"Fastnacht in Franken" aus Veitshöchheim, live und vor ausverkaufter Halle: Drei Jahre mussten Faschingsfans und Akteure darauf warten. Die Künstlerinnen und Künstler hatten auf ihre Auftritte gebrannt - und fielen sich danach hinter der Bühne vor Freude und Erleichterung in die Arme.
Auf der Bühne bewiesen sie bei der Generalprobe am Donnerstag und dann der Live-Sendung an diesem Freitagabend, dass sie in der Corona-Zwangspause nichts verlernt hatten. Im Gegenteil: "Fastnacht in Franken" 2023 war nicht nur eine perfekte Show, da steckte viel Herzblut und Lebensfreude drin! Und es gab auch stille und bewegende Momente.
Krankenschwester von Barbara Stamm durfte auf ihrem Sitz Platz nehmen
Erstmalig kamen gleich zu Beginn der Sendung alle Darsteller und Gruppen auf die Bühne. Sie wollten nicht nur ein gemeinsames Lied anstimmen. Sondern vor allem Barbara Stamm noch einmal würdigen. Die im Oktober 2022 verstorbene CSU-Politikerin und ehemalige Landtagspräsidentin war Stammgast in Veitshöchheim gewesen. Volker Heißmann sprach bewegende Worte und stellte fest, dass es nicht im Sinne von Barbara Stamm gewesen wäre, dass ihr Platz freibleibe. Drum werde der als Stammplatz jetzt immer an besondere Gäste vergeben, in diesem Jahr an eine der Krankenschwestern von Barbara Stamm. Und dann gings auch schon schon los, weil Barbara Stamm hätte bestimmt nicht gewollt, dass wir Trübsal blasen, so Heißmann.

Auch einem anderen schweren Thema wichen die Akteure auf der Bühne nicht aus. Die Frage "Darf man ausgelassen feiern, während in der Ukraine ein blutiger Krieg tobt?", gingen sie offensiv an. "Wir verteidigen unsere Demokratie mit Feiern und mit Lachen", lautete die Antwort von Klaus Karl Kraus, der als Erlanger "Kärwa Gerch" das fränkische Brauchtum in seiner Kirchweih-Bütt würdigte.
Plädoyer des überragenden Faschingsprinzen Peter Kuhn
Peter Kuhn von der Schwarzen Elf in Schweinfurt – dieses Jahr als Faschingsprinz "Peter der III" - wurde noch deutlicher. Putin, dem "Kriegsverbrecher" und seinen hiesigen "Lakaien und Wagenknechte" müsse man die Stirn bieten. Und mit seinem Credo, Fastnacht zu feiern, um den Irrsinn in dieser Welt meistern zu können, sprach Kuhn vielen im Publikum aus der Seele. Als er hinzufügte, auch wenn den Menschen vor Ort in der Ukraine nicht zum Feiern zumute sei, wurde es ganz still im Saal. "Die Fastnacht steht für Frieden, Freiheit und Toleranz", sagte Kuhn. "Es sei denn …", fügte er an und lächelte verschmitzt, "…Klimaaktivisten kleben sich vor den Rosenmontagszug. Da verstehen Narren keinen Spaß!"

Altneihauser Feierwehrkapell`n erklärt Absage vom vorigen Jahr
Mit Walt Disneys Dschungelbuch-Klassikern zum Mitsingen griff die A cappella Band Viva Voce aus Ansbach das Thema auf. Man könne es ja auch "mit Gemütlichkeit probieren" und warten, dass der Nachbar etwas fürs Klima tut. Nilpferddame Amanda klebte sich gar an der Hand von Bauchredner Sebastian Reich fest - bis sich schließlich zum Finale alle Künstler auf die Bühne klebten. Weil Fastnacht in Franken zu feiern einfach viel zu schön sei, um heimzugehen. Nur die Altneihauser Feierwehrkapell'n marschierte -zusammengeklebt - noch über die Bühne. Weil in Franken nicht mal der Klebstoff halte, lästerte die Oberpfälzer Gruppe.

