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Würzburg: Gelungene Rettungsaktion: Das havarierte Frachtschiff "Hosta" auf dem Main in Würzburg ist wieder frei

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Gelungene Rettungsaktion: Das havarierte Frachtschiff "Hosta" auf dem Main in Würzburg ist wieder frei

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    Der entscheidende Moment am Sonntagnachmittag: Das Heck der havarierten "Hosta" schiebt sich mit der Strömung an der zuvor demolierten Ecke der "Mainkuh" vorbei.
    Der entscheidende Moment am Sonntagnachmittag: Das Heck der havarierten "Hosta" schiebt sich mit der Strömung an der zuvor demolierten Ecke der "Mainkuh" vorbei. Foto: Fabian Gebert

    Nach der Havarie des Frachtschiffes "Hosta" am Freitag auf dem Main in Würzburg ist es am Sonntagnachmittag nach zunächst mehreren erfolglosen Versuchen gelungen, das Schiff freizuschleppen. Punkt 14.49 Uhr brandete bei den zahlreichen Schaulustigen am Mainkai und auf der Löwenbrücke Applaus auf: Die Hosta war wieder manövrierfähig und die Verkeilung mit dem Restaurantschiff "Mainkuh" gelöst. 

    Die wegen der Schleppmanöver zeitweilig gesperrte Alte Mainbrücke wurde kurz nach 15 Uhr wieder geöffnet, der Schiffsverkehr auf dem Main wurde gegen 18 Uhr wieder freigegeben.

    Möglich wurde das erfolgreiche Manöver, nachdem an der Mainkuh Stege und Geländer zum Mainkai hin abmontiert worden waren. Dadurch erhielt das Fluss-Restaurant etwas Spiel und bewegte sich geringfügig auf den Kai zu. Folge: Das Heck der havarierten Hosta geriet nun unterstützt durch die Strömung in Bewegung.

    Während sich das Heck Richtung Alte Mainbrücke bewegte, zogen am Bug drei bereits am Vormittag eingesetzte Schleppschiffe. Im Ergebnis stand die Hosta dann mit dem Bug in Fahrtrichtung Randersacker. Die Position war damit zwar entgegengesetzt der eigentlichen Fahrtrichtung, aber die Fahrrinne des Mains war wieder frei. 

    Schleppversuch am Sonntagvormittag: Die "Angermünde" voraus, "Paul" und "Paula" hinterher – mit vereinten Kräften sollten sie am Sonntagvormittag die verkeilte "Hosta" freiziehen. Doch dann riss das Seil.
    Schleppversuch am Sonntagvormittag: Die "Angermünde" voraus, "Paul" und "Paula" hinterher – mit vereinten Kräften sollten sie am Sonntagvormittag die verkeilte "Hosta" freiziehen. Doch dann riss das Seil. Foto: Christoph Weiss

    Am Vormittag hatte man es zunächst andersherum probiert. Dabei hatten drei Schleppschiffe versucht, das Heck des Frachtschiffes von der Mainkuh wegzuziehen – ohne Erfolg: Beim Wegziehen aus der verkeilten Position riss ein Seil zwischen den Schleppschiffen.

    Wie ein Riegel hatte das Gütermotorschiff auch am Morgen des ersten Weihnachtsfeiertages quer auf dem Main gelegen. Seit einer Havarie am Freitagnachmittag hing das Schiff fest und befand sich ganz nah am Restaurantschiff "Mainkuh" am Willy-Brandt-Kai, in dem auch eine Spielothek untergebracht ist.

    Der Bereich rund um Mainkuh und Hosta wurde nach der Havarie mit Bauzäunen abgesperrt, das Lokal ist seit Freitag geschlossen. Auf dem Fluss ging seit der Havarie nichts mehr, der Schiffsverkehr wurde wurde eingestellt. Wegen der Schleppaktion wurde am Sonntagvormittag auch die Alte Mainbrücke wieder komplett gesperrt. Schaulustige sammelten sich auf der Löwenbrücke und verfolgten das Spektakel.

    Befreites Schiff wurde noch vor Ort auf Beschädigungen untersucht

    Das befreite Schiff wurde noch vor Ort einer Funktionsprobe unterzogen: Maschine, Ruder, mögliche Lecks – "es sieht soweit gut aus", sagte Martina Michel vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Main noch vorsichtig. Die Hosta konnte dann aus eigener Kraft zunächst nach Randersacker fahren. 

    Wie Christian Hochbein, Geschäftsführer der Binnenschifffahrts-Verwaltungsgesellschaft in Marktheidenfeld (BVG), im Gespräch mit der Redaktion sagte, könne das Schiff voraussichtlich an der Schleuse in Randersacker wenden. Danach soll es seine geplante Fahrt fortsetzen und wird dabei auch die Unglücksstelle in Würzburg wieder passieren. 

