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OCHSENFURT: Freier Blick vom Bollwerk aufs Plumpsklo

OCHSENFURT

Freier Blick vom Bollwerk aufs Plumpsklo

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    Weihnachtlich gestimmt: In der Weihnachtszeit präsentiert sich das Ochsenfurter Bollwerk besonders glanzvoll.
    Weihnachtlich gestimmt: In der Weihnachtszeit präsentiert sich das Ochsenfurter Bollwerk besonders glanzvoll. Foto: Foto: Gerhard Meissner

    Dass das Bollwerk in Ochsenfurt einmal bewohnt war, sieht man noch heute. Drinnen ist die Öffnung des Plumpsklos vorschriftsmäßig mit einem Holzdeckelchen verschlossen, das mit dem schriftlichen Hinweis „Bitte nicht hochheben“ den Drang zur Zuwiderhandlung natürlich geradezu hervorruft. Von draußen ist der Abwurfschacht gut erkennbar. Allerdings sind die heutigen Nutzer des Bollwerks, die Mitglieder des Wander- und Kulturvereins, auf diese sanitäre Einrichtung schon längst nicht mehr angewiesen und verwenden ein nachträglich eingebautes Wasserklosett.

    Ins Bollwerk geht es durch eine hölzerne Tür, den abgeschiedenen Garten dahinter verbirgt ein breites Tor. Früher war dieser Garten einmal Teil des Stadtgrabens und das Bollwerk ein wichtiger Abschnitt der Verteidigungsanlagen Ochsenfurts. Gemeinsam mit dem Oberen Tor und der Veste an der Alten Mainbrücke habe das Untere Tor im Bollwerk einen von nur drei Zugängen zur Stadt dargestellt, über die Ochsenfurt im 14. Jahrhundert verfügte, erklärt Ochsenfurts Altbürgermeister Peter Wesselowsky. Natürlich lebte auch hier ein Türmer, der seine Pflicht zur Bewachung der Stadt sehr ernst nehmen musste.

    Um 1880 sei dann das Tor zum Garten eingesetzt worden, sagt Wesselowsky. Damals hatte die mittelalterliche Stadtbefestigung mit ihren Mauern und Gräben schon längst ihre ursprüngliche Funktion verloren, denn für moderne Kriegswaffen hätten sie ohnedies kein ernst zu nehmendes Hindernis mehr dargestellt. Das Bollwerk wie auch die Türme der Stadt sollten deshalb eigentlich abgerissen werden. Unter dem bayerischen König Ludwig I. wurde jedoch bereits Denkmalschutz betrieben, so dass die Anlagen letztlich doch erhalten blieben.

    In der Epoche der Romantik im 19. Jahrhundert rückten nicht nur in Ochsenfurt die Stadttürme wieder vermehrt ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Die Künstler der Romantik, Dichter und Maler, waren verliebt ins Mittelalterlich-Schauerliche, für das die historischen Türme in vielen deutschen Städten eine treffliche Kulisse abgaben. Orte wie mittelalterliche Ruinen oder auch Türme dienten als Symbole für die Sehnsucht der Seele nach Harmonie und Heilung.

    In späteren Jahren sah man in ihnen ganz profan vor allem Eines: Wohnraum, denn der war knapp in der Stadt. Selbst der kleine Ochsenfurter Pulverturm wurde bewohnt. Obgleich wohl eher ungemütlich, eng und ohne jeden modernen Komfort, lebten auch im Bollwerk bis in die frühen 1960er Jahre Familien.

    Seit 1972 wird das Bollwerk vom Wander- und Kulturverein, der sich damals noch „Naturfreunde“ nannte, als Vereinsheim genutzt. Eigentümerin des Bauwerks ist nach wie vor die Stadt Ochsenfurt. Die Vereinsmitglieder haben in dem historischen Bauwerk einen gemütlichen Raum mit mehreren Tischen und angeschlossener Küche eingerichtet. Sogar ein einfaches Gästezimmer zum Übernachten ist vorhanden.

    Der Verein pflegt sein Domizil hingebungsvoll. So schmücken Blumenkästen das Gebäude auch von außen. Im geräumigen Schuppen im Garten verwahrt die Wassersportgruppe des Vereins ihre Boote. Und auf dem Rasen davor wird alljährlich ein beliebtes Grillfest abgehalten – mit freiem Blick auf das Plumpsklo.

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