Dass sie von alledem etwas versteht, hat Rebecca Halbleib aus Eibelstadt unter Beweis gestellt. Die ehemalige Auszubildende der Ochsenfurter Goldschmiedin Susanne Krist wurde in Unterfranken Kammersiegerin.
Die 23-Jährige wollte nicht immer Goldschmiedin werden. Obwohl es schon ein kreativer Beruf sein sollte. Mit einem Architekturstudium hatte Rebecca Halbleib eigentlich geliebäugelt, da sie gern zeichnet. Jetzt hat sie die beste Gesellenprüfung im Bereich der Handwerkskammer Unterfranken hingelegt. Die Prüfung besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil, erzählt Rebecca Halbleib.
In der Theorie wird Wissen in Fächern wie Kunstgeschichte und Sozialkunde abgefragt. Auch Mathe und Fachrechnen sind Teil der Ausbildung, denn Umfang und Gewicht beispielsweise eines Ringes zu berechnen, gehört zum Alltag eines Goldschmieds.
Kenntnisse in Chemie seien ebenfalls von Bedeutung, sagt Susanne Krist, die sich vor gut einem halben Jahr als Goldschmiedin in Ochsenfurt selbstständig gemacht und Rebecca Halbleib ausgebildet hat. Denn Goldschmiede müssen sich mit der Metallstruktur, mit Legierungen und der Beschaffenheit von Edelsteinen auskennen.
Der praktische Teil der Prüfung dauert 32 Stunden, allerdings verteilt auf vier Tage. In der Berufsschule in Würzburg stellen alle Auszubildenden ein Schmuckstück her, das sie zuvor selbst entworfen haben. Rebecca Halbleib fertigte ein Collier-Mittelteil mit Kastenschloss aus Silber mit auswechselbaren Schmuckelementen an. Mit ihrer Leistung überzeugte die 23-Jährige die Prüfer. „Ich bin sehr stolz auf sie“, sagt Susanne Krist.
Die Goldschmiedemeisterin ist 26 Jahre alt und hat ihren Lehrling aus ihrem ehemaligen Betrieb mit in das neue Geschäft genommen, als sie sich selbstständig machte. „So etwas ist möglich, wenn sich die Ausbildung für einen Lehrling im Betrieb grundlegend ändert“, erklärt Susanne Krist. Da sie Rebecca Halbleib schon während ihrer gesamten Lehrzeit betreut hatte, trat dieser Fall mit ihrem Weggang ein.
Ausbildung beendet
Die Auszubildende wechselte also kurzerhand mit Susanne Krist nach Ochsenfurt und beendete dort ihre Goldschmiede-Ausbildung.
Wie Rebecca Halbleib, wollte auch ihre ehemalige Chefin eigentlich einen anderen Beruf erlernen und Kindererzieherin werden. Ein Praktikum in einer Goldschmiede zeigte ihr aber schon nach kurzer Zeit, dass dieser Beruf genau das Richtige für sie war. Dass sie sich nun selbstständig gemacht hat, hat sie bisher nicht bereut.
„Das Geschäft läuft super“, freut sie sich. Nur ein Gesellengehalt kann sie derzeit noch nicht zahlen. Deshalb ist Rebecca Halbleib, die inzwischen in Würzburg lebt, zu einem Juwelier in Arnstein gewechselt. Dort ist sie mit der Umarbeitung, aber auch der Anfertigung von Schmuck auf Kundenwunsch beschäftigt.
Juweliere, erklärt die 23-Jährige, sind zumeist Verkäufer von Schmuck. Goldschmiede hingegen fertigen die Stücke auch selbst an. Und der Bezeichnung zum Trotz, arbeiten sie nicht nur mit Gold, sondern auch mit anderen Edelmetallen und Edelsteinen. Derzeit, hat Susanne Krist beobachtet, sind bei den Kunden eher schlichte Sachen gefragt. Silberschmuck ist beliebt, auch Edelsteinketten werden gern gekauft. „Insbesondere solche mit Heilsteinen“, sagt die Goldschmiedin.
„Außerdem verkaufen wir auch viele Trauringe. Es wird nämlich wieder mehr geheiratet“, verrät sie augenzwinkernd. Dabei geht der Trend zur handschriftlichen Gravur auf dem Ring. Die Brautleute schreiben ein Sprüchlein auf einen Zettel, und ihre Handschrift wird auf den Ring übertragen – vermittels der Trauringgraviermaschine. Die besonders unleserlichen Krakeleien, sagt Susanne Krist, wirken übrigens am eindrucksvollsten.