    Die BVG ist Eigentümerin der Hosta. Der Frachter transportiert laut Hochbein 2000 Tonnen Asphaltgranulat flussabwärts von Roth bei Nürnberg bis in den Hafen von Rotterdam. Bereits am Freitagabend waren mehrere Versuche gescheitert, das Schiff mit einem Schleppboot freizubekommen. Deshalb wurde Verstärkung organisiert. 

    Ein Schleppversuch am Sonntagvormittag war gescheitert: Ein Seil riss.
    Ein Schleppversuch am Sonntagvormittag war gescheitert: Ein Seil riss. Foto: Christoph Weiss

    "Ein Eisbrecher ist bereits da, ein weiterer Schlepper kommt noch", so Hochbein am Sonntagmorgen. Die Maschinen seien PS-stärker als das Schleppschiff vom Freitag. Zunächst war er noch zuversichtlich für den weiteren Schleppversuch. Die aktuell starke Strömung des Mains erschwerte die Sache allerdings zusätzlich. Der Wasserdruck ist gewaltig.

    "Paul" und "Paula" hieß das Schlepperpärchen – im Verbund mit der "Angermünde", deren Kraft am Freitag nicht gereicht hatte, sollten sie das havarierte Schiff am Heck flussaufwärts ziehen und wieder in Fahrtrichtung bringen. Zunächst zogen die Schiffe nebeneinander, dann hintereinander. Dabei riss das Seil zwischen dem ersten und den folgenden Schlepperschiffen.

    Am Sonntag war die Berufsfeuerwehr laut Einsatzleiter Torsten Maiwald mit zehn Mann vor Ort, die Polizei stellte Kräfte zur Absicherung. Kurz nach zehn Uhr lösten die Schlepper die Leinen und begaben sich in Position.

    Durch die schwere Ladung hat die Hosta ordentlichen Tiefgang. In der Nacht auf Sonntag war der havarierte Frachter doch noch gegen die Mainkuh gestoßen und hatte eine bei Tageslicht sichtbare Delle geschlagen. Wie groß der Schaden an dem Restaurant ist, konnte das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt am Sonntag noch nicht abschätzen. Neben der Delle sind die Zugangsstege ramponiert, auch Ver- und Entsorgungsleitungen mussten gekappt werden.

    Schiffshavarie: Durch das Anstoßen des havarierten Frachters "Hosta" wurde die Treppe des Flussrestaurants "Mainkuh" weggerissen
    Schiffshavarie: Durch das Anstoßen des havarierten Frachters "Hosta" wurde die Treppe des Flussrestaurants "Mainkuh" weggerissen Foto: Torsten Schleicher

    Polizei Würzburg geht von Fahrfehlern aus

    Durch die Havarie kamen keine Menschen zu Schaden. Schon in der ersten Meldung sprach die Polizei von Fahrfehlern des Schiffsführers. Die Wasserschutzpolizei Würzburg übernahm die Ermittlungen gegen den 35-jährigen Mann. Auch das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt hatte am Sonntag keine Zweifel, dass die Hosta den Unfall und die Blockade des Mains verursacht hat.

    Die Havarie hatte sich am Freitag gegen 16 Uhr ereignet. Nach Polizeiangaben kam es zunächst zu einem Beinahezusammenstoß mit einem entgegenkommenden Gütermotorschiff. Bei einem Ausweichmanöver geriet die Hosta kurz vor einer Schleuse quer zur Fließrichtung, schlug auf der Bugseite am Schleusenbereich der Alten Mainbrücke an, verkeilte sich und drohte mit der Mainkuh zu kollidieren.

    Bei dem Gütermotorschiff Hosta handelt es sich nach Angaben der BVG um das erste Neubau-Frachtschiff des Unternehmens. Das Schiff wurde im August 2019 in Groningen (Niederlande) getauft und im Dezember 2019 fertiggestellt. Es ist 110 Meter lang und 11,45 Meter breit und zugelassen für eine Ladung von knapp 3000 Tonnen.

    Die Lage kurz nach der Havarie am Freitagabend: Feuerwehr und Rettungskräfte im Einsatz am Mainkai in Würzburg. 
    Die Lage kurz nach der Havarie am Freitagabend: Feuerwehr und Rettungskräfte im Einsatz am Mainkai in Würzburg.  Foto: Thomas Obermeier

    Der Rettungseinsatz am Freitagabend zog sich bis in die Nacht, beteiligt waren rund 150 Kräfte von Polizei, Feuerwehr, DLRG Gerbrunn und Würzburg, der Wasserwacht Würzburg, Rettungs- und Sanitätsdienst sowie des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes.

    Das querliegende Schiff sorgte an Heiligabend dann für große Neugier, in den sozialen Medien und vor Ort. Zahlreiche Schaulustige kamen vorbei, fotografierten und filmten. Auch deshalb wurden Bereiche um die Mainkuh abgeriegelt und vorübergehend die Alte Mainbrücke gesperrt.

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