Der Dienstag war ein freudiger Tag für Georg Ertl, den Ärztlichen Direktor des Universitätsklinikums Würzburg (UKW). Ein Tag, der auch für den Standort und die Region von großer Bedeutung sei, wie Ertl am Vormittag bei einer Pressekonferenz sagte. Er verkündete dabei eine komplette „Änderung der Strategie des UKW, wie wir uns baulich weiter entwickeln wollen“.
Der Hintergrund der Freude: Der Freistaat kauft für das UKW eine 22 Hektar große Fläche derzeitigen Ackerlandes des Juliusspitals nördlich des Zentrums für Innere Medizin (ZIM) und des Zentrums für operative Medizin (ZOM). Dort werden, anders als bislang geplant, eine neue Kopfklinik als Ersatz für die aus den 1960er Jahren stammende Klinik sowie das Frauen-Mutter-Kind-Zentrum des UKW entstehen. Die Planer erhoffen sich dadurch neue Synergien.
Beide Kliniken sollten ursprünglich innerhalb des Bestands des UKW entlang der Josef-Schneider-Straße in Grombühl gebaut werden: Das Frauen-Mutter-Kind-Zentrum sollte auf dem Gelände des Luitpoldkrankenhauses östlich der Straße errichtet werden. Die Kopfklinik sollte an ihrem derzeitigen Standort Zug um Zug abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden.
Platz- und Geldprobleme
Doch tauchten im Verlauf der Planungen durch die gleichzeitig geplante Ansiedlung neuer Einrichtungen, wie beispielsweise des neuen Helmholtz-Instituts, auf der einen Seite Platzprobleme auf. Durch schwer umsetzbare bauliche Vorgaben der neuen Kopfklinik standen auf der anderen Seite finanzielle Probleme im Weg, berichtete Peter Mack, Bereichsleiter Universitätsbau beim staatlichen Bauamt Würzburg. Zudem sei nur ein Beitrag des Architektenwettbewerbs städtebaulich vertretbar gewesen. „Durch die Hanglage der Kopfklinik wurde da aber viel in die Untergeschosse gepackt“, so Mack am Dienstag. „Das hat uns eingeholt, als es um die Kosten ging.“
„Wir saßen in einer Falle, es ist einfach zu eng dort“, sagte Ertl. Dann aber hätten Landtagspräsidentin Barbara Stamm und der Würzburger CSU-Landtagsabgeordnete Oliver Jörg, zugleich stellvertretender Vorsitzender des Wissenschaftsauschusses des Landtags, den „Knoten durchschlagen“. Beide hätten sich in München „mit einer großen Kraftanstrengung“ dafür eingesetzt, dass die Pläne in eine zukunftsweisende Richtung geändert werden konnten, ohne dass es dabei zu zeitlichen Verzögerungen der Planungen kommen werde. „Es geht auch mit den neuen Plänen zügig weiter“, bestätigte Stamm.
Bedarf für betreutes Wohnen
Die Pläne sehen so aus: Der Freistaat kauft für das UKW die 22 Hektar zwischen Klinikgelände und Rotkreuzhof. Die Stiftung Juliusspital erhält im Gegenzug die ehemalige Poliklinik in der Würzburger Innenstadt. Für diesen Standort gebe es schon viele Ideen, sagte Walter Herberth, Oberpflegamtsdirektor des Juliusspitals. So gebe es zum Beispiel Bedarf für betreutes Wohnen im direkt benachbarten Seniorenheim der Stiftung.
Auf dem neuen Gelände des UKW sollen nun zunächst das Frauen-Mutter-Kind-Zentrum mit 22 500 Quadratmetern Nutzfläche, die Kopfklinik mit 29 000 Quadratmetern und eine neue Energiezentrale für die Kliniken entstehen. Die Bauanträge für den ersten Bauabschnitt könnten laut Peter Mack noch in diesem Jahr gestellt werden, dann folgen Architektenwettbewerb und Bauleitplanung.
„Wir haben viele Ideen und viele Mittel“
Beginn des ersten Bauabschnitts könnte bereits Ende 2021 sein, so Mack. Mit der Fertigstellung des ersten Bauabschnittes rechnet er für das Jahr 2026. Je nach Mittelbereitstellung - Mack geht von einem Finanzbedarf von 700 bis 750 Millionen Euro aus - könnte parallel mit dem zweiten Bauabschnitt begonnen werden, der 2030/31 fertig gestellt werden würde. Auf die frei werdenden Flächen an der Josef-Schneider-Straße spekuliert bereits Universitätspräsident Alfred Forchel. „Wir haben viele Ideen und viele Mittel, bislang fehlte der Platz“, sagte er.
Erschlossen werden sollen die beiden Kliniken mit rund 35 000 Patienten im Jahr durch die bereits laufende Verlängerung der Straßenbahnline 1 und 5, sagte Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt. Was eine Erschließung durch den bereits diskutierten Ausbau der Straße „Am Steinlein“ von der Versbacher Straße her betreffe, könne eine Lösung hier nur gemeinsam mit den Bürgern gefunden werden, mahnte Oliver Jörg. „Das ist ein Thema für sich“. Zwischen der Stadt und der Klinikleitung gibt es die Vereinbarung, dass der Zinklesweg nach Fertigstellung der Straßenbahnverlängerung geschlossen werden soll. Als „Ersatz“ war zunächst ein Ausbau der Straße „Am Steinlein“ erwogen worden. Dagegen aber war schon beim ersten Bekanntwerden der Pläne Widerstand der betroffenen Anwohner laut geworden. Sie befürchteten zusätzlichen Durchgangsverkehr nicht nur zum Universitätsklinikum, sondern auch in Richtung Oberdürrbach und den westlichen Landkreis.
Eine reine Verlagerung der Kliniken
Auch wenn durch eine reine Verlagerung der Kliniken ja nicht mehr Verkehr fließen werde, sagt Ertl, könnte in direkter Nähe auch ein weiteres Parkhaus entstehen. Denn in ganz weiter Ferne sieht Ertl auf dem Gelände einen Medizincampus mit weiteren Einrichtungen des UKW, zum Beispiel der Hautklinik, Schwesternschulen, Verwaltungsgebäuden oder Gebäuden für Forschung und Lehre. Und auch die Psychiatrie am Margarete-Höppel-Platz sei ja „schwer in die Jahre gekommen“.