Mit einem offenen Brief hatte am 21. Februar der Betriebsrat des Automobilzulieferers Brose den geschäftsführenden Direktor Raymund Mutz aufgefordert, sich zum Standort Würzburg zu bekennen und diesen auszubauen, anstatt ihn aufzugeben. Denn das Aus für Brose in Würzburg steht im Raum: Mitte Februar war bekannt geworden, dass 1400 Beschäftigte in Würzburg ihren Arbeitsplatz verlieren könnten und dass der Standort spätestens 2027 geschlossen werden könnte.
In einer jetzt verbreiteten Antwort auf den offenen Brief zeichnet Mutz, der den Bereich Antriebe verantwortet, ein kritisches Bild vom Standort Würzburg: "Die Zahlen zeigen, dass die Produktion in Würzburg derzeit nur ein sehr geringes Ergebnis erzielt. Aufgrund der rückläufigen Auftragslage wird sich diese Entwicklung in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter verschlechtern."

Als ein vom Kapitalmarkt unabhängiges Familienunternehmen müsse Brose sich aus eigener Kraft finanzieren. Dazu sei ein Betriebsergebnis von "mindestens acht Prozent" nötig, was wiederum Werksergebnisse "zwischen 23 und 25 Prozent" erfordere. "Die aktuellen Zahlen und die Prognosen verdeutlichen jedoch, dass der Standort Würzburg unter den gegebenen Umständen nicht wirtschaftlich tragfähig ist", so Mutz.
Mutz räumt Fehler im Brose-Management ein
Als Gründe führt der Geschäftsführer unter anderem Managementfehler an. Mehr als zehn Jahre lang habe es "unrealistisch hohe Umsatz- und Personalplanungen, falsche Produktentscheidungen und unnötig hohe Investitionen" gegeben. Dazu kämen im internationalen Vergleich "nicht mehr wettbewerbsfähige Personalkosten" in Deutschland sowie "aktuell massive Einbrüche der bereits reduzierten Abrufzahlen durch unsere Kunden".
Er wisse, dass die Mitarbeitenden in Würzburg in den vergangenen Jahren bereits Zugeständnisse gemacht hätten. Allerdings hätten sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen "seither drastisch verschlechtert", daher müssten die "notwendigen strukturellen Anpassungen" vorgenommen werden. "Die Entscheidung über die Zukunft des Standorts Würzburg ist noch nicht getroffen, aber eine Schließung muss in Betracht gezogen werden", so Mutz.
Er wolle die geplanten Untersuchungen zur möglichen Konzentration der fränkischen Standorte vorantreiben – "inklusive einer Übernahme von Mitarbeitenden, unter anderem aus der Entwicklung". Ziel sei es, "schnellstmöglich Klarheit für den Standort und die Belegschaft zu schaffen".