Es sind nicht etwa 3-D-Kinos, die auf dem Gelände des Klärwerks in der Mainaustraße entstehen. Was in Form von zwei „Eiern“ aus dem Boden ragt, sind eigentlich Ellipsen in Gesamthöhe von etwa 32 Metern, die unteren Spitzen elf Meter weit im Untergrund versteckt. Diese „Eier“ sind „Faultürme“ und ihre Form durch die Faulvorgänge vorgegeben. Sie sind Bestandteil einer neuen Anlage zur Schlammfaulung.
Wie es in einer Pressemitteilung der Stadt Würzburg heißt, wird in ihnen aus verunreinigtem Abwasser Klärgas gewonnen. Als „Abfallprodukt“ entstehen trockene Schlämme mit hohem Brennwert, die absolut umweltverträglich sind. Sie dienen im Heizkraftwerk der Stromgewinnung oder werden an die Industrie verkauft zur Trocknung von Zement.
Die gesamte Anlage besteht aus dem Blockheizkraftwerk, der Schlammfaulungsanlage mit den beiden Faultürmen und einer Gasbereitungsanlage. Die mittlerweile 40 Jahre alten Faulbehälter des Klärwerks reichen nicht mehr für die Behandlung der gesamten Klärschlammmenge aus. Die neuen werden wesentlich effektiver arbeiten: Nach Fertigstellung wird sich die zu entsorgende Schlammmenge von aktuell etwa 26 000 Tonnen pro Jahr auf etwa 21 500 Tonnen pro Jahr reduzieren.
Die Reduktion um etwa 4500 Tonnen jährlich entspricht der Ladung von 200 Lkw.
Herstellung von Eigenstrom
Dafür wird die Menge des produzierten Gases und Stromes ansteigen. Nach Fertigstellung werden in der Mainaustraße 3,2 Millionen Nm³ (Normkubikmeter) Rohgas pro Jahr produziert und Rohgas mit einer geplanten Verarbeitungskapazität von 3,2 Millionen Nm³ pro Jahr aufbereitet werden. Eigenstrom wird in Höhe von etwa 8,6 Gigawatt hergestellt werden. Dies entspricht der Versorgung von 1920 Vier-Personen-Haushalten oder der Versorgung der gesamten Gemeinde Rimpar mit Strom. Man könnte damit aber auch laut Mitteilung sieben Mal mit dem Sportwagen DeLorean, den man zuvor in eine Zeitmaschine umgebaut hat, in die Zukunft oder Vergangenheit reisen.
Durch die Produktion des erneuerbaren Stroms reduziert sich der CO2-Ausstoß um etwa 5370 Tonnen pro Jahr, das entspricht 28 716 577 mit einem Pkw gefahrenen Kilometern.
Die neue Anlage wird nur Vorteile bringen: Die Schlammentwässerbarkeit wird verbessert, das bedeutet eine Erhöhung der Entsorgungssicherheit, unangenehme Geruchsstoffe werden entfernt, das Handling des Schlamms wird verbessert, da er weniger klebrig ist, organische Schadstoffe und Keime werden teilabgebaut, das erhöht die Arbeitssicherheit. „Unsere neue Schlammfaulung wird nach dem neuesten Stand der Technik gebaut. Sie erzeugt Strom und Wärme und die zu entsorgende Schlammmenge wird reduziert. Damit wird das Klärwerk Würzburg zu einem regionalen Vorbild“, freut sich Stadtbaurat und Werkleiter des Entwässerungsbetriebs, Christian Baumgart.
Auffallende Fassadengestaltung
Während des Baus der neuen Türme bleiben die alten in Betrieb und produzieren weiter Schlämme. Die beiden neuen „Eier“ haben jeweils ein Maschinenhaus und einen Treppenturm und sind mit drei Stahlbrücken miteinander verbunden. Verkleidet werden sie mit einer Membranfassade. Da sie aufgrund der notwendigen Dimensionierung weithin wahrnehmbar sein werden, werden sie eine auffallende Fassaden- und Oberflächengestaltung erhalten, heißt es abschließend in der Mitteilung.