Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Landkreis Würzburg
Icon Pfeil nach unten

REGION WÜRZBURG: Gelbrost macht das Getreide teuer

REGION WÜRZBURG

Gelbrost macht das Getreide teuer

    • |
    • |
    Ernte mit Muße: Dieter Reinhard aus Fuchsstadt mit seinem MF 206 – der hat schon 36 Jahre auf dem Buckel und läuft immer noch.
    Ernte mit Muße: Dieter Reinhard aus Fuchsstadt mit seinem MF 206 – der hat schon 36 Jahre auf dem Buckel und läuft immer noch. Foto: Fotos: Wilma Wolf

    Dieter Reinhard aus Fuchsstadt besitzt so ein kleines Schmuckstück: rot und ohne klimatisierte Kabine, die vor Staub und Sonne schützt. Etwas für echte Männer, möchte man meinen. Sein MF 206 hat schon 36 Jahre auf dem Buckel und läuft immer noch. Zuverlässig. Runde für Runde auf dem Acker. Mit 70 PS und 2,50 Meter Schnittbreite braucht man mit ihm allerdings etwas mehr Muße bei der Ernte.

    Genauer gesagt zweieinhalb bis drei Stunden für ein Hektar. Ein moderner großer Bruder schafft das in einer halben Stunde. Höchstens. Doch das stört Reinhard nicht. Im Gegenteil. „Mit dieser Maschine zu fahren macht Riesenspaß“, sagt er. Und wenn es nicht zu heiß ist, wie an diesem Tag, wird der Landwirt auch nicht ganz so schwarz vom Staub.

    Immerhin, ganze zehn Hektar erntet er damit. Auch wenn er hin und wieder aufgrund der Wetterkapriolen eine Zwangspause einlegen musste. Weizen und die inzwischen in der Region fast schon selten gewordene Braugerste wächst auf seinen Feldern. Die Erträge seien besser als erwartet, nur der Preis könnte etwas höher sein. „Auf der einen Seite wird gejammert, dass keine Braugerste da ist, auf der anderen Seite will man aber nicht genug dafür bezahlen“, meint Reinhard.

    „Gelbrost in diesem Ausmaß habe ich noch nicht erlebt. “

    Hermann Brell BBV-Kreisobmann

    Auch Burkard Graber vom Versuchswesen des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Würzburg, sieht die derzeitigen Getreidepreise kritisch. „Wenn ein Landwirt zwischen 14 und 16 Euro für den Doppelzentner Weizen bekommt, ist das nicht unbedingt kostendeckend“, sagt er. Das sei aber von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich und hänge immer mit dem jeweiligen Aufwand wie Pacht, Dünger und Spritzmittel zusammen.

    Gerade aber die Kosten für Spritzmittel waren in diesem Jahr für die meisten Bauern nicht nur im Landkreis Würzburg, sondern in ganz Unterfranken, sehr hoch. Denn aufgrund des milden Winters und der Tatsache, dass die Vegetation keine Pause einlegte, fühlte sich ein Pilz besonders wohl: Der Gelbrost.

    Sein massives Auftreten vor allem bei Weizen, Dinkel, Durum und Triticale, hatte massive Gegenmaßnahmen zur Folge. Nach Ostern hätten manche Felder komplett gelb ausgesehen und man habe ganz schnell handeln müssen. „Gelbrost in diesem Ausmaß habe ich noch nicht erlebt“, sagt BBV-Kreisobmann Hermann Brell.

    „Um die Pflanzen gesund zu erhalten, mussten sie teilweise bis zu drei Mal mit Fungiziden (Antipilzmittel) behandelt werden“, erläutert Graber. Ohne diese Maßnahme hätte das Ertragseinbußen von bis zu 40 Prozent bedeuten können, schätzen Experten.

    Doch es ist gut gegangen. Denn die Getreideernte 2014 schneidet in der Region trotz Pilzbefall laut Graber mit durchschnittlich bis gut ab. Auf guten Böden hätten die Landwirte sogar Spitzenerträge erzielt.

    Die flächendeckenden Niederschläge Ende Mai kamen gerade rechtzeitig und sorgten für eine gute Kornfüllungsphase. Allerdings lassen die Qualitäten zu wünschen übrig. „Der Eiweißgehalt beim Weizen ist tendenziell niedrig und es gibt deshalb sehr wenig Premiumweizen“, meint Graber.

    „Ein schwieriges Jahr mit viel zu langer Trockenheit im Frühjahr“, so beschreibt Elmar Konrad, Geschäftsführer des bayerischen Bauernverbandes (BBV) das Jahr 2014. Gute Lagen wie im Ochsenfurter Gau konnten das auffangen, schlechte allerdings nicht, meint er. Überraschend gut sei aber der Rapsertrag gewesen. „Nach einigen schlechten Jahren war 2014 wieder mal ein richtig gutes Rapsjahr“, erklärt Konrad.

    Aber nicht nur das. „Alles schön, alles gut“, bilanziert Hermann Brell aus Bütthard grob. Mit der Ernte ist der BBV-Kreisobmann rundum zufrieden. Alles habe gepasst und die Erträge hätten überrascht. Und noch etwas. „Diejenigen, die Vorverträge für ihr Getreide gemacht haben, haben doppelt Glück“, sagt er. Eine gute Ernte und gute Preise.

    Und für die Zuckerrüben prognostiziert Brell vorsichtig sogar ein Rekordjahr. Vorausgesetzt das weiße Gold der Franken wird in den nächsten zehn Wochen nicht durch irgendeine Blattkrankheit geschädigt. Auch der Mais steht nach einem katastrophalen Jahr 2013 heuer gigantisch da. Beiden Früchten hat das trockene Frühjahr offensichtlich nichts anhaben können.

    Etwa 80 bis 90 Prozent des Getreides sind schätzungsweise bis jetzt eingefahren. Dabei haben Regen und Gewitter den Landwirten immer wieder Zwangspausen auferlegt. Denn ausgerechnet der Juli war der niederschlagreichste Monat des ganzen Jahres. Und so ist es nicht verwunderlich, dass man immer noch Weizen-, Hafer- und Sommergerstenfelder sieht, die auf den Mähdrescher warten.

    Gelbrost

    Gelbrost gehört weltweit zu den wichtigsten Pilzerkrankungen des Getreides. Vor allem in den USA und Australien aber auch in einigen europäischen Ländern verursacht der Schädling alljährlich erhebliche Ertragsverluste.

    Innerhalb Deutschlands ist sein Auftreten hauptsächlich auf Regionen mit feucht-kühlem Klima beschränkt. Zu den typischen Befallsgebieten gehören Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Teile im Westen und Südwesten. Aber auch außerhalb dieser Regionen kann es nach Jahren mit nur geringem Gelbrostbefall zu einem unerwartet starken Auftreten kommen, so wie 2014 in Unterfranken. (Quelle: Proplanta, Hohenheim). TEXT: ww

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden