Der August geht zu Ende – in Würzburg beginnt die Hauptsaison für den Städtetourismus. September und Oktober sind seit Jahren die zwei beliebtesten Monate für Besuche in Würzburg. Bei der Zahl der Übernachtungen zeichnet sich schon jetzt für 2015 erneut ein Rekord ab.
Johannes Wohlfahrt, erster Vorsitzender des Würzburger Gästeführervereins, spricht aus Erfahrung: „Größtenteils sind es Seniorengruppen aus Deutschland, die sich durch die Stadt führen lassen.“ Über die vergangenen Jahre nahm der innerdeutsche Tourismus insgesamt stark zu, davon profitiert auch Würzburg. Wohlfahrt: „Die Touristen nehmen die Schönheiten im eigenen Land stärker wahr.“
Niederländer, Amerikaner, Italiener
Würzburg ist aber nicht nur für deutsche Urlauber attraktiv. Jeder fünfte Übernachtungsgast kommt laut Statistik aus dem Ausland – seit Jahren mit steigender Tendenz. Die mit Abstand größte Gruppe stellten im ersten Halbjahr 2015 die Niederländer mit über 5600 Besuchern. Gäste aus dem Nachbarland führen die Rangliste fast schon traditionell an. Es folgen die US-Amerikaner mit über 3800 Übernachtungsgästen, an dritter Stelle stehen die Schweizer mit gut 3600.
Seit Jahren stehen diese Länder im Würzburg-Tourismus-Ranking ganz oben. Einen enormen Sprung nach vorne – auf Platz sechs – haben die Chinesen gemacht, von Januar bis Juni kamen gut ein Drittel mehr chinesische Gäste als im ersten Halbjahr 2014. Im Moment fallen jedoch besonders Italiener im Straßenbild auf. Laut Wohlfahrt stellen sie Ende August die stärkste Nation unter den Würzburg-Touristen – denn in Bella Italia ist noch Ferienzeit.
Mehr als 1000 Kreuzfahrtschiffe
Einer der Gründe für den Zuwachs bei den ausländischen Touristen ist die stetig steigende Zahl an Flusskreuzfahrtschiffen, die in Würzburg vor Anker gehen. Dieses Jahr werden erstmals über 1000 Kreuzfahrtschiffe in Würzburg erwartet, sagt Jürgen Ludwig, der Marketing-Leiter beim städtischen Eigenbetrieb Congress-Tourismus-Wirtschaft (CTW).
Doch nicht nur die Zahl der Kreuzfahrttouristen nimmt zu. Auch bei den Übernachtungszahlen zeigt die Kurve weiter nach oben. Jürgen Ludwig: „Im Bereich der Übernachtungsgäste rechnen wir im Jahr 2015 mit einem Anstieg um zwei Prozent auf insgesamt 550 000“. Die allermeisten absolvieren einen Kurztrip: Der Durchschnitt pro Besucher liegt bei 1,6 Nächten.
Übrigens hat Würzburg mit aktuell 49,4 Prozent unter den bayerischen Großstädten die stärkste Bettenauslastung. Innerhalb von zehn Jahren ist sie um ein Viertel gestiegen. Tourismus-Experte Ludwig: „Weiteres Wachstum wird ohne eine angemessene Erweiterung des Bettenangebots über kurz oder lang an Grenzen stoßen.“
Nicht weniger bemerkenswert ist die Zahl derer, die Würzburg nur einen Kurzbesuch ohne Übernachtung abstatten: Im Jahr 2015 werden laut Ludwig 11,5 Millionen Tagesgäste erwartet. Dabei spielt nicht nur der Tourismus eine Rolle, bekanntermaßen boomt auch das Kongresswesen. Rund 40 Prozent aller Gäste sind Geschäftsreisende.
Residenz ist das Zugpferd
Die Sehenswürdigkeit schlechthin in Würzburg ist die Residenz. Das Weltkulturerbe und der dazugehörige Hofgarten ziehen mit Abstand die meisten Touristen an. Nahezu jeder Reisende gab in einer Main-Post-Umfrage an, die Residenz schon gesehen zu haben oder sie noch besuchen zu wollen. „Ich bin schon das zweite Mal hier, die prunkvollen Säle und Gemälde sind immer wieder aufs Neue beeindruckend“ sagt Rudi Heller, 56, Tourist aus München.
Am zweithäufigsten zieht es die Touristen in die Innenstadt. Dom, Rathaus und die Alte Mainbrücke sind hier die Besuchermagneten. Auf Platz drei liegt nach Beobachtung von CTW und Gästeführern etwas abgeschlagen die Festung Marienberg. Sie liegt einfach etwas zu entfernt von den anderen Sehenswürdigkeiten. „Außerdem ist es gerade für ältere Menschen teils zu beschwerlich, die Festung zu Fuß zu erreichen“, sagt Johannes Wohlfahrt.