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Würzburg: Grippe, Corona oder RSV: Wie zuverlässig sind Selbsttests aus Drogerie oder Apotheke?

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Grippe, Corona oder RSV: Wie zuverlässig sind Selbsttests aus Drogerie oder Apotheke?

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    Für Infekt-Patienten gibt es meistens "keinen medizinischen Grund" daheim einen Selbsttest durchzuführen, sagt Dr. Manuel Krone, Virologe und Krankenhaushygieniker an der Uniklinik Würzburg.
    Für Infekt-Patienten gibt es meistens "keinen medizinischen Grund" daheim einen Selbsttest durchzuführen, sagt Dr. Manuel Krone, Virologe und Krankenhaushygieniker an der Uniklinik Würzburg. Foto: Daniel Peter

    Husten, Schnupfen, Fieber: Immer mehr Menschen in Unterfranken stecken sich derzeit mit Grippe, Corona oder RS-Viren an. In den Apotheken herrscht Hochbetrieb und vielerorts werden wie in der Pandemie Schnelltests angeboten – oft auch als Kombi-Sets, die gleichzeitig auf Influenza, RSV und Corona testen. Aber wie zuverlässig sind solche Tests?

    "Für alle Tests, die nicht Corona betreffen, ist die Datenlage dünn", sagt PD Dr. Manuel Krone, stellvertretender Leiter der Krankenhaushygiene an der Uniklinik Würzburg. Im Gespräch erklärt der Virologe, wie sinnvoll Kombi-Tests sind und was es Patienten bringt, zu wissen, welches Virus sie plagt.

    Frage: In Apotheken und Drogerien findet man immer mehr Schnelltests. Welche Erkrankungen können solche Tests gut erkennen, welche nicht?

    Dr. Manuel Krone: Grundsätzlich können diese Selbsttests alles erkennen, was ein Antigen beinhaltet. Das ist zum Beispiel bei viralen Infektionserkrankungen der Fall, etwa bei Grippe, Corona oder RSV.

    Wie zuverlässig sind die Ergebnisse solcher Schnelltests?

    Krone: Für alle Tests, die nicht Corona betreffen, ist die Datenlage dünn. Beim Corona-Schnelltest aber wissen wir, dass er bei Personen mit Symptomen funktioniert: In 50 bis 8o Prozent der Fälle schlagen die Tests korrekt an, wenn jemand mit Sars-CoV-2 infiziert ist. Die Uniklinik Würzburg hat dazu die weltweit größten Studien durchgeführt. Deutlich schlechter funktionieren die Tests jedoch bei asymptomatischen Personen, hier liegt die Sensitivität zwischen 20 und 40 Prozent.

    Und wie gut funktionieren Selbsttests bei Grippe oder RSV?

    Krone: Aktuell sind vor allem Influenzaviren A und B unterwegs, dazu ist die Datenlage wie gesagt extrem dünn. Mir ist nur eine qualitativ hochwertige Studie aus Hongkong bekannt, in der drei Kombi-Tests für Grippe, Sars-CoV-2 und RSV bei symptomatischen Infizierten untersucht wurden. Da fällt das Fazit gut aus, die Zuverlässigkeit ist ähnlich hoch wie bei Corona. Unklar ist aber, ob sich diese Ergebnisse auch auf die in Deutschland vertriebenen Produkte übertragen lassen. Insgesamt ist die Sensitivität für Grippe- und RS-Viren lange nicht so gut belegt.

    Sind solche Kombi-Sets sinnvoll oder sind Einzeltests besser?

    Krone: Von der Theorie sollte auch ein Kombi-Test funktionieren. Meist bestehen solche Tests aus vier Einzelstreifen für Influenza A und B, RSV und Sars-CoV-2. Wir haben hierzu aber keine Evaluationsdaten und wir wissen von Corona, dass man sich auf die Herstellerdaten nicht verlassen kann.

    Wie hoch ist das Risiko, dass eine falsche Anwendung zu falschen Ergebnissen eines Tests führt?

    Krone: Für falsch positive Ergebnisse sehe ich kein großes Risiko. Wenn ich heute auf einem Sars-CoV-2-Test zwei Striche sehe, dann habe ich Corona. Das Risiko, dass eine Infektion nicht erkannt wird, gibt es wiederum. Vor allem, wenn der Test falsch durchgeführt wird, wenn zum Beispiel nur Speichel abgestrichen wird, kommt es zu Fehlern.

    Wann im Krankheitsverlauf sollte man einen Test machen – eher zu Beginn oder erst nach einigen Tagen?

    Krone: Ein Selbsttest funktioniert am besten zum Zeitpunkt des Symptombeginns oder kurz danach.

    Was bringt es Patienten, zu wissen, ob sie nun von Grippe, Corona oder RSV geplagt werden?

    Krone: In den meisten Fällen nichts. Es gibt meist keinen medizinischen Grund, einen solchen Selbsttest durchzuführen. Auch bei Hausärzten wird nur noch selten getestet, weil es meist keine klinische Relevanz hat. Im Krankenhaus ist das anders, dort ist es wichtig, dass wir die verschiedenen Virus-Gruppen voneinander trennen und