Der Frühling hat aufgedreht. Da liegt es auf der Hand, ausgiebig frische Luft zu schnappen – vor allem nach dem wochenlangen Eingesperrtsein in Folge der Corona-Pandemie.
Und Mainfranken hat viel zu bieten. Vor allem, weil die Landschaft so unterschiedlich ist. Hier die weiten Fernen der Rhön, dort der dichte Steigerwald und die lieblichen Haßberge, im Süden das Taubertal und schließlich der mächtige Spessart.
Diese fünf Radel-Touren sollen Ihnen den Spaß an der mainfränkischen Natur vermitteln. Die Wanderungen und Radtouren führen teilweise auf bekannten, häufig aber auf weniger bekannten Wegen entlang. Die Touren sind deshalb oft individuell zusammengestellt und führen oft an touristisch interessanten Orten vorbei.
1. Fahrradtour bei Haßfurt: Vom Hofheimerle auf den Rennweg
Wer an die Haßberge denkt, hat vermutlich vor allem Hügel, gar Berge vor Augen. Also ein anstrengendes Terrain für Radfahrer, die es eher gemütlich angehen wollen.
Im Viereck zwischen Haßfurt, Goßmannsdorf, Ebelsbach und Zeil ist das nur zum Teil so. Denn ungefähr zwei Drittel der Rundtour verlaufen nahezu eben. Nur der Anstieg auf den Rennweg hat es in sich. Doch auf oben angekommen, bleibt der Radweg auf der Anhöhe. Und die gibt immer wieder Blicke frei auf die liebliche Gegend.
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Die Tour verbindet zwei Streckenabschnitte mit Geschichte: Zum einen ist da der Rennweg, auf dem früher Kuriere unterwegs waren. Historiker haben herausgefunden, dass es in Deutschland gut 200 solcher Fernstrecken gibt, der bekannteste ist der Rennsteig im Thüringer Wald. Der Rennweg in den Haßbergen ist ungefähr 60 Kilometer lang und verbindet Hallstadt bei Bamberg mit Sulzfeld im Kreis Rhön-Grabfeld.
Zum anderen ist da das "Hofheimerle". Bis 1995 war zwischen Hofheim und Haßfurt gut 100 Jahre lang ein Zug unterwegs. Dann wurde die Trasse zu einem Radweg umgebaut, der bequem durch die Ebene und am schmucken Königsberg vorbeiführt. Zwischen Ebelsbach und Haßfurt ist es ebenfalls gemütlich: Hier führt der Radweg im Maintal entlang.
- 61 Kilometer, 1300 Höhenmeter, 4 bis 5 Stunden Fahrzeit, für sportliche Familien.
- Start und Richtung frei wählbar. Tipp: Die hier vorgestellte Variante im Uhrzeigersinn über Haßfurt und Hofheim wählen, weil dann der Aufstieg zum Rennweg zwar steiler ist, aber wesentlich kürzer als der Aufstieg in der Gegenrichtung ab Ebelsbach via Köslau.
- "Hofheimerle" und Rennweg (schwarzes R auf weißem Grund) mit eigener Beschilderung, ansonsten den gängigen Hinweisen (grünes Rad-Symbol auf weißem Grund) folgen.
- Wegbeschaffenheit: asphaltierte Radwege. Für Tourenräder oder Mountainbikes geeignet.
- Sehenswürdigkeiten: spätgotische Ritterkapelle in Haßfurt, Altstädte in Königsberg, Hofheim und Zeil, Eisenbahnmuseum in Hofheim, Kirchenburg in Goßmannsdorf, Wallfahrtskirche Zeiler Käppele, Schloss Gleisenau bei Ebelsbach (nur von außen zu besichtigen, Park ist frei zugänglich).
- Besonderheiten: Auf dem Rennweg in Höhe der Straße zwischen Königsberg und Hohnhausen passiert man die ehemalige Grenze zwischen dem Königreich Bayern und dem Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha. Wenige Kilometer weiter sind im Wald die Reste eines Kohlenmeilers zu sehen (mit Infotafel), der bis 1960 in Betrieb war und ein Stück regionale Wirtschaftsgeschichte der Nachkriegszeit repräsentiert.
2. Fahrradtour in Rhön-Grabfeld: Zwei Tage auf dem "Bierradweg"
Durch gleich vier Flusstäler an und in der Rhön führt diese Rad-Rundtour. Weil Täler für gewöhnlich eben sind, ist die Strecke weitgehend gemütlich zu fahren– sieht man von einigen knackigen Anstiegen bei Rüdenschwinden oder Höchheim einmal ab.
