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Würzburg: Giscard d’Estaing: Als Frankreichs Präsident 1980 in Würzburg war

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Giscard d’Estaing: Als Frankreichs Präsident 1980 in Würzburg war

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    Staatsbesuch in Würzburg: Valery Giscard d´Estaing (vorn Mitte) und Bayerns Ministerpräsident Franz Josef Strauß am 9. Juli 1980 auf dem Residenzplatz.
    Staatsbesuch in Würzburg: Valery Giscard d´Estaing (vorn Mitte) und Bayerns Ministerpräsident Franz Josef Strauß am 9. Juli 1980 auf dem Residenzplatz. Foto: Hans Heer

    Eine Art Ausnahmezustand herrschte am 9. Juli 1980 in Würzburg: Einen begeisterten Empfang bereiteten damals die Würzburger dem jetzt 94-jährig verstorbenen früheren französischen Staatspräsidenten Valéry Giscard d’Estaing, als dieser auf Staatsbesuch in Würzburg war. Tausende Menschen warteten am Residenzplatz, als die sechs Hubschrauber des Bundesgrenzschutzes den Präsidenten mit Gattin Anne-Aymone, Diplomaten und Medienvertreter absetzten.

    Logenplätze hatten die Schüler des damaligen Mozart-Gymnasiums, die von der Terrasse des Pausenhofs zusahen, wie Präsident Giscard zum Entsetzen seiner  Bodyguards zuerst ein „Bad in der Menge“ nahm, bevor unter den Klängen der Stadtkapelle Volkach mit Ministerpräsident Franz-Josef Straß und Gattin Marianne in die Residenz weiterging.

    Dort traf Giscard Minister des bayerischen Kabinetts, Vertreter von Regierung und Bezirk Unterfranken sowie Bürgermeister, deren Gemeinden mit Frankreich verschwistert sind. Nach einem Mittagessen stand ein Vier-Augen-Gespräch zwischen Giscard und Strauß an. Themen des knapp einstündigen Meinungsaustauschs waren die sowjetische Invasion Afghanistans, Spannungsherde im Nahen Osten und die Entwicklung in Afrika.

    Würzburg hatte für Kopfzerbrechen bei den Diplomaten gesorgt

    Würzburg und seine Residenz als Schauplatz des Staatsbesuchs in Bayern hatten im Vorfeld für viel Kopfzerbrechen der Diplomaten gesorgt: Da der bayerische Ministerpräsident Kanzlerkandidat der CDU/CSU gegen den amtierenden Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) war und Giscard und Schmidt bereits als Finanzminister enge Freundschaftsbande geknüpft hatten, kam ein Besuch Giscards in München – wie bei Charles De Gaulle 1962 – nicht in Frage, so dass die Wahl auf Würzburg und seine Residenz fiel.

    Mit halbstündiger Verspätung – wegen des Bads in der Menge – trat der Konvoi aus bayerischen Limousinen den Weg von der Residenz zur Festung an. Rund 20 000 Menschen säumten die Fahrtwege, teilte die Polizei mit, die mit 1200 Einsatzkräften vor Ort war.

    Giscard lobte auf deutsch die Würzburger

    Beim Empfang der Stadt Würzburg im Mainfränkischen Museum auf der Festung Marienberg durch OB Klaus Zeitler sagte Präsident Giscard, 1926 in Koblenz geboren, in deutscher Sprache: „Ein Franzose fühlt sich heute in Würzburg nicht als Fremder…“ Giscard sagte auch, dass Würzburg niemals aufgehört habe, einer der künstlerischen und kulturellen Anziehungspunkte Deutschlands zu sein. Wörtlich fügte er hinzu: „Ihr künstlerisches und bauliches Erbe wurde vom Krieg stark heimgesucht. Wenn wir es wieder in seiner ganzen Pracht bewundern können, verdanken wir dies zum großen Teil der Charakterstärke der Bürger von Würzburg und seines Umlandes.“

    Giscards knapp fünfstündige Visite endete mit einem nachdrücklichen Bekenntnis zur deutsch-französischen Aussöhnung und der Freundschaft zwischen den Menschen beider Nationen, speziell auch auf der kommunalen Ebene, als einer wesentlichen Voraussetzung für eine friedliche Entwicklung in Europa.

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