Seit mittlerweile über fünf Jahren ist er ein begehrter Schauplatz für Großveranstaltungen: der Flugplatz Giebelstadt. Ob Andreas Gabalier, Fanta 4, das Punkrock-Festival "Mission Ready" oder das Streetfood-Festival – das Gelände ist aufgrund seiner günstigen geografischen Lage und seines besonderen Flairs bei Veranstaltern und Besuchern beliebt.

Für die Festivalsaison 2021 waren auf dem Flugplatz drei große Veranstaltungen geplant, die alle bereits 2020 hätten stattfinden sollen und die wegen Corona ins Folgejahr verschoben wurden. "Am Pfingstwochenende sollte es ein großes Paraballooning-Event des Fallschirmspringerclubs Oberhausen geben, für den 26. Juni ist die '90er live'-Tour geplant und am 3. Juli das 'Mission Ready'-Festival", zählt Annette Barreca, Geschäftsführerin der Flugplatz-GmbH, auf. Im vergangenen Jahr seien die Termine mit "optimistischem Blick auf 2021" vereinbart worden, "keiner hat gedacht, dass die pandemische Entwicklung eher schlechter als besser wird", so Barreca. Da sich die Corona-Situation von Tag zu Tag ändert, seien noch keine Mietverträge mit den jeweiligen Veranstaltern geschlossen worden. "Unter welchen Auflagen, und ob überhaupt Veranstaltungen laufen, bestimmt die Politik."
Absage großer Festivals als Signal für die Branche?
Bundesweit haben die ersten Festival-Veranstalter bereits auf die unsichere Lage reagiert: Am Mittwoch teilte das Veranstalter-Netzwerk Eventim Live mit, dass einige große Open-Air-Festivals wie "Rock am Ring" am Nürburgring und "Rock im Park" in Nürnberg auch in diesem Jahr abgesagt wurden. Ist dies als Signal für die ganze Branche zu werten?
Nur bedingt, meint Helmut Mantel, Geschäftsführer des Würzburger Tourneeveranstalters Hertlein GmbH, der das Mission Ready-Festival auf dem Flugplatz Giebelstadt organisiert. "Auf diese Absagen hat die Branche ja gewartet – die Umsetzung von Hygienestandards bei mehrtägigen Festivals mit diesen Besucherzahlen ist nicht machbar", so Mantel. Das Mission Ready sei von den Besucherzahlen her ein vergleichsweise kleines Open-Air und habe den Vorteil, dass man mit dem Flugplatz eine große Veranstaltungsfläche habe, auf der man das Publikum gut verteilen könne, erklärt Mantel.
"Wir stehen zu unseren Terminen – auch wenn wir uns bis Ostern die Möglichkeit zur Verlegung der Events offen halten möchten."
Helmut Mantel, Geschäftsführer des Tourneeveranstalters Hertlein GmbH
"Wir hoffen, die Shows durchziehen zu können", so Mantel zum aktuellen Stand der Planungen. Man sei gerade dabei, ein Hygienekonzept zu erarbeiten. Dies beinhalte unter anderem ein Parkkonzept, das die Laufwege der Gäste von den Parkplätzen zur Veranstaltungsfläche und wieder zurück regelt, das Anbieten von Schnelltests vor Ort – für die Gäste sowie im Backstagebereich für Künstler, Feuerwehr, Polizei und Rotes Kreuz –, die Annahme von aktuellen Coronatests sowie einen getrennten Eingang für Personen, die schon gegen Corona geimpft sind. Beim Kauf von Speisen und Getränken an den Ständen soll es unter anderem eine Maskenpflicht geben. Das Konzept sieht außerdem mehr Toiletten als bisher vor sowie mehr Möglichkeiten, sich die Hände zu desinfizieren.

Mission Ready und 90er-Party finden nur im Doppelpack statt
Dass sich unter den 16 für das Mission Ready gebuchten Bands auch Musiker aus Großbritannien, Kanada und den USA befinden, führt zu mancher Unsicherheit: "Wird es zum Zeitpunkt des Festivals Flugverbindungen geben, welche Auflagen werden im jeweiligen Land herrschen?", fragt sich Mantel. Die für den 26. Juni geplante "90er live"-Tour, die ebenfalls von der Hertlein GmbH veranstaltet wird, wäre vor diesem Hintergrund vergleichsweise gut handhabbar, so Mantel: "Die meisten Künstler, die dort auftreten, leben in oder haben ihren Fokus auf Deutschland." Aber: Die 90er-Jahre-Party sei an Mission Ready gekoppelt. "Die Bühne für die Veranstaltungen ist im Paket gebucht: einmal aufbauen und zweimal bespielen – sonst laufen uns die Kosten davon", so der Geschäftsführer.
Auch die angespannte Lage der zahlreichen Dienstleister rund um die Veranstaltungen beschäftigt Mantel. "Wir wollen noch im März die Gewerke kontaktieren, mit denen wir zusammenarbeiten", sagt er. Manchen sei finanziell bereits die Luft ausgegangen oder sie seien aus Perspektivlosigkeit ausgestiegen. "Die ganze Branche ist von Corona betroffen, wir verlieren gerade viel Wissen und Know-How", beklagt Mantel. Sein Fazit für einen Festival-Sommer auf dem Flugplatz fällt dennoch vorsichtig positiv aus: "Wir stehen zu unseren Terminen – auch wenn wir uns bis nach Ostern die Möglichkeit zur Verlegung der Events offen halten möchten."


Paraballooning-Event braucht halbes Jahr Vorlauf
Markus Scheuermann, Jugendleiter des Fallschirmspringerclub Oberhausen und Pressesprecher für das auf dem Flugplatz geplante Paraballoonig-Event (Wettbewerb von Ballonfahrern und Fallschirmspringern, die mit dem Fallschirm aus dem Korb abspringen, um auf einem bestimmten Ziel zu landen, Anmerk. d. Redaktion), und das insgesamt achtköpfige Organisationsteam beurteilt die Gesamtsituation als zu unsicher und hat die Veranstaltung an Pfingsten abgesagt. "Wir sind ein Verein, da ist das finanzielle Risiko zu hoch", erklärt Scheuermann. Neben Grundkosten wie etwa für die Miete des Flugplatzes, der Parkflächen, Leihgebühren für sanitäre Anlagen und Bauzäune sei das Event auch wetterabhängig. "Wenn weniger als 1000 Zuschauer kommen, lohnt es sich für uns nicht, wir müssen zumindest mit plus/minus null rauskommen", sagt Scheuermann. Sponsoren anzusprechen, sei unter den aktuellen Gegebenheiten schwierig, ebenso wie ein Kartenvorverkauf.
"Eine Veranstaltung, die zwei Luftsportarten auf diese Art und Weise kombiniert, gibt’s im süddeutschen Raum sonst nicht."
Markus Scheuermann vom Fallschirmspringerclub Oberhausen über das abgesagte Event
Das Event, bei dem die Besucher an drei Tagen Wettkämpfe von Ballonfahrern und Fallschirmspringern hätten sehen können, wäre das dritte fränkische Paraballooning-Event dieser Art gewesen und hätte nach zwei Veranstaltungen in Riedenheim/Oberhausen zum ersten Mal in Giebelstadt stattgefunden. Für die 2020 geplante Veranstaltung hatten sich laut Scheuermann 25 Teilnehmer angemeldet – unter anderem aus Litauen, der Schweiz, Österreich, Belgien, Tschechien und der deutschen Nationalmannschaft.
"Es gibt wenige so große Ballonwettkämpfe", sagt Scheuermann, "und eine Veranstaltung, die die zwei Luftsportarten auf diese Art und Weise kombiniert, gibt’s im süddeutschen Raum sonst nicht." Da die Vorlaufzeit für die Planung eines solchen Events mindestens sechs Monate betrage, habe man sich entschieden, das Ganze abzusagen. "Die Orga rollt aber wieder an, sobald es planbar ist", verspricht Scheuermann.
Von 2015 bis 2019 war der Flugplatz außerdem jährlich Schauplatz für ein Street Food Festival, das in den Anfangsjahren über 30 000 Besucher nach Giebelstadt gelockt hatte. Aufgrund der Corona-Lage sei das Festival im vergangenen Jahr ausgefallen, so Annette Barreca von der Flugplatz-GmbH; für 2021 sei vom Veranstalter kein Termin in Giebelstadt angefragt worden.