In der vierten Woche in Folge sind die Impfzahlen in Stadt und Landkreis Würzburg erheblich zurückgegangen. Besonders drastisch ist der Einbruch in den beiden Impfzentren in Würzburg und Giebelstadt. Hier wurden in den vergangenen sieben Tagen gerade einmal 1890 Impfdosen verbraucht, davon 1088 Dosen für Erst- und 802 für Zweitimpfungen. Zwei Wochen in Folge haben sich die Impfzahlen halbiert. Die theoretische Kapazität der beiden Impfzentren liegt jenseits von 10 000 wöchentlichen Impfungen. Mehr geimpft wird weiterhin bei den niedergelassenen Ärzten, wenngleich auch hier die Zahl der wöchentlichen Erstimpfungen auf 1127 zurückgegangen ist. Insgesamt haben die Ärzte 8348 Impfungen verabreicht (Stand 25. Juli).

Niederschwellige Angebote wie die "Mittagspausen-Impfung" in den Impfzentren haben also offensichtlich nicht zum gewünschten Anstieg der Impfbereitschaft geführt. Der Anteil der erstmals Geimpften stieg im Vergleich zur Vorwoche gerade einmal um 0,8 Punkte auf 63,3 Prozent. Als vollständig geimpft gelten 50,6 Prozent der Bewohner von Stadt und Landkreis. Zu den vollständig Geimpften zählen auch Personen, die einmal mit dem Wirkstoff von Johnson & Johnson geimpft wurden.
"Es gibt nicht mehr viele Restriktionen, keine Testpflicht mehr, und damit keine großen Vorteile für Geimpfte."
Quirin Zednik, Projektleiter des BRK
Würzburg liegt damit weiter über dem bayerischen Durchschnitt, aber im landesweiten Vergleich sind die Impfzahlen ebenfalls rückläufig. Der Anteil der Erstgeimpften stieg im Wochenvergleich um 1,1 Punkte auf 58,7 Prozent. Als vollständig geimpft gelten 47,0 Prozent. Eine Impfquote unter den Erwachsenen von 85 Prozent, wie sie das Robert-Koch-Institut als Voraussetzung für eine sogenannte Herdenimmunität ansieht, bleibt damit in weiter Ferne.
11 490 Impfungen innerhalb von sieben Tagen markieren zugleich einen Tiefststand seit Mitte April, als Impfstoff noch Mangelware war und die Priorisierung von Älteren und Risikogruppen für viel Verdruss bei den übrigen Impfwilligen gesorgt hat. Die Verhältnisse haben sich also völlig verkehrt. "Vor acht Wochen hätte noch keiner geglaubt, dass wir um Impfwillige kämpfen müssen", sagt Quirin Zednik, Projektleiter des BRK für die Würzburger Impfzentren.

Einen Grund für die schwindende Impfbereitschaft sieht Zednik in den zwischenzeitlichen Lockerungen. "Es gibt nicht mehr viele Restriktionen, keine Testpflicht mehr, und damit keine großen Vorteile für Geimpfte", so Zednik, "deshalb sagen sich wohl viele: Wieso soll ich mich jetzt impfen lassen?" Viele wägen deshalb ab, ob sie sich die Zeit nehmen wollen, um zum Impfzentrum zu fahren.
Deshalb sind seit dieser Woche mobile Impfteams in den Gemeinden des Landkreises unterwegs und bieten in Mehrzweckhallen und Bürgerhäusern für jeweils zwei Stunden Impfungen ohne Terminvereinbarung an. Dabei können die Menschen wählen zwischen dem Impfstoff von Biontech/Pfizer, der zweimal verabreicht werden muss, und dem Vakzin von Johnson & Johnson, das bereits nach der ersten Impfung ausreichenden Schutz bietet.
"In Giebelstadt ist definitiv Ende September Schluss, vielleicht auch schon früher; das Geld können wir uns sparen."
Thomas Eberth, Landrat
Obwohl das Johnson-Präparat eine schnellere Immunisierung verspricht, vertrauen die meisten Impfwilligen weiterhin auf den Biontech-Impfstoff. Das stellt auch der Giebelstadter Apotheker Tobias Bayer fest, der viele Arztpraxen mit den Impfstoffen der verschiedenen Hersteller beliefert. "In der Summe ist der Anteil von Johnson & Johnson vergleichsweise gering", so Bayer.
Landrat Thomas Eberth hofft, dass die mobilen Teams der Impfbereitschaft einen Schub geben. "Wir probieren, ob wir damit mehr Menschen erreichen", sagt er. Auch die Öffnungszeiten - bislang nur tagsüber - sollen gegebenenfalls angepasst werden.

Offen wird inzwischen die Frage diskutiert, wie lange es noch sinnvoll ist, die Impfzentren zu betreiben. Zunächst müsse man abwarten, bis die ausstehenden Zweitimpfungen abgearbeitet sind, sagt Projektleiter Zednik. Aber wenn die Zahl der Erstimpfungen weiter zurückgeht, dann sei es auch nicht mehr zweckmäßig, die bisherigen Kapazitäten vorzuhalten. Laut Landratsamt betragen die fixen Kosten für die Impfzentren ohne medizinische Vergütungen rund 1,4 Millionen Euro monatlich.
"In Giebelstadt ist definitiv Ende September Schluss, vielleicht auch schon früher", sagt Landrat Thomas Eberth. "Das Geld können wir uns sparen." Allerdings müsste das Impfzentrum mit Rücksicht auf die Mitarbeiter behutsam heruntergefahren werden.