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Würzburg: Fünf Jahre Haft für Bierschmuggler aus Würzburg

Würzburg

Fünf Jahre Haft für Bierschmuggler aus Würzburg

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    Millionen Flaschen Bier kamen nur auf dem Papier von Frankreich nach Franken – in Wirklichkeit nach England. Die französischen Schmuggler sparten so 35 Millionen Euro an Biersteuer.
    Millionen Flaschen Bier kamen nur auf dem Papier von Frankreich nach Franken – in Wirklichkeit nach England. Die französischen Schmuggler sparten so 35 Millionen Euro an Biersteuer. Foto: Michael Mößlein

    Das Landgericht schenkte einem Würzburger Bierschmuggler am Freitag satt einen ein – obwohl 3300 Lkw mit französischem Bier nur auf dem Papier in Franken landeten. "Wir halten fünf Jahre Haft für tat- und schuldangemessen", erklärte der Vorsitzende Thomas Trapp bei der Urteilsverkündung. Der schwer drogenabhängige 42-jährige Würzburger hatte gestanden, einer französischen Schmugglerbande als Strohmann gedient zu haben.

    Tarnende Fassade für französische Hintermänner

    Der Angeklagte hatte auf der einen Seite mit einem angeblichen Bierlager in Waldbrunn und Eisingen (Lkr. Würzburg) professionell die tarnende Fassade für seine Hintermänner errichtet. Tatsächlich verkauften sie 80 Millionen Liter Bier von Lagern bei Calais an der Kanalküste nach England und hinterzogen so 35 Millionen Euro an Steuern. Andererseits litt und leidet der Mann schwer unter seiner Drogensucht. 

    Höchstens 20 Bierladungen wurden zur Tarnung in den Raum Würzburg angeliefert, um den Schein zu wahren. In Frankreich ist die Biersteuer 3,7 mal so hoch wie in Deutschland, in Großbritannien zehnmal so hoch. Die Flaschen wurden in Großbritannien meist zu handelsüblichen Preisen an Straßenkiosks vertrieben. "Damit machen die Täter noch ein zweites Mal einen satten Gewinn", erklärte ein Zollsprecher im Zeugenstand.

    Fünf Cent Steuer pro Flasche oder 52 Cent

    In Europa sei nur in Rumänien und Bulgarien weniger Steuer auf Bier als in Deutschland fällig, machte der Vorsitzende deutlich: fünf Cent pro Flasche hier, 18 in Frankreich und 52 in Großbritannien – bei knapp 80 Millionen Litern ein erklecklicher Betrag

    Staatsanwältin Ilka Matthes hatte die Janusköpfigkeit des Würzburgers in den Mittelpunkt ihres Plädoyers gestellt: Einerseits sei er in der Lage gewesen, "große Projekte" wie den Bierschmuggel zu stemmen. Andererseits habe der "Lebemann" alles konsumiert, "was ihm unter die Nase kam": Kokain, Heroin, Marihuana.

    Strohmann "muss die Zeche zahlen"

    Die Hintermänner des Bierschmuggels blieben bisher weitgehend im Dunkeln, nur ein Kontaktmann zu dem Würzburger ging den Ermittlern ebenfalls ins Netz. Die Staatsanwältin machte deutlich: Ohne Strohmänner wie den Angeklagten sei diese Art von organisierter Kriminalität gar nicht möglich. "Wenn man sich so vor den Karren spannen lässt, muss man auch dafür die Zeche zahlen." Sie hatte fast sechs Jahre Haft für den Angeklagten gefordert.

    Verteidiger Stefan Wagner widersprach der Darstellung vom "Lebemann". Sein Mandant habe ein ganz normales Leben geführt, leide heftig unter der Drogensucht, habe Frau und Kinder verloren – und werde nun für eine zweijährige Tätigkeit hart bestraft, obwohl die Ermittler ihn monatelang überwacht hatten, statt früher einzugreifen. Er hielt vier Jahre  Haft für ausreichend.

    "Das ist Ihre letzte Chance"

    "Ein hartes, aber notwendiges Urteil", nannte der Vorsitzende Trapp die Entscheidung fünf Jahre. Dies eröffne dem Verurteilten den sofortigen Weg in eine Drogentherapie – und vielleicht die Chance auf ein Wiedersehen mit Frau und Kindern, die sich wegen des Drogenkonsums von ihm getrennt hatten. Trapp mahnte: "Das ist Ihre letzte Chance." Da nickte der Verurteilte: "Ich weiß."

    Mit dem Urteil bringt die Kammer binnen weniger Tage – nach dem Prozess zu Insidergeschäften rund um den Leuchtenhersteller Osram – ein zweites großes Wirtschafts-Strafverfahren am Landgericht Würzburg schnell zu Ende, das zunächst langwierig zu werden schien.

    Kontaktmann im Winter vor Gericht

    Mit dem Würzburger Verurteilten im Bierschmuggel-Prozess war am 12. März auch ein 56-jähriger französischer Hintermann und "Organisator einer international agierenden Gruppierung" (so der Zoll) verhaftet worden. Er soll erst im Winter vor Gericht stehen. Ob er Hinweise auf Hintermänner liefert, ist zweifelhaft.

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