Intim, familiär und mit großer Herzenswärme: So präsentierte sich einer der besten deutschen Akustikgitarristen, Sigi Schwab, am Samstagabend im Duo mit dem aus Indien stammenden Percussionisten Ramesh Shotham in der Uengershäuser Mehrzweckhalle. 130 Zuhörer lauschten diesem intensiven Clubkonzert.
Den 75-jährigen Wahlmünchner Schwab, der hörbar aus Ludwigshafen stammt, hatte der Impresario der Reichenberger Guitar-Masters-Reihe, Reinhold Deinhardt, vor die Tore Würzburgs gelockt. „Er kennt mich besser als ich mich selbst“, ließ Schwab Bewunderung für Deinhardts Wissen um und Engagement für die Gitarrenszene erkennen. Und diese menschliche Nähe zwischen Gast und Gastgeber sprang aufs Publikum über. Schwab plauderte leutselig über die Entstehungsgeschichten seiner Stücke und gab zu, dass es für ihn im fortgeschrittenen Alter ein Geschenk sei, Musik machen und auftreten zu dürfen. Das Publikum dankte ihm seine freimütigen Ansagen mit viel Applaus und ließ ihn erst nach drei Stunden gehen.
Im Duo „Mandala“ spannte Schwab einen weiten musikalischen Bogen von der leichtfüßigen barocken Ciaconna über den Blues bis zur Weltmusik – alles melodiös und eingängig. Dabei hatten die Musiker kein Interesse an einem sortenreinen Vortrag, sondern präsentierten auch Klassik „durch den Wolf gedreht“, wie Schwab es bezeichnete. Sprich ein barockes „Capriccio“ begann im Mittelteil zu swingen und zu jazzen. Oder ein lautmalerisches Stück über das Erwachen der Stadt Kalkutta wandelte sich von der durch indische Tonleitern geprägten Geräuschkulisse zum westlich-rockigen Blues.
Musikalische Bewusstseinserweiterung ist nicht nur die Richtschnur in Schwabs jahrzehntelanger musikalischer Karriere; sie war auch das verbindende Band in den Stücken dieses Abends. Der virtuose Schwab wäre sicher allein in der Lage gewesen, das Publikum in seinen Bann zu ziehen, aber er hat mit seinem langjährigen Percussionisten Ramesh Shotham aus Köln einen gleichwertigen Mitspieler gefunden.
Shothams differenzierte und ausgefeilt komplizierte Rhythmen lassen jede gängige Schlagzeugbegleitung blass erscheinen. Kaum ein Takt blieb im gleichen Begleitstil. Und doch gelang es dem Percussionisten, immer nur Schwabs filigranes Saitenspiel zu ergänzen, nie es zu dominieren oder gar zu ersticken.
Shotham nutzte jede noch so kleine Lücke in Schwabs Präsenz, um genau darin seine Genialität zu entfalten. Beeindruckend: sein Silben-Sprechgesang im Staccato-Trommelfeuer. Beide Musiker bildeten eine Symbiose von Melodie und Rhythmus, die auf blindem Verstehen und jahrelangem Zusammenspiel fußt.
Es spricht für die beiden Perfektionisten, dass sie dem Publikum am Ende Einblick in eine Uraufführung gewährten, die noch nicht bis ins Detail ausgearbeitet war und die den Unterschied zum Gesamtprogramm erkennen ließ. Einfach liebenswert.