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Sommerhausen: Tagsüber wird es brenzlig: Feuerwehr Sommerhausen fehlen die Einsatzkräfte

Sommerhausen

Tagsüber wird es brenzlig: Feuerwehr Sommerhausen fehlen die Einsatzkräfte

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    Mit einem Altersdurchschnitt von 32 Jahren ist die Freiwillige Feuerwehr Sommerhausen eine junge Truppe. Trotzdem wird Verstärkung gesucht.
    Mit einem Altersdurchschnitt von 32 Jahren ist die Freiwillige Feuerwehr Sommerhausen eine junge Truppe. Trotzdem wird Verstärkung gesucht. Foto: Daniel Büttner

    Stellen Sie sich vor, es brennt und statt einer ganzen Feuerwehr-Mannschaft erscheinen nur ein oder zwei Einsatzkräfte, um zu helfen. In Sommerhausen ist das gar nicht so unwahrscheinlich. Vor allem tagsüber. Der aktuelle Feuerwehrbedarfsplan für die Gemeinde geht davon aus, dass tagsüber statistisch maximal vier Dienstleistende einsatzbereit sind und es an Gruppenführern und Fahrern mangelt.

    Sehr wahrscheinlich sei, dass das Hilfeleistungslöschfahrzeug in so einem Fall etwas später nachkomme, schätzt Kommandant Christian Baumann die aktuelle Lage für die Freiwillige Feuerwehr (FFW) Sommerhausen ein. Baumann wäre deshalb "froh um jeden mehr". Fahrer, Maschinisten, Atemschutzgeräteträger, Verkehrssicherung, Helfer vor Ort (HvO) für medizinische Notfälle – "wir können wirklich jeden brauchen", so der Kommandant. Und das, obwohl die personelle Aufstellung mit etwa 40 Aktiven, darunter elf Frauen, eigentlich gut sei und die Jugendarbeit hervorragend funktioniere.

    Nachwuchs ist tagsüber oft nicht für Einsätze verfügbar

    Natürlich würden im Einsatzfall auch umliegende Feuerwehren alarmiert. Gerade tagsüber ist die Verfügbarkeit von Feuerwehrleuten aber fast überall eingeschränkt. Die Sicherung der Personalstärke im Allgemeinen und auch die Tagesalarmstärke seien eine grundsätzliche Herausforderung aller Feuerwehren, nicht nur im Landkreis Würzburg, bestätigt Kreisbrandrat Michael Reitzenstein. Damit trotzdem angemessen auf Unglücksfälle reagiert werden kann, übernimmt die Integrierte Leitstelle die Koordination. Ihre Entscheidungsbasis sind Informationen zu verfügbaren Einsatzmitteln, also technischem Gerät oder Löschwasserkapazitäten einerseits sowie Personalstärke andererseits.

    Die FFW Sommerhausen will jetzt noch gezielter gegen den Personalmangel vorgehen. Etwa mit neuen Werbemaßnahmen. "Weil es dir (nicht) wurscht sein kann", wer bei Feuer, Unfällen und Hochwasser hilft, heißt es auf einem der aufgehängten Plakate. Kommandant Baumann und Vereinsvorsitzender Florian Liebler sehen Potenzial bei Zugezogenen, ehemaligen Aktiven und Quereinsteigern ohne frühere Berührungspunkte. Liebler selbst gibt das Beispiel: "Ich war früher schon in der Feuerwehr aktiv und bin zugezogen. Für mich war es der Weg, Kontakt ins Dorf zu bekommen", beschreibt er seinen persönlichen Weg. Die neuen potenziellen Kameradinnen und Kameraden vermutet er vor allem in den Neubaugebieten, bei den Zugezogenen ab Mitte 30 Jahre und Sommerhäusern, die bislang "nur da wohnen", sich aber mehr im Ort einbringen wollen.

    In voller Atemschutzausrüstung auf die knapp 6,5-Kilometer-Laufstecke: Florian Liebler (rechts) und Christoph Balk von der FFW Sommerhausen haben auf diese Weise letztes Jahr beim Krick-Firmenlauf Aufsehen erregt. Ihre Hoffnung: durch solche Aktionen neue Mitstreiter und Mitstreiterinnen finden.
    In voller Atemschutzausrüstung auf die knapp 6,5-Kilometer-Laufstecke: Florian Liebler (rechts) und Christoph Balk von der FFW Sommerhausen haben auf diese Weise letztes Jahr beim Krick-Firmenlauf Aufsehen erregt. Ihre Hoffnung: durch solche Aktionen neue Mitstreiter und Mitstreiterinnen finden. Foto: Detlef Helle

    Nachwuchssorgen hat Sommerhausen hingegen keine. Die Jugendgruppe ist seit Jahren stark und zählt derzeit 19 Anwärterinnen und Anwärter. Der Altersdurchschnitt in der FFW Sommerhausen liegt mit 32 Jahren deutlich unter dem bundesweiten Schnitt von 42 Jahren. Damit gilt die Truppe, die letztes Jahr ihr 155-jähriges Bestehen feierte, als jung und gut aufgestellt. Aber: sämtliche Einsatzkräfte Anfang 20 fehlen tagsüber. Aufgrund von Ausbildung oder Studium, Wegzug oder entfernteren Arbeitsplätzen stehen sie tagsüber nicht zur Verfügung. Allein 2024 seien fünf sehr aktive Feuerwehrler weggezogen und einige seien unter der Woche gar nicht da, sagt Baumann. Der Kommandant ist aber gewiss, dass sich die Jugendarbeit trotzdem lohnt, auch wenn es nicht für die eigene Feuerwehr ist: "Für andere da sein, helfen, Verantwortung übernehmen – letzten Endes ist es Lernen fürs Leben."

    Aufgaben werden je nach Fähigkeiten zugeteilt

    Insgesamt 118 Mal ist die FFW Sommerhausen im vergangenen Jahr ausgerückt. Darunter waren zwölf Brände und elf Sicherheitswachen, unter anderem für die Weihnachtsmärkte oder den Kultursommer Maindreieck, 18-mal wurden technische Hilfsdienste angefordert und 73-mal Helfer vor Ort für medizinische Notfälle.

    Es gibt die verschiedensten Aufgaben, auch für Leute, die kein Blut sehen können und nicht bärenstark sind. "Ich teile die Leute schon nach ihren Fähigkeiten ein", versichert der Kommandant. Er schicke möglichst jährlich eine Person zum Führerschein-Lehrgang, den der Markt Sommerhausen bezahlt. Für die drei Feuerwehrfahrzeuge gibt es elf Fahrer und 17 Maschinisten. "Man denkt, das sollte reichen", sagt Baumann, "aber die personellen Ressourcen sind zeitweise knapp. Dass wir gar nicht losfahren konnten, war noch nicht, aber teils gab es Verzögerungen". Seine Erkenntnis lautet nun: "Nur auf den Nachwuchs kann man nicht mehr bauen." Die Hoffnung liegt auf Quereinsteigern in der mittleren Lebensphase, wie den beiden jungen Familienvätern, die sich kürzlich gemeldet haben. Sie seien Kandidaten für das Quereinsteiger-Programm und die ersten, die Sommerhausen in diese Qualifizierung schickt.

    Gute Kameradschaft und die Gewissheit, etwas Gutes zu tun

    Auf die Frage, was die FFW "den Neuen" zu bieten habe, führen Baumann und Liebler gute Kameradschaft, schöne Feste und eine vergleichsweise gute Ausstattung bei Fahrzeugen und Einsatzkleidung an. "Die Sicherheit, dass man Gutes tun kann", ist zudem für Liebler sehr befriedigend. Es müsse einem natürlich auch liegen, dass Einsätze nicht planbar sind und immer mit Improvisieren zu tun haben. Aber gut ausgebildet und geführt, funktioniere das. Und Einsätze schweißen tatsächlich zusammen, wie Liebler sagt. "Große Einsätze enden immer im Gruppenraum mit Gesprächen", fügt Baumann an. "Damit ist das nicht nur Feuerwehr, sondern das Leben."

    Um sich unverbindlich umzuschauen, empfiehlt die FFW Sommerhausen die Übungen jeweils am 12. und 23. jeden Monats um 19.30 Uhr oder den Tag der offenen Tür am 4. Mai von 13 bis 17 Uhr mit Fahrzeugschau und Informationen zur Feuerwehr.

    Quereinstieg bei der Freiwilligen FeuerwehrIm Landkreis Würzburg gibt es unterschiedliche Angebote, etwa Grundlehrgänge für den Quereinstieg, um nötiges Wissen zu erlangen. Informationen, Ausbildungsunterlagen und Medien zur Feuerwehrausbildung sind auf der Homepage der Staatlichen Feuerwehrschule Würzburg im Bereich "Feuerwehr-Lernbar" veröffentlicht: www.feuerwehrlernbar.bayern/homeAlle vom Landkreis Würzburg angebotenen Ausbildungsveranstaltungen sind auf der Internetseite des Kreisfeuerwehrverbands unter dem Punkt Ausbildung zu finden: www.kfv-wuerzburg.deDie Anmeldung erfolgt durch die örtlichen Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehren. Grundlage ist die Grundausbildung nach der 2024 eingeführte Modularen Truppausbildung (MTA). Mit Vorerfahrung kann die Ausbildungszeit verkürzt werden.Quelle:

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