Das Kind hat rote glühende Wangen, einen müden Blick und keinen Appetit? Keine Frage, Fieber. Das Kind hat es erwischt. Doch ab wann ist Fieber gefährlich? Wann sollten Eltern die Temperatur senken? Wie gefährlich ist Fieber bei Erwachsenen? Und wie bringe ich einen kleinen lebhaftes Patienten dazu, Bettruhe einzuhalten?
Antworten hat Dr. Fernando Carlevaro, Oberarzt an der Missio-Kinderklinik in Würzburg.
Warum bekommen Kinder so viel häufiger Fieber als Erwachsene?
Dr. Fernando Carlevaro: Kinder haben im Vergleich zu Erwachsenen ein unreifes Immunsystem und eine höhere Infektionsrate. Sie sind häufiger Infektionserregern ausgesetzt, insbesondere durch enge Sozialkontakte in Kitas, Schulen und anderen Gemeinschaftseinrichtungen. Dabei lernt ihr Körper, die Erreger zu erkennen, und reagiert oft mit Fieber. Fieber ist eine erste Abwehr, ein erster Schutzmechanismus, um das Immunsystem zu aktivieren.

Wann spricht man überhaupt von Fieber?
Carlevaro: Kinder haben eine höhere Körpertemperatur als Erwachsene. Temperaturen zwischen 37,5 und 38,5 Grad Celsius gelten bei Kindern als erhöhte Temperatur. Ab 38,5 Grad Celsius spricht man von Fieber. Ab 39,5 Grad Celsius spricht man von hohem Fieber.

Was sind die häufigsten Ursachen für Fieber?
Carlevaro: Im Allgemeinen sind Infektionen die häufigste Ursache, besonders bei kleinen Kindern. Viren verursachen meist sofort hohes Fieber. Ein anderer Fall: Ein Kind fühlt sich seit drei bis vier Tagen unwohl, dann steigt das Fieber. Das kann auch auf eine bakterielle Infektion hindeuten.
Wie misst man am besten Fieber?
Carlevaro: Für Kinder unter einem Jahr liefert die rektale Temperaturmessung die genauesten Ergebnisse. Alternativ lässt sich die Temperatur unter der Achsel oder der Zunge messen. Diese Methoden empfinden Kinder jedoch oft als unangenehm. Ohr-Thermometer bieten eine schnelle Messung, sie sind allerdings um etwa ein halbes Grad ungenauer.
Wann muss man bei Fieber zur Ärztin oder zum Arzt?
Carlevaro: Ein Kind unter drei Monaten sollte man immer dem Kinderarzt vorstellen, wenn es Fieber über 38 Grad hat. Warum? Weil so kleine Säuglinge oft keine Symptome zeigen. Bei 38 Grad könnte bereits eine schwere bakterielle Infektion vorliegen. Daher ist ein sofortiger Arztbesuch nötig. Bei älteren Kindern sollte man den Kinderarzt kontaktieren, wenn das Fieber über 39,5 Grad steigt oder länger als drei Tage anhält. Eltern spüren oft instinktiv, wenn es ihrem Kind nicht gut geht. In solchen Fällen ist ein Arztbesuch ratsam.
Wie gefährlich ist Fieber bei Erwachsenen?
Carlevaro: Bei älteren Erwachsenen, die Fieber über 38 Grad haben, sollte man schnellstmöglich den Hausarzt kontaktieren. Bei jüngeren im Alter von 30 bis 40 Jahren hängt es vom Allgemeinzustand ab. Wenn dieser gut ist, kann man abwarten. Wenn nicht, sollte man einen Arzt aufsuchen.
Wann sollte man Fiebersaft oder Zäpfchen geben?
Carlevaro: Wenn das Fieber über 38,5 oder 39 Grad steigt, kann man es auch senken. Bei Säuglingen mit einem Fieberzäpfchen, bei älteren Kindern mit einem Fiebersaft. Da es manchmal sehr viel Saft auf einmal ist, kann man ihn in kleinen Dosen verabreichen.
Wie führt man Zäpfchen richtig ein?
Carlevaro: Eine gute Frage. Viele Menschen denken, richtig ist die spitze Seite zuerst. Aber eigentlich sollte man die stumpfe nehmen. Der Schließmuskel schließt besser um die spitze Seite als um die stumpfe. Deshalb schiebt man die stumpfe Seite in den Darm. Am besten führt man Zäpfchen in Seitenlage ein. Bei Kleinkindern geht es auch in Rückenlage mit angezogenen Beinen.