Die Feierwehr hatte sich ja lange geziert, kam dann aber doch, um die bis dahin harmonische Sitzung zu "stören". Ihr selbsternannter Kommandant Norbert Neugirg sah sich allerdings genötigt, erst einmal die Absage vom vorigen Jahr zu erklären: "Weil uns Veitshöchheim zu gefährlich war - hier galt ja noch im letzten Jahr - im Stehen eine Maskenpflicht - im Sitzen aber galt sie nicht", reimte Neugirg. "Die Idee, dass keinerlei Gefahr besteht - sobald man in die Hocke geht - um im Virenfreien Raum zu sein, leuchtet einem Oberpfälzer doch nicht ein."
Michl Müller, Sebastian Reich und die Neulinge
Zwei Akteure waren bei der Kult-Sendung des BR zum ersten Mal dabei. Aus "Westmittelfranken" kamen die "Dietenhöfner Dudemänner", die mit ihrem "Gankino Circus" eine kleine Prunksitzung in der großen arrangierten. Mit viel Musik und Schwung sorgten die vier Dudemänner sogar dafür, dass auch bei Fastnacht in Franken ein Männerballett eine Chance hat.

Und Bauchredner Sebastian Reich brachte mit der Elefantin "GabriEle Fant" einen neuen Charakter auf die Bühne. Für eine "außerordentliche Sonderprüfung der Veranstaltungsstätte" musste Amanda da erst mal warten. Die Nilpferddame berichtete dann von ihrem neuen Job als Influencerin und empfahl den anwesenden Kirchenvertretern im Saal ihre "Schönwetter-App ohne Wölki".

Auch Michl Müller ist bei der "Fastnacht in Franken" nicht mehr wegzudenken. Die entwickelte sich in diesem Jahr noch einmal mehr zu einer närrischen Revue, eingeleitet vom Dreggsagg aus der Rhön mit einem politischen Auftritt. Vor allem die anwesende Politprominenz nahm Müller aufs Korn: Im Wahljahr wäre sie wohl auch gekommen, wenn sie eine "Windel hätten tragen" müssen. Am Schluss sorgte der Rhöner mit seiner Hymne auf alle Handwerker für einen weiteren Höhepunkt - tänzerisch unterstützt von Schauspielern der BR-Fernsehserie "Dahoam is Dahoam" und der Tanz-Sport-Garde Veitshöchheim.

Die half auch Putzfraa Ines Procter bei ihrem alljährlichen Job, die Fastnacht sauber zu halten. Als einzige weibliche Künstlerin in der Bütt schwelgte die Putzfraa in diesem Jahr in Erinnerungen. Und erzählte von Zeiten, in denen man noch keine E-Roller hatte, sondern ein zweites Bein: "Heute putze ich zu der Musik, zu der ich früher getanzt habe." Das Publikum jedenfalls dankte es mit tosendem Applaus.
Neuer Sitzungspräsident: Christoph Maul schafft die Bewährungsprobe
Volker Heißmann und Martin Raussau aus Fürth nahmen die Verkleidungen der Politpromis auf die Schippe, wischten Söder etwas Sauerkraut aus dem langen Bart ("andere schmieren ihm Honig ums Maul") und amüsierten sich über die doppelte Mama Bavaria (Ilse Aigner und Katharina Schulze). Otti Schmelzer aus dem Steigerwald überraschte selbst mit einem außergewöhnlichen Kostüm als "Struwwelpeter" und sorgte für den Versprecher des Abends: "Das buddhistische Standesamt . . . äh, statistische Bundesamt".

Die Garde der Buchnesia Nürnberg mit ihrem Tanzmariechen Lorena Ruthardt zeigten Tanzsport erster Güte. Die Garde bekam mit ihrem akrobatischen Tanz völlig zu recht stehenden Applaus. Mit viel Humor führte der neue Sitzungspräsident Christoph Maul gekonnt durch seine erste komplette Sendung. Noch nicht ganz so souverän wie sein Vorgänger Bernd Händel, doch Maul bewies: Er kann auch in diese Schuhe wachsen.
Die Sendung wird an diesem Samstag, 11. Februar, um 20.15 Uhr und am Faschingsdienstag, 20. Februar, um 12.30 Uhr im BR Fernsehen wiederholt.