Der Druck in Impfzentren und bei Hausärzten bleibt groß. Drängler versuchen sich einen früheren Termin zu erschleichen, andere wollen ihren Zweittermin verschieben. Wie eine Abfrage bei den unterfränkischen Impfzentren zeigt, werden immer wieder falsche Angaben bei der Registrierung im Impfportal gemacht - für eine bessere Priorisierung.
Vor Ort fehlen dann häufig die Nachweise. Bestätigungen vom Arbeitgeber, Vereinen oder ärztliche Atteste sind aber vorzulegen. Geschehe dies nicht, "erfolgt keine Impfung", heißt es aus dem Landratsamt Main-Spessart. Häufig gebe es Diskussionen und Auseinandersetzungen mit den Abgewiesenen.

"Jeder Einzelfall muss abgewogen werden", so Simon Vornberger für den Landkreis Kitzingen. In einem Fall wurde dort sogar Anzeige wegen Urkundenfälschung erstattet. Auch im Schweinfurter Impfzentrum werden Angaben und Unterlagen der Impflinge genau geprüft. Bei offenkundigen Mängeln werde der Impfwunsch zurückgewiesen, sagt Stadtsprecherin Kristina Dietz. Eklatante Fälle lege man dem Ordnungsamt vor.
Wünsche nach schnellerer Impfung wegen Urlaub oder Hochzeit
Dabei sind Falschangaben nicht immer als solche zu erkennen. Atteste und Bestätigungen konsequent auf Echtheit zu überprüfen, übersteigt die Ressourcen und Kompetenzen der Impfzentren. Hinzu fordern manche Drängler mit Verweis auf einen Urlaub, eine Hochzeit oder berufliche Tätigkeiten unbegründet eine höhere Priorisierung. Täglich erreichen das Würzburger Impfzentrum derlei Anfragen per Mail oder über das Callcenter. "Derartige Wünsche werden von uns abgewiesen", stellt Landkreis-Sprecherin Eva-Maria Schorno klar.
Genervt sind manche Impfzentren von Bitten um Termin-Verlegungen. Dies betrifft vor allem die Zweitimpfungen: Seit der Gleichstellung von vollständig Geimpften mit negativ Getesteten wollen viele schneller ihre Impfung abschließen. Die Impfzentren haben mittlerweile aus dem Gesundheitsministerium die Order erhalten, nur noch bei Vorliegen triftiger Gründe die Zweitimpfung zu verschieben. Denn der organisatorische Aufwand, um zugesagte Impftermine, -abstände und Impfstoff-Lieferungen aufeinander abzustimmen, ist groß.
Verschiebung der Zweitimpfung nur bei "triftigen Gründen"
Als "triftige Gründe" gelten eine Erkrankung, eine Operation, ein Reha-Aufenthalt oder ein Todesfall in der engeren Familie – nicht aber eine Urlaubsreise. "Die Hotline des Impfzentrums ist derzeit täglich mit Änderungswünschen konfrontiert", bestätigt Nathalie Bachmann, Sprecherin des Landratsamtes Bad Kissingen. Viele wollten ihre Zweitimpfung mit Astrazeneca vorziehen. Allerdings gelte hier für die Impfzentren weiterhin die Vorgabe eines Zwölf-Wochen-Abstandes.

Mindestens sechs Stunden täglich sei man allein mit Fragen zu Termin-Verschiebungen beschäftigt, heißt es aus Würzburg. Allerdings ist die Situation nicht überall gleich angespannt. Lediglich von "Einzelfällen" spricht Melanie Hofmann für den Landkreis Rhön-Grabfeld.
Und in den Hausarzt-Praxen? Dort kennt man in der Regel die Patienten schon länger, falsche Angaben fallen eher auf. "Manche bringen keine Bescheinigungen mit oder nur merkwürdige, die wir nicht akzeptieren können. Solche Patienten müssen wir zurückweisen", sagt Dr. Ralph Brath, Hausarzt aus Bad Kissingen und ärztlicher Leiter des dortigen Impfzentrums. Es handele sich aber nur um eine kleine Zahl.
Fragwürdige Arbeitgeber-Atteste
Sein Schweinfurter Hausarztkollege Dr. Jürgen Schott kennt sie auch, die Drängler: "Das sind meistens bekannte Patienten, die auch sonst sehr fordernd auftreten". Und wenn es an Einsicht fehlt? "Notfalls bitten wir die Praxis zu wechseln." Dass Patienten auch in den Praxen mit teils zweifelhaften Bescheinigungen auftauchen, bestätigt Dr. Christian Pfeiffer aus Giebelstadt (Lkr. Würzburg), Bezirksvorsitzender des Hausärzteverbandes. Manche Arbeitgeber-Atteste seien fragwürdig. Immer wieder müsse er eine Impfung ablehnen, "weil wir keine Priorisierung sehen".
Termin-Verschiebungen kommen auch in den Praxen nur im gut begründeten Einzelfall in Frage. Die Zweitimpfung mit Astrazeneca von zwölf Wochen vorzuziehen, hält Pfeiffer nicht für sinnvoll: "Wir impfen nach medizinischen Gesichtspunkten und nicht nach Urlaubswünschen". In seiner Praxis klingele derzeit das Telefon unaufhörlich. Man arbeite am Limit. Er bittet darum, die Praxen nicht zu bedrängen und – trotz mancher Impfenttäuschung: freundlich im Umgang zu bleiben.