Amateure machen heute vieles von dem, was früher den Profis vorbehalten war und der Kampf um die Marktanteile werde immer härter. „Da denkt man manchmal fast wehmütig an frühere Zeiten zurück, in denen die Fotografie als künstlerisches Handwerk galt“, meint Gundermann und verweist auf das Jahr 1874, in welchem der Königlich Bayerische Hoffotograf Konrad Gundermann sich mit seinem Atelier in der Würzburger Bahnhofstraße niedergelassen hatte.
Das Unternehmen durchlebte dann in den Jahren seines Bestehens alle weiteren Entwicklungsschritte der Fotografiegeschichte, die 1839 in Paris begonnen hatte.
Der Sohn des Firmengründers, Leo Gundermann (1885–1965) hatte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen großen Namen als Kunstfotograf gemacht. Er fotografierte nahezu alle alle mainfränkischen Schloss-Anlagen großformatig, galt als Experte für die Schnitzwerke Riemenschneiders und arbeitete eng mit der Riemenschneider-Forschung zusammen. Bereits vor dem ersten Weltkrieg, vor allem aber danach, erschienen seine Aufnahmen in hochwertigen Bildbänden.
Im ausgehenden 19. Jahrhundert und vor allem vor dem 2.Weltkrieg entstand - sozusagen als zweites Standbein – im Hause Gundermann ein Bildarchiv mit überregionaler Bedeutung. „Mehr als 10 000 Negative, darunter wertvolle großformatige Glasnegative aus den Gründerjahren haben sich da angesammelt“, sagt Christoph Gundermann und weist darauf hin, dass das Archiv der Öffentlichkeit auch weiterhin zur Verfügung stehe.
Beim Wiederaufbau Würzburgs nach dem Bombardement von 1945 habe die Sammlung übrigens unschätzbare Dienste geleistet. „Unser Archiv galt damals als das optische Gedächtnis des alten Würzburg“, erklärt Gundermann.
Christoph Gundermann erhielt nicht nur von seinem Vater, dem Kunsthistoriker Dr. Heinz Gundermann, sondern auch von seinem berühmten Großvater Leo Gundermann entscheidende berufliche Impulse und übernahm das Unternehmen 1974 als Alleininhaber. Lange Jahre hindurch war er Obermeister der Fotografeninnung von Unterfranken. Als eine seiner wichtigsten Aufgaben betrachtete er in dieser Funktion, den Berufsnachwuchs zu fördern. Dabei kam es zu einer besonders fruchtbaren Zusammenarbeit mit der Würzburger Franz-Oberthür-Schule.
„Manchmal denkt man fast wehmütig an frühere Zeiten zurück, in denen die Fotografie als künstlerisches Handwerk galt“
Christoph Gundermann
Mit großer Zielstrebigkeit bemühte sich der Innungsobermeister unter anderem um die Verbesserung des schulischen Geräte-Equipments.
Ehefrau Marion Gundermann ist seit den siebziger Jahren die künstlerische Seele des Unternehmens in der Bahnhofstraße. Sie erlernte das Fotografenhandwerk von der Pike auf in Bremen, kam mit diversen Zwischenstationen nach Würzburg und gilt als anerkannte Porträtistin. Mit viel Einfühlungsvermögen und großem psychologischem Geschick vermag sie bis heute auch dem schüchternsten Modell die Scheu vor der Kamera zu nehmen.
„Hinter uns liegen schöne und erlebnisreiche Berufsjahre, doch alles hat seine Zeit“, resumiert Christoph Gundermann. Jetzt freut er sich, zusammen mit seiner Ehefrau, auf den dritten Lebensabschnitt. „In einem Familienunternehmen ist man doch sehr angebunden und deswegen haben wir jetzt einiges nachzuholen, was andere längst hinter sich haben“, sagt er.