Was halten Sie von Wadenwickeln, dem wohl bekanntesten aller Hausmittel?
Carlevaro: Wadenwickel können das Fieber sanft senken, um maximal ein halbes bis ein Grad. Für Babys unter sechs Monaten sind Wadenwickel ungeeignet, da ihre Wärmeregulation noch nicht ausgereift ist. Kinder sollten idealerweise über ein Jahr alt sein, bevor Wadenwickel angewendet werden, und sie sollen keine kalten Zehen haben. Wichtig ist, lauwarmes Wasser zu verwenden.
Wie viel sollte ein Kind trinken, wenn es Fieber hat?
Carlevaro: Kinder sollten bei Fieber etwa ein Viertel mehr trinken als sonst. So bekämpfen sie die Virusinfektion besser. Fieber entzieht dem Körper Flüssigkeit, weil er durch Schwitzen und schnelle Atmung mehr verliert. Eltern sollten ihren Kindern regelmäßig Getränke anbieten, idealerweise ungesüßten Tee oder stilles Wasser. Säuglinge, die noch gestillt werden, sollten ausreichend Muttermilch bekommen.
Was sollen Eltern bei einem Fieberkrampf tun?
Carlevaro: Ruhe bewahren. Ein Fieberkrampf sieht zwar furchtbar aus, ist aber nicht lebensbedrohlich. Wenn ein Kind zum ersten Mal einen Fieberkrampf hat, haben die Eltern oft keine Notfallmedikamente zu Hause. Kinderärzte verschreiben diese normalerweise nach dem ersten Fieberkrampf. Fieberkrämpfe können sich leider wiederholen. Eltern sollten das Kind sicher lagern. Liegt es in einem hohen Bett, legen Sie es auf den Boden, um Stürze zu verhindern. Notieren Sie die Uhrzeit, um den Ärzten später die Krampfdauer genau anzugeben. Beobachten Sie genau: Sind die Augen offen? Zuckt es an Armen und Beinen? Gibt es andere Auffälligkeiten?

Sollen Eltern bei einem Fieberkrampf den Notarzt rufen?
Carlevaro: Diese Krämpfe sind häufig selbstlimitierend und hören meist nach Sekunden oder Minuten auf. Trotzdem sollte ein Kind nach einem Fieberkrampf unbedingt von einem Kinderarzt untersucht werden.
Wenn ein Kind Fieber hat, wie lange sollte es denn dann nicht in den Kindergarten, Kita oder Schule gehen?
Carlevaro: Ein Kind sollte mindestens 48 Stunden fieberfrei sein. Dies gilt unabhängig von den Regelungen der jeweiligen Einrichtung. Das Kind sollte sich zudem besser fühlen, bevor es zurückkehrt.
Was können Eltern tun, damit ein Kind Bettruhe auch einhält?
Carlevaro: Lenken Sie das Kind zu mit ruhigen Aktivitäten ab, bieten Sie Bücher, Malbücher oder Hörspiele an. Schaffen Sie eine gemütliche Umgebung. Sorgen Sie für eine angenehme und gemütliche Atmosphäre im Zimmer. Erlauben Sie dem Kind, sich kurz zu bewegen, aber achten Sie darauf, dass es sich nicht überanstrengt. Zeigen Sie dem Kind, dass Ruhe wichtig ist, indem Sie selbst ruhig und entspannt bleiben.