Es gibt kein Kleidungsstück, das so populär und so verachtet ist wie sie. Junge Frauen rümpfen die Nase, wenn ihnen ein solches Exemplar begegnet und weisen das Ansinnen strikt von sich, ein solches Kleidungsstück jemals zu tragen. Und ältere Frauen lieben sie, weil sie einfach nur praktisch ist.
Die Geschichte der Schürze ist uralt und liegt wahrscheinlich in den Schutzbekleidungen der Handwerker. Aus Leder schützte sie den Schmied vor Funkenflug und den Gerber vor Nässe. Metzger und Bäcker trugen und tragen weiße Schürzen, Schreiner eine graue und die Hausfrau eben eine bunte zur Arbeit.
Im Jahr 1981 gab „Burda“ ein Sonderheft mit dem Titel „Schürzen, Hauskleider, Kittel“ heraus, nach dem die begabte Hausfrau sich ihre eigene Schürze schneidern konnte. Schnittmuster waren beigelegt. „Wer den romantischen Look bevorzugt, schlüpft sicher gern in das reizende Baumwollkleid mit spitzenverziertem Oberteil und Stufenrock“, hieß es da. Oder: „Vaters Schürze ist im Nu genäht“. Vater trägt sie auf der Abbildung zum Autowaschen. „Servieren Sie das festliche Diner in einer festlichen Schürze“, wurde zu einer schneeweißen Schürze mit Spitzen und Stickerei empfohlen.
Ohne Schürze ging bis Anfang des 20. Jahrhunderts kein Mädchen in die Schule, höhere Töchter trugen Lüsterschürzen. Noch in den 60er Jahren gehörte das Besticken und Nähen einer Schürze zum Lehrplan der Schule.
Junge Mädchen und Frauen im 21. Jahrhundert weisen das Tragen einer Schürze weit von sich. Ältere Frauen wissen um die den praktischen Aspekt dieses Kleidungsstückes. Die Farbe einer Kittelschürze ist meist so bunt, dass alle Flecken, die im Haushalt vorkommen können, schon darin enthalten sind. Blau mit grün und braun, grün mit blau und braun, oder braun mit grün und blau präsentieren sich die Designs.
Besonders praktisch sind die Taschen. Was hat da nicht alles Platz darin: Der Gartenschlüssel und ein großes Taschentuch, das so genannte Sacktuch, die Gartenschere und Hustenbonbons, die durch die Körperwärme schnell mit dem umhüllenden Papier verkleben. Auch ein Stück Schnur für den Garten oder ein paar reife Tomaten finden immer Platz in der Schürzentasche. Genauso wie ein angekommener Brief oder ein aufgehobener Gummiring. Die Schürze wird aber nur im Haus oder höchstens im Garten getragen, vielleicht noch schnell zum „Friedhofgießen“ oder zum Straße kehren. Keine Frau, die was auf sich hält, geht mit der Kittelschürze zum Einkaufen.
Aber wo gibt es ihn eigentlich noch, den Kittelschürzer? Natürlich auf den Märkten, die jährlich mehrmals in Dörfern und Städten abgehalten werden. Nächste Gelegenheit ist am 14. Februar beim Pferdemarkt in Creglingen. Aus den Versandhauskatalogen ist sie dagegen verschwunden. Auf Anfrage in zwei großen Kaufhäusern in Würzburg gibt es unterschiedliche Aussagen: „Nein, gar nicht mehr“, heißt es beim Kaufhof und „Ja, so bunte“ ist bei Woolworth zu erfahren, „zu 7.99“. Sie ist geliebt und sie ist verfemt, wegzudenken ist sie nicht: die Kittelschürze.