Elly Rosemeyer-Beinhorn, eine der berühmtesten Fliegerinnen und eine der mutigsten deutschen Frauen des 20. Jahrhunderts, feierte am 30. Mai ihren 100. Geburtstag feiern. Ihr ausgezeichneter Ruf beruht auf ihren zahlreichen fliegerischen Meisterleistungen. Daneben schrieb sie auch Bücher und arbeitete für Funk und Fernsehen, testete Autos, fotografierte Afrikasafaris und hielt Vorträge über Autos und Verkehrsprobleme.
Ihren Kunstflugschein hatte sie 1929 in Würzburg an der Fliegerschule, bei Ritter von Greim, erworben, erinnert Stadtrat Willi Dürrnagel. Die Schule befand sich am Galgenberg auf dem jetzigen Gelände der Leighton Barracks und galt als die beste Fliegerschule Deutschlands. Der Landeplatz nannte sich auch der „Sturzacker“. Elly Beinhorn war das einzige Kind des Kaufmanns Hans Beinhorn und wurde am 30. Mai 1907 in Hannover geboren.
Im November 1928 saß Elly Beinhorn erstmals am Steuerknüppel eines Flugzeuges. Ihr Fluglehrer war Otto Thomsen, der auch Hanna Reitsch und Wernher von Braun unterrichtete. Im Winter 1929 absolvierte sie, bevor sie nach Würzburg kam, ihren A-Schein. Ihren ersten Flugtag bestritt sie in Königsberg unter den Augen von Ernst Udet. Das deutsche Fliegeridol Ernst Udet (1896–1941) warnte die junge Pilotin: „Liebes Kind, wenn du so weitermachst, fällst du bald anständig auf die Schnauze“. Wenige Wochen später – im Juni 1929 – blieb nach einem Absturz von ihrem ersten Flugzeug nur noch ein Trümmerhaufen übrig. Ihr Telegramm an Ernst Udet wurde berühmt: „Vorausgesagter Bruch hat planmäßig stattgefunden“.
Weltflug bis nach Australien
Am 4. Dezember 1931 startete sie von Berlin-Staaken in Richtung Indien. Dieser Weltflug brachte sie über Vorderasien, den Himalaja, Bangkok und Bali nach Australien. Reichspräsident Paul von Hindenburg ehrte sie mit dem mit 10 000 Reichsmark dotierten Hindenburgpokal, der damals höchsten Auszeichnung im Sportflug, für die beste sportfliegerische Leistung. Im September 1935 besuchte Elly Beinhorn ein Autorennen auf dem Masaryk-Ring bei Brünn und lernte dort den Automobilrennfahrer und mehrfachen Grand-Prix-Sieger Bernd Rosemeyer kennen. Sie befand sich auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, durfte die neuesten Sportflugzeuge testfliegen und konnte sich vor Anfragen für Vorträge kaum retten. Das alles wollte sie vorerst nicht aufgeben. Bernd Rosemeyer konnte sie jedoch überzeugen und am 13. Juli 1936 fand die Hochzeit statt.
Am 12. November 1937 kam in Berlin Bernd Rosemeyer Junior zur Welt. Jedoch bereits am 28. Januar 1938 wurde Bernd Rosemeyer bei einem Weltrekordversuch auf der Autobahn nahe Darmstadt mit einer Geschwindigkeit von ca. 450 km/h von einer Windböe erfasst, von der Fahrbahn geworfen, prallte an einen Baum und war augenblicklich tot. Noch Jahrzehnte später erklärte Elly Beinhorn immer wieder über ihre Zeit an der Seite von Rosemeyer: „Es waren die schönsten und tiefsten Jahre meines Lebens“. Elly Beinhorn heiratete 1942 den Industriekaufmann Dr. Karl Wittmann. 1942 kam ihre Tochter Stephanie zur Welt. Elly Beinhorn feierte als Fliegerin noch viele Erfolge. Mit 72 Jahren gab Beinhorn nach 5500 Flugstunden ihren Pilotenschein freiwillig zurück.