt. Künftig soll es stichprobenartig Tonnen-Kontrollen im Vorfeld der Leerungen geben.
Den Müll richtig zu trennen trägt zum Umweltschutz bei. Laut der Umweltstation der Stadt Würzburg wird mit der braunen Tonne "rund ein Fünftel des gesamten Hausmülls als biologisch verwertbarer Abfall erfasst". Der Bioabfall werde kompostiert, der "entstehende Kompost kann als Bodenverbesserer verwendet werden" und Düngemittel ersetzen. Doch was landet überhaupt alles falsch in Unterfrankens Biomüll?
1. Verpackungen aller Art
Vor allem Verpackungen aller Art landen laut den Landratsämtern Schweinfurt und Main-Spessart häufig in der Biotonne: Kunststoffnetz, Plastikfolie, Plastikbecher, Glas, Getränkekartons, , Konserven. Wer Lebensmittel in den Biomüll wirft, muss die Verpackung vorher entfernen. Viele Verpackungen aus Kunststoff oder auch Obst- und Gemüsenetze gehören in die Gelbe Tonne oder den Gelben Sack gegeben, Gläser und Glasflaschen in den Glascontainer.

2. Kompostierbare oder biologisch abbaubare Plastiktüten

Ein Sonderfall und ein Problem sind Plastiktüten, die häufig für den Sammeleimer verwendet werden. Besonders beliebt sind sogenannte Bio-Müllbeutel, die mit der Bezeichnung "kompostierbar" oder "biologisch abbaubar" angeboten werden. Sie würden "von den Bürgern in gutem Glauben im Handel erworben", heißt es beim Landratsamt Main-Spessart. Die Plastiktüten seien jedoch nur für Restmülltonne geeignet.
Das Landratsamt Rhön-Grabfeld weist darauf hin, dass diese Biotüten keinen ökologischen Vorteil haben. Laut einer EU-Norm müssten 90 Prozent der Bestandteile von Biomüll innerhalb von drei Monaten zerfallen, sagt Klaus Bittorf, Leiter des Wertstoffzentrums Bad Neustadt. Biomüllbeutel, die zum Beispiel aus Maisstärke vermischt mit Polyester bestehen, würden Probleme in den Kompostieranlagen verursachen, sagt Bittorf. Denn die natürliche Verrottung dauere bei solchen Biotüten noch viel länger als bei Küchenabfällen. Zudem bestehe die Gefahr, dass die Beutel schmelzen und die Anlage verkleben.

Am Kompostwerk Kitzingen wird der Biomüll maschinell und per Hand vorsortiert. "Dabei kann der Arbeiter nicht mehr unterscheiden, ob die mittlerweile verschmutze Tüte kompostierbar ist oder nicht", sagt Abfallberater Harald Heinritz. Dass die Tüten deshalb auf alle Fälle aussortiert werden müssten, verursache einen erheblichen Mehraufwand und sorge für zusätzliche Kosten.
Was tun? Wer seinen Biomüll in Tüten sammelt, sollte die Abfälle daraus in die braune Tonne leeren und den Beutel selbst anschließend in den Restmüll werfen. Harald Heinritz hat aber eine umweltfreundlichere Alternative, um den Eimer sauber zu halten. Sein Tipp: "Zeitung unten rein und alle feuchten und riechenden Bioabfälle zusätzlich in Papier einwickeln." Zeitungspapier, sonstige Papiertüten oder Papierblätter seien "die einzig zulässige Verpackung, die mit in den Biomüll darf".
3. Asche, Zigaretten, Straßenkehricht

Durch Kontrollen weiß man am Landratsamt Schweinfurt, dass auch einige Asche und Straßenkehricht im Biomüllfahrzeug landen. Diese Materialien gehören wegen möglicher Schadstoffbelastung jedoch in die Restmülltonne. Und auch Zigaretten müssen immer zum Restmüll, genauso wie Staubsaugerbeutel.
4. Windeln und Textilien

Auch wenn Windeln zu einem guten Teil aus Papier bestehen, ist dem Landratsamt Schweinfurt zufolge "doch viel Kunststoff daran und darin" - und diese Anteile machen große Probleme bei der Kompostherstellung. Deshalb gehören Windeln in die Restmülltonne.
Auch Textilien oder Schuhe finden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Müllabfuhr immer wieder in Biotonnen. Wenn die Textilien kaputt oder sehr stark verschmutzt sind, sollten sie in den Restmüll geworfen werden. Sind die Kleider noch in einem tragbaren Zustand, dann können sie in Altkleidercontainer gegeben werden.

5. Katzen– und Kleintierstreu, Tierkot, Tierkadaver, Schlachtabfälle

Bei den Kontrollen in der Region Schweinfurt tauchte auch Katzenstreu in den Biotonnen auf, teilt ein Sprecher des Landratsamtes mit. Katzen- und Kleintierstreu gehört jedoch in die Restmülltonne. Gleiches gilt für Hundekot und andere Tierexkremente.
Man habe im Landkreis Rhön-Grabfeld auch schon schon Tierkadaver und Schlachtabfälle in den Biotonnen gefunden, sagt Wertstoffzentrums-Leiter Klaus Bittorf. Im Biomüll dürfen diese jedoch nicht beseitigt werden, sie können bei der Tierkörperbeseitigung angemeldet werden.
Was Verbraucherinnen und Verbraucher tun können

Selbst Besteck und andere Metallteile, Altholz und sogar Elektrogeräte sind schon in braunen Tonnen der Region entsorgt worden - oder anderer schadstoffhaltiger Problemabfall. "Wir würden uns wünschen, dass die Menschen in Zukunft nachhaltiger konsumieren und zugleich wieder mehr Wert auf eine noch bessere Mülltrennung legen", sagt der Kitzinger Abfallberater Harald Heinritz.
Im Alltag hörten er und seine Kolleginnen und Kollegen oft, dass der oder die Einzelne hier nichts ausrichten könne - doch genau das Gegenteil sei der Fall. Der beste Abfall aber sei sowieso der, der gar nicht erst entsteht, sagt Heinritz: "Dies kann jeder Verbraucher bereits beim Einkauf oder durch eine kreative Weiterverwendung der Rohstoffe positiv beeinflussen."