Anfang der 80er Jahre waren Gebärhäuser revolutionär: Hebammen-geleitet, Frauen-orientiert, Doktor-toleriert. Mit den Einrichtungen, in denen Frauen ganz natürlich und umsorgt ihre Kinder auf die Welt bringen können, eroberten sich die Hebammen die Bedeutung zurück, die sie Jahrhunderte lang hatten: als diejenigen, die werdende Mütter ganzheitlich betreuen.
Marlene Winkler, Stefanie Kraus, Susanne Schlicker und Regina Faulstich-Hütsch wollen gehen jetzt einen Schritt weiter gehen und nicht nur rund um den Geburtstermin betreuen. In direkter Nachbarschaft zur Missionsärztlichen Klinik, im Gebäude von Mariannhill, haben die drei Hebammen und die Gymnastiklehrerin ein Familienhaus gegründet.
Und das bietet mehr als Babymassage-Kurse und Beckenboden-Gymnastik: Ein Anlaufpunkt, eine Begegnungsstätte für werdende und junge Familien soll das Haus sein, mit Kursen und Vorträgen rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und erstes Lebensjahr. Das Angebot reicht von Yoga in der Schwangerschaft über Akupunktur kurz vor der Geburt bis hin zu Vorträgen über Schreikinder, von Fitness für die werdende Mama bis zu Impf-Tipps vom Kinderarzt. Mit der Kinderklinik am Mönchberg und der Missio arbeitet das Familienhaus eng zusammen.
Vor allem wollen die vier Frauen - alles ehemalige Mitarbeiterinnen der Missio - eines: Angst nehmen. Denn die wächst in der Gesellschaft immer mehr: "Wir erleben eine Fehlentwicklung", sagt Professor Dietmar Kranzfelder, Leiter der Gynäkologie im Missio. "Die Leute fürchten sich heute vor der Geburt." Im Familienhaus wollen die Initiatorinnen den Frauen das Vertrauen in ihre Intuition wieder geben. Und zeigen: "Gebären ist etwas Normales."
Vor allem, sagt Regina Faulstich-Hütsch Winkler, "sollen sich die Leute in den vier Wänden hier wohl fühlen." (Werdende) Väter sind unter dem Dach des Familienhauses jederzeit gerne gesehen. Bloße "Elternschule" oder Beschäftigungstherapie? "Kinderbetreuung oder Strickkurse machen wir nicht", beugt die Gymnastiklehrerin falschen Vorstellungen vor. Dass die vier Familienhaus-Gründerinnen allesamt selbst Mütter sind, freut Kranzfelder übrigens besonders: "Schön, dass man hier nicht aus dem hohlen Bauch redet."
Tag der offenen Tür im Familien- haus am Missio, Salvatorstraße 9, am Samstag, 27. März, 13 bis 17 Uhr. Infos unter Tel. (0931) 3537-436.