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Würzburg: Franz Jung: "Die Zahl der Kirchenaustritte belastet mich als Bischof sehr"

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Franz Jung: "Die Zahl der Kirchenaustritte belastet mich als Bischof sehr"

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    Ernster Blick: Der Würzburger Bischof Franz Jung bei der Jahresauftakt-Pressekonferenz 2022 an diesem Freitag.
    Ernster Blick: Der Würzburger Bischof Franz Jung bei der Jahresauftakt-Pressekonferenz 2022 an diesem Freitag. Foto: Markus Hauck (POW)

    Das Münchner Missbrauchsgutachten beschäftigt Kirche und Gläubige seit gut einer Woche - und es war auch bei der Pressekonferenz zum Jahresauftakt des Bistums Würzburg an diesem Freitag ein Thema. Die Empörung nach der Veröffentlichung des Gutachtens sei verständlich, sagt Bischof Franz Jung.  Sie führe "in der öffentlichen Wahrnehmung immer wieder zum Eindruck, Kirche würde zu wenig tun oder gar das Problem aussetzen", so Jung. "Dieser Eindruck ist nicht zutreffend."

    Sehr belastend sei die Zahl der Kirchenaustritte, sagt der Würzburger Bischof. Nachfragen bei den dafür zuständigen Standesämtern in der Region ergaben in dieser Woche, dass derzeit viele Menschen im Bistum Würzburg ihren Austritt aus der Kirche planen. "Ich kann die Enttäuschung vieler Gläubiger über ihre Kirche sehr nachvollziehen und leide selbst unter dem Bild, das die katholische Kirche momentan in der Öffentlichkeit abgibt", so Jung am Freitag. Es sei ihm bewusst, dass Gläubige ihr Bleiben von der Frage abhängig machen, "ob es wirklich eine erneuerte Gestalt der Kirche geben wird". Die Frage nach der Zukunft habe deshalb weitaus mehr Gewicht als der Blick zurück mit der Aufarbeitung der Vergangenheit.

    367 500 Euro für Entschädigungen

    Für viele Missbrauchsbetroffene jedoch ist diese Aufarbeitung sehr wichtig. Der Würzburger Bischof verweist unter anderem auf die Unabhängige Aufarbeitungskommission in der Diözese Würzburg, die im Juni 2021 gebildet worden war. Vorsitzende ist die Juristin Prof. Anja Amend-Traut. In diesem Jahr werde sie ihre Arbeit aufnehmen, so Jung am Freitag.

    Hinweise an diese Redaktion zeigen unterdessen, dass Betroffenen die Bearbeitung der Anträge über Leistungen in Anerkennung des Leids zu lange dauert. Bischof Jung nannte dazu Zahlen: Aus dem Bistum Würzburg sind seit Jahresbeginn 2021 bislang 32 Anträge bei der Unabhängigen Kommission für Anerkennungsleitungen in Bonn (UKA) eingereicht worden. 17 Anträge sind bearbeitet, beziehungsweise von der UKA entschieden worden - sechs erstmals gestellte und elf erneut gestellte Anträge. Insgesamt legte die UKA dafür 367 500 Euro fest. Davon seien bereits 124 500 Euro auf Basis früherer Anträge ausgezahlt worden, teilte Jung mit. Das heißt: Hat ein Betroffener bereits eine Anerkennungsleistung erhalten, wird diese auf die jetzt festgesetzte Summe angerechnet.

    18 neue Hinweise auf Missbrauchsfälle im Bistum

    Bei der Pressekonferenz ging Jung auch auf den Betroffenenbeirat im Bistum Würzburg ein, der den Aufarbeitungsprozess begleiten und das Bistum dabei unterstützen soll, künftigen Missbrauch zu unterbinden. Auf die aktuellen Vorgänge innerhalb des Betroffenenbeirats – das überraschende Ausscheiden einer Beirätin zu Beginn dieser Woche, das dem Anschein nach nicht einvernehmlich war – ging der Bischof jedoch nicht ein.

    Laut Jung wurden im vergangenen Jahr im Bistum den Ansprechpartnern für Opfer sexuellen Missbrauch 18 relevante neue Vorwürfe wegen Missbrauchshandlungen im strafrechtlichen Sinne sowie Grenzüberschreitungen unterhalb der Schwelle der Strafbarkeit übermittelt. 14 davon richten sich gegen Priester des Bistums, von denen 13 bereits gestorben sind. Die weiteren Vorwürfe betreffen einen nebenberuflichen Diakon im familiären Umfeld, einen Ordensmann sowie zwei Unbekannte.

    Haushalt des Bistums: Fehlbetrag und Ende des Baustopps

    Was die Haushaltssituation betrifft, rechnet das Bistum für 2022 mit einem Jahresfehlbetrag von 3,1 Millionen Euro. Angesichts der schlechten Finanzen hatte sich das Bistum schon vor drei Jahren ein Baumoratorium auferlegt, eine Art Bau- und Sanierungsstopp. Das Moratorium läuft zum August 2022 aus. Dennoch werden nicht gleich wieder Bagger rollen, im Gegenteil: Schon jetzt steht fest, dass das Bistum mehrere Immobilien wie Tagungshäuser und Kindertagesstätten verkaufen will. Für die Tagungshäuser werde derzeit zusammen mit der Regierung von Unterfranken geprüft, ob afghanische Ortskräfte und weitere Flüchtlinge dort untergebracht werden können.

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