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WÜRZBURG: Fastnacht-Verband verurteilt das Verbreiten rassistischer Bilder

WÜRZBURG

Fastnacht-Verband verurteilt das Verbreiten rassistischer Bilder

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    Ein Bild aus unbeschwerten Zeiten Anfang des Jahres 2018: Der Präsidiumswagen der Gilde Giemaul, der größten Faschingsgesellschaft Würzburgs, rollt beim Faschingszug durch die Domstraße in Würzburg.
    Ein Bild aus unbeschwerten Zeiten Anfang des Jahres 2018: Der Präsidiumswagen der Gilde Giemaul, der größten Faschingsgesellschaft Würzburgs, rollt beim Faschingszug durch die Domstraße in Würzburg. Foto: Foto: Daniel Peter

    Der Fastnacht-Verband Franken bezieht zur WhatsApp-Affäre im Umfeld der Gilde Giemaul im Würzburger Stadtteil Heidingsfeld klar Stellung: Er verurteilt das Verteilen von Bildern mit rassistischem Inhalt durch ein Vorstandsmitglied der Gilde in einer WhatsApp-Gruppe im Internet. Das Bild, das geteilt wurde, zeigt einen Stahlhelmsoldaten am Maschinengewehr. Darunter steht „Das schnellste deutsche Asylverfahren, lehnt bis zu 1400 Anträge in der Minute ab!“.

    Mit dem Versenden genau dieses Bildes über WhatsApp hat sich jüngst auch der AfD-Bundestagsabgeordnete Stefan Keuter Ärger eingehandelt. Auf Anfragen des Magazins „Stern“ geriet er in Erklärungsnöte.

    Frankens Fastnachts-Präsident Marco Anderlik distanziert sich in einer Erklärung auf der Website des Verbandes ausdrücklich von Rechtsextremismus, rechtsradikalem Gedankengut und Ausländerfeindlichkeit. „Personen, die diesen Grundsätzen zuwiderhandeln, haben in unserem Brauchtum und Vereinen keinen Platz“, so Anderlik. „Die Fastnacht ist bunt und vielfältig. In unseren Mitgliedsgesellschaften wird seit Jahren aktive Integration in vorbildlicher Weise gepflegt.“

    Fastnachtsverband distanziert sich

    Der Gesellschaftspräsidenten der Gilde, Christian Reusch, nahm auf der Internetseite der Gilde Stellung zu den Vorgängen: „In der fast 53-jährigen Vereinsgeschichte gab es solche Vorfälle niemals.“ Reusch bittet die Vereinsmitglieder „offen miteinander umzugehen, sämtliche Probleme und Ungereimtheiten offen zu besprechen und stets den Geist der Fasnacht an erster Stelle zu behalten.“

    Die Vorwürfe, so Reusch weiter, seien „aus dem Betreiben einer privaten WhatsApp-Gruppe entstanden“. Allerdings räumt er auch ein: „Die beteiligten Personen waren zu diesem Zeitpunkt aktive Mitglieder.“ Die Gilde Giemaul als Verein „hat daran jedoch, zu keiner Zeit, einen Beitrag geleistet oder war beteiligt“.

    Stellungnahme wirft Fragen auf

    Landtagsabgeordnete Kerstin Celina (Grüne), lässt diese Stellungnahme des Vereins ratlos zurück. Auf Anfrage dieser Redaktion erklärte sie: „Die Stellungnahme kratzt nur an der Oberfläche herum, verweist auf die Zuständigkeit der Gerichte und berührt das eigentliche Problem mit keiner Silbe.“ Es gehe doch gar nicht darum, ob die WhatsApp-Gruppe privat sei oder nicht. Es gehe darum, dass mindestens ein Mitglied der Gilde Giemaul menschenverachtende Bilder weiterverbreitet habe, die nicht mit dem, wofür die Gilde stehe, übereinstimmen. „Die Frau, die den Mut hatte, ihre Kritik zu äußern, muss unterstützt werden von der Vereinsführung.“

    Diskussionen um den Fall im Netz

    Privat oder öffentlich? Volksverhetzung oder Meinungsfreiheit? Was darf man auf WhatsApp, was nicht? Der Fall wird in Unterfranken rege diskutiert, unter anderem auf mainpost.de. Leser schreiben, im Internet würden viel schlimmere Beiträge kursieren. Eine große Mehrheit ist aber der Meinung des Würzburger Bündnisses für Zivilcourage: Die Bilder sind nicht allein geschmacklos, sondern menschenverachtend und rassistisch. Ob sie volksverhetzend sind, prüfen jetzt Juristen.

    Warum gab es keinen Aufschrei?

    Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt und seine zwei Stellvertreter lassen ihre Ämter als Gilderäte ruhen. Stadtrat Udo Feldinger und der SPD-Ortsverein Würzburg-Süd fordern die Gilde zur Aufarbeitung des Falles auf: „Wie kann es sein, dass es nicht umgehend einen Aufschrei, eine deutliche Grenzziehung gab? Wie kann es sein, dass stattdessen allein die Person zum Problem gemacht wird, die die Vorfälle offenlegt und sofortige Konsequenzen einfordert?“ Die Fasenachtsgilde Giemaul solle jetzt nicht zum „business as usual“ und „Hätzfeld helau“ übergehen. „Wir erwarten eine Aufarbeitung der Vorkommnisse und eine offene Aussprache zwischen Vereinsmitgliedern, Förderern und Faschingsgästen.“

    Die Aufforderung, nicht zu „Hätzfeld helau“ überzugehen, kam ein Tag vor dem offiziellen Start in die Saison. Im Verein indes wurde der Auftakt gefeiert, als sei nichts geschehen. Mit rund 800 Mitgliedern und 170 Aktiven ist die Fasenachtsgilde Giemaul Heidingsfeld die größte Faschingsgesellschaft der Stadt Würzburg.

    Weitere rechtsradikale Bilder

    Das Bündnis für Zivilcourage machte indessen weitere Beispiele bekannt, die in der WhatsApp-Gruppe verbreitet worden waren: „Es gibt eindeutig eine Nähe zum Rechtsradikalismus“, urteilte Bündnis-Sprecher Harald Ebert. Nicht nur das Bild mit dem Wehrmachtssoldaten mit Maschinengewehr im Anschlag sei deutlich, auch folgender Post: „Übrigens hat Deutschland in dieser WM bereits einen Rekord geschlagen, ohne zu spielen – Wir sind mit 10 000 Mann in Moskau angekommen. Das sind 40 Kilometer weiter als der alte Rekord von 1942 – allein dass die Nationalhymne in Moskau gespielt wurde, ist ein Sieg. Ich hatte Tränen der Freude in den Augen. Wenn das der Führer hätte noch erleben können!“ Ein anderes Bild brachte Ausländer mit Sex mit Tieren in Verbindung.

    Verein attackierte Kritikerin

    Das Bündnis hatte Strafanzeige erstattet. Das zuständige Kommissariat für Staatsschutzangelegenheiten übernahm daraufhin die weitere Sachbearbeitung. Die 2. Sitzungspräsidentin der Gilde, Heike Bader, hatte die Spitze des Vereins zum Einschreiten aufgefordert.

    Ungeachtet der Tatsache, dass Funktionsträger der Gilde Mitglied der Gruppe waren, stellte sich die Vereinsspitze auf den Standpunkt: Einer privaten WhatsApp-Gruppe habe man nichts zu sagen. Stattdessen attackierte man Heike Bader. Sie habe den Fall öffentlich gemacht, indem sie den Ombudsrat um Rat gefragt habe. Deshalb betrieb man ihren Ausschluss.

    Ob der Vorwurf des „Geheimnisverrats“ haltbar ist? Der Ombudsrat hatte den Fall zunächst vertraulich behandelt. Den Mitgliedern der Gilde war der Fall erst dadurch bekannt geworden, dass Präsident Reusch die Anfrage-E-Mail seiner Stellvertreterin zum Einschreiten gegen die rassistischen Bilder dem ganzen Verein zur Diskussion stellte. Als der Versender der Bilder gegen Heike Bader wegen Verleumdung dann Ende September vor Gericht zog, war die Affäre endgültig öffentlich. Der Kläger erlitt vor Gericht eine deutliche Niederlage.

    Austritt: Keine persönliche Rache

    Der inzwischen zurück- und ausgetretenen Karnevalistin werden nun persönliche Rachepläne unterstellt. „Das stimmt nicht, sonst wäre ich im Verein geblieben und hätte das intern ausgefochten“, erklärt sie auf Nachfrage. „Ich denke, ich habe mit meinem Austritt klar signalisiert, dass es mir nicht um eine Racheaktion geht, sondern um das rechte Gedankengut, mit dem ich im Verein nicht leben kann.“

    WhatsApp-Gruppe WhatsApp ist ein Kurznachrichtendienst, der 2014 an Facebook verkauft wurde. Nutzer können sich über Text, Bild-, Video und Sprachnachrichten austauschen. Das mobile Anwendungsprogramm (App) kann man für verschiedene Smartphone-Betriebssysteme nutzen. Weltweit tun das 1,2 Milliarden Menschen. WhatsApp-Gruppen können sich bis zu 256 Teilnehmer miteinander austauschen. Gruppen lassen sich im Messenger dabei unbegrenzt erstellen. Administrator einer WhatsApp-Gruppe ist immer derjenige, der die Gruppe angelegt hat. Admins verwalten eine Gruppe. Sie legen fest, wer teilnehmen darf, wer Mitglieder hinzufügen oder Beiträge kommentieren darf, schließen aber auch Mitglieder aus, können Kommentare löschen oder Kommentatoren sperren. Er kann im Nachhinein aber auch andere Mitglieder zum Admin machen und ihnen so Verwaltungsrechte zuordnen. (mel)

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