Die Tour ist über weite Strecken deckungsgleich mit dem erst fünf Jahre alten "Bierradweg", der zehn Brauereien, eine Mälzerei und zwei Bauernhöfe verbindet. Dieser Radweg hat keine eigene Beschilderung und soll auf die Brautradition in der Region aufmerksam machen.
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Diese zweitägige Rundtour ist für jene Radler ideal, die sich dem Landkreis Rhön-Grabfeld sozusagen im Konzentrat widmen wollen. Denn vom Rhöner Landleben über regionale Besonderheiten sowie dem landschaftlichen Kontrast der bergigen Rhön und dem flachen Grabfeld ist alles drin – Abstecher zum Kreuzberg oder in die Franken-Therme von Bad Königshofen inklusive.
- 125 km, 2132 Höhenmeter, für sportliche Familien geeignet (Tourenräder empfohlen)
- Start und Richtung beliebig wählbar. Tour in der vorgestellten Variante hat keine eigene Beschilderung, verläuft aber teilweise auf den Fernradwegen, Rhön-Sinntal, Fränkische Saale und Meiningen-Haßfurt (jeweils eigene Beschilderung).
- Wegbeschaffenheit: meistens asphaltierte Radwege, selten auf wenig befahrenen Straßen.
- Sehenswürdigkeiten (Auswahl): Kirchenburg und Orgelbaumuseum in Ostheim, Freilandmuseum Fladungen, Altstadt von Bad Neustadt, Bad Königshofen und Mellrichstadt, Wallfahrtskirche Findelberg in Saal.
3. Fahrradtour bei Ochsenfurt: Mystik satt zwischen Maintal und Taubertal
In Mainfranken gibt es eine Reihe von aufgelassenen Bahngleisen, die nun Radwege sind. Neben den Strecken Haßfurt-Hofheim, Ebern-Maroldsweisach oder Herschfeld-Hollstadt gehört auch der Gaubahnradweg im Süden von Würzburg dazu. Er verbindet das Maintal in Ochsenfurt mit dem Taubertal in Bieberehren.
In Burgerroth zweigt diese Tour vom Radweg ab hinüber zur zauberhaften Kunigundenkapelle mit malerischem Blick ins Gollachtal. Die Kapelle stammt aus dem 13. Jahrhundert und umgibt eine Sage: Einst soll die heilige Kunigunde in Bamberg drei Schleier in den Wind entlassen haben. Wo die Schleier zu Boden gehen, werde sie eine Kapelle bauen lassen, so Kunigundes Schwur.
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Und so verfing sich einer der Schleier in einer Linde bei Burgerroth. Sie steht heute noch neben der Kapelle. Alljährlich finden Wallfahrten dorthin statt. Hundert Meter entfernt ist der Kunigundenstein, auf dem die Heilige gebetet haben soll – wovon Abdrücke noch heute zeugen, glaubt man der Sage.
Damit nicht genug der Mystik: Der weitere Verlauf der Tour führt etwa zwei Kilometer nach der Kapelle im Tal der Gollach an der "Teufelsschmiede" vorbei, die während des Bauernkrieges eine dramatische Rolle gespielt haben soll. Kurz vor Aub erwartet dann die Ruine Reichelsburg den Radfahrer.
Wer dann immer noch nicht genug hat von der Sagenwelt, der kann in Hemmersheim einen Abstecher nach Pfahlenheim machen. Dort ist eine Quelle zu finden, die der heiligen Ottilie gewidmet ist. Das Wasser soll gut für die Augen sein, sagt der Volksmund.
- 52 km (wer nur auf dem Gaubahnradweg hin und zurück fährt: 44 Kilometer), 898 Höhenmeter, 4-5 Stunden Fahrzeit, für Familien geeignet (Tourenräder empfohlen)
- Start und Richtung frei wählbar. Der Gaubahnradweg beginnt in Ochsenfurt an der Südtangente (Abzweigung nach Hohestadt). Er hat eine eigene Beschilderung, der Rest der Tour nicht.
- Wegbeschaffenheit: asphaltierter Radweg, Feld- und Waldwege, wenig befahrene Straßen.
- Sehenswürdigkeiten: Altstadt von Ochsenfurt, Klosteranlage Tückelhausen mit Kartäusermuseum, Streichelgehege Arche Noah in Gaukönigshofen, Altstadt von Aub, Kunigundenkapelle bei Burgerroth.
