(st) 211 Jahre – solch eine lange Tradition haben nicht viele Unternehmen vorzuweisen. Harry Schramm aus Sommerhausen kann das: mit einem ungewöhnlichen Handwerk, der Weißbüttnerei.
„Als Schreinermeister hatte er wohl zu wenig Kunden. Und weil mit der Büttnerei eher noch etwas ging, fing er damit an“, erklärt Harry Schramm die Beweggründe seines Vorfahren, Johann Georg Schramm, ab 1796 im thüringischen Schnett Badebottiche, Waschzuber und Fußbadewannen aus hellem Holz zu bauen. Schnett, bei Hildburghausen gelegen, ist eines der höchstgelegenen Dörfer im Thüringer Wald - und war damals eines der ärmsten.
Trotz dieses Umstandes schien die Firma ganz gut zu laufen: „Meine Vorfahren sollen Badezuber für die Thüringer Herzöge gebaut haben, mit einem Durchmesser von fünf Metern“, sagt Schramm. 1905 zog die Weißbüttnerei ins Tal nach Brattendorf. Emilius Edmund Bernhard Schramm, der Urgroßvater, baute dort 1919 eine neue Werkstatt auf - zehn Meter neben dem Bahnhof. Vor hier aus ließen sich die Waren leichter an die Kunden ausliefern.
Edmund Schramm, der Onkel von Harry Schramms Vater, war der letzte, der die Weißbüttnerei aktiv ausübte – bis 1982. Schramms Vater hingegen war Beamter und hatte mit dem Handwerk nichts am Hut. Damit war die Weißbüttner-Tradition der Familie Schramm beendet.
Die Faszination für Wasser und Bäder blieb aber: „Vielleicht haben die Gene meinen Vater übersprungen“, sagt Harry Schramm. Er lernte Sanitär- und Heizungsbauer, absolvierte ein Ingenieurstudium und gründete 1965 ein Ingenieurbüro für Lüftungs- und Klimatechnik. Da dieses Gewerbe aber in den 1960er-Jahren sehr mühselig war, sattelte er 1967 auf den Badbau in Würzburg um.
Nach mehreren Filialneugründungen an verschiedenen Orten in der Region zog er 1979 mit seiner Badbau Gebrüder Schramm GmbH nach Veitshöchheim. Dort eröffnete er seine erste Wellness-Ausstellung mit Schwimmbad, Whirlpool und Saunaanlagen. 1986 trat Sohn Oliver ins Unternehmen ein.
In den Jahren 2001 und 2002 zog die Firma nach Sommerhausen um und eröffnete eine weitere Ausstellung rund um Schwimmbad, Sauna und Co. Sie nannte sich fortan Würzburger Wasserwelt. Oliver Schramm übernahm 2003 die alleinige Geschäftsführung. Das Weißbüttner-Handwerk wieder aufzunehmen, kam Harry Schramm übrigens nie in den Sinn: „Die Metallringe von außen auf die Bretter aufzuschlagen, ist nicht ganz einfach. Dazu ist sehr viel Geschick nötig.“