Konzerte in der Posthalle wird es nur noch bis Ende des Jahres geben. Die Bismarckquartier GmbH, ein Unternehmen der Beethovengruppe, hat das Post-Areal 2015 gekauft, um dort Büros, Wohnungen und ein Hotel zu bauen. Konkrete Pläne gibt es nicht, aber dem Posthallen-Betreiber wurde der Mietvertrag nach mehrfacher Ankündigung zum 31. Dezember gekündigt. Und dann? Ein Ersatz ist nicht in Sicht. An der Grombühlbrücke soll zwar 2026 der Bau einer Multifunktionsarena beginnen - diese ist aber für Großveranstaltungen mit 7000 Zuschauer konzipiert, mehr als dreimal so viele, wie in die Posthalle passen.
Als Ersatz für die Posthalle war zuletzt das Areal der Firma Glaskeil in der Nürnberger Straße im Gespräch, da die Firma nach Giebelstadt zieht. Es gab Voruntersuchungen des Baureferats. SPD und Grüne wollten weitere 70.000 Euro für die Planung ausgeben. Doch die Mehrheit des Stadtrats lehnte das 2022 ab.
Woran soll die Stadt Geld für eine Alternative der Posthalle geben?
Laut Posthallen-Betreiber Jojo Schulz wäre das Glaskeil-Gelände vielversprechend gewesen, es gebe aber auch weitere geeignete Hallen in der Stadt. Aber: "Ohne eine öffentliche Investition in den Ausbau einer Veranstaltungshalle wird es schwerlich finanzierbar sein."
Wie viel Geld dafür nötig wäre, hänge vom Projekt ab und könne man ohne Voruntersuchungen nur grob schätzen. Schulz sieht aber einen "deutlich geringeren Invest" als bei anderen Projekten wie zum Beispiel der Multifunktionsarena. Diese will die Stadt mit 34 Millionen Euro plus einen mehrstelligen Millionenbetrag für das Grundstück unterstützen. Das Argument: Durch die Veranstaltungen in der Multifunktionsarena entstünde Mehrwert für Hotels, Gastronomie und andere Dienstleistungen der Stadt.
OB-Kandidierenden wollen einen Ersatz für die Posthalle
Die Kandidierenden für die OB-Wahl sehen auch in einer mittleren Spielstätte einen Mehrwert für die Stadt. So erklärt Grünen-Kandidat Martin Heilig, dass auch die Gäste der Posthalle "Wertschöpfung in die Stadt bringen" und derartige Kulturangebote eine "reale Umlaufrendite erzeilen." Ein Ersatz für die Posthalle lohne sich "gesellschaftlich, kulturell und strategisch – gerade für junge Menschen und Fachkräfte, die ein lebendiges Kulturangebot erwarten".
"Um als Kulturstadt auch für junge Menschen attraktiv zu sein, ist das Angebot der Posthalle ein wichtiger Beitrag", sagt CSU-Kandidatin Judith Roth-Jörg. Konzerte und Veranstaltungen würden Gäste anziehen, die bis zu 40 Euro pro Person mitbrächten. "Auch die anderen Nutzungen, wie Spiel- und Spaßangebote, Ateliers oder Proberäume sind wichtig für unsere Stadt."

OB-Kandidatin Claudia Stamm sagt: "Kunst ist kein Luxus. Sie ist Bestandteil der Demokratie: Bei der Musik gehört das Mozartfest genauso wie Rock, Pop oder Hip-Hop dazu. Und diese Konzerte finden in Würzburg eben in der Posthalle statt." Die Besucher kämen dafür von weit her. "Abgesehen vom wirtschaftlichen Faktor, würde Würzburg mit der Posthalle 'ein Juwel' aufgeben."
"Wir benötigen ein breites kulturelles Angebot für alle Bürgerinnen und Bürger", spricht sich auch SPD-Kandidatin Eva Vietinghoff-Scheel für eine mittlere Spielstätte aus. Sie sei dafür, "die finanziellen Ressourcen der Stadt etwas gerechter aufzuteilen".
Wer würde den Posthallen-Ersatz mit städtischem Geld unterstützen?
Würden sie einen Ersatz für die Posthalle mit städtischem Geld unterstützen? Heilig: "Ja, auf alle Fälle. Würzburg braucht – unabhängig von der geplanten und zu bauenden Multifunktionsarena – dringend wieder eine mittelgroße Spielstätte."
Auch OB-Kandidatin Stamm meint, dass die Stadt sich an der Finanzierung beteiligen sollte: "Wer für eine Multifunktionsarena kämpft, muss sich für eine Posthalle einsetzen. Eigentlich schon vorgestern." Vietinghoff-Scheel: "Ich bin dafür, dass sich die Stadt Würzburg auch finanziell an einer Alternative zur "Posthalle" beteiligt. Es ist gut, wenn sich eine Kommune bei wichtigen Angeboten für die Bürgerinnen und Bürger einbringt." Risiken würden so auf mehreren Schultern verteilt und das Angebot dauerhaft gesichert.
CSU-Kandidatin Judith Roth-Jörg sagt: "Ich könnte mir eine Unterstützung durch die Stadt vorstellen." Damit weicht Roth-Jörg von ihrer bisherigen Haltung ab, denn bislang hat die CSU-Fraktion finanzielle Unterstützung für eine Alternative der Posthalle abgelehnt.