- Tipp: Rund um die Kunigundenkapelle und das Gollachtal bietet sich auch eine Rundwanderung an. Und: In Acholshausen liegt direkt am Gaubahnradweg ein großer Abenteuerspielplatz – ideal für eine Rast mit Kindern.
4. Fahrradtour in Tauberfranken: Romantische Tour im Viereck der Täler
Wer romantisch sagt, meint gerne das Taubertal. Kein Wunder, dass dort auch die Romantische Straße ist. Aber es muss nicht immer das Taubertal sein: Auch in der Nachbarschaft befinden sich Flüsschen mit besonderem Charme. Diese Radrundtour verbindet gleich vier davon.
Tauber, Vorbach, Reutalbach, Herrgottsbach: So heißen die Gewässer, die die Strecke flankieren. Sie ist gespickt mit Sehenswürdigkeiten, wovon die Herrgottskirche am Rand von Creglingen die wohl bekannteste ist.
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Fränkisch-hohenlohischer Charme mit einem Schuss Einsamkeit: So könnte man die Note der Tour beschreiben. Denn zum einen hört man die Mischung aus Franken und Hohenlohe schon aus dem Zungenschlag der Einheimischen heraus, zum anderen wird es wirklich streckenweise einsam: Im Reutal etwa ist die einzige Straße eine Sackgasse. Vier idyllische Täler auf einen Streich – das gibt es nicht auf jeder Radtour.
- 57 km, 1047 Höhenmeter, 4 bis 5 Stunden Fahrzeit, für sportliche Familien geeignet.
- Start und Richtung frei wählbar; keine eigene Beschilderung (führt streckenweise auf dem beschilderten Taubertal-Radweg entlang).
- Wegbeschaffenheit: asphaltierte Rad- und Feldwege, geschotterte Waldwege, wenig befahrene Straßen.
- Sehenswürdigkeiten: Röttingen mit Altstadt und Sonnenuhrenweg, Weikersheim mit Altstadt und Schloss/Schlosspark, Wallfahrtskirche Laudenbach, Creglingen mit Altstadt und Herrgottskirche.
- Tipp für Familien mit Kindern: Es lohnt eine Rast an den Münsterseen südlich von Creglingen. Dort gibt es Liegewiesen und einen Wasserspielplatz.
5. Fahrradtour im Landkreis Schweinfurt: Gemütlich zu Schlössern im Schweinfurter Land
Die Gegend rund um Schweinfurt ist ein Eldorado für Radfahrer und Radwanderer. Schon deshalb, weil das Wegenetz außerordentlich gut ausgeschildert ist. So kann sich jeder Radler eine Fülle von eigenen Touren zusammenstellen.
Eine davon führt gleich zu mehreren Schlössern, streift die Hügel der Haßberge und kommt am Ellertshäuser See vorbei. Er ist der größte seiner Art in Unterfranken und hat Badegelegenheiten sowie einen Kletterpark zu bieten.
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Die Schlösser Oberlauringen, Craheim, Birnfeld und Wetzhausen reihen sich wie Perlen an einer Kette. Sie sind zwar allesamt in Privatbesitz und deshalb nur von außen zu besichtigen. Das ist aber kein Mangel, reicht doch allein die Anmutung aus längst vergangener Zeit für einen Stopp.
Craheim wurde erst Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut und kommt allein schon wegen seiner solitären Lage in den Feldern bei Wetzhausen besonders daher. Wetzhausen wiederum mit seinem einstigen Wasserschloss war gar schon Filmkulisse: 1974 wurde dort der Krimi "Das Amulett des Todes" gedreht. Beteiligt war kein Geringerer als der 2017 gestorbene Star-Kameramann Michael Ballhaus.
- 29 km, 586 Höhenmeter, 2 Stunden Fahrzeit, für Familien geeignet
- Start und Richtung frei wählbar, keine eigene Beschilderung.
- Wegbeschaffenheit: befestigte Feldwege, wenig befahrene Straßen.
- Sehenswürdigkeiten: die Schlösser Oberlauringen, Craheim, Birnfeld und Wetzhausen; Altstadt von Stadtlauringen mit historischem Ensemble aus Schüttbau, Amtshaus und Zehntscheune.
Der Autor hat in den vergangenen Jahren mit vielen, zumeist selbst zusammengestellten Radtouren und Wanderungen die Region erkundet. Der wichtigste Teil seiner Sammlung an Strecken ist digital hinterlegt: www.alltrails.com/de/members/gastfranke. Aus seinem Vorrat stammen diese fünf Touren-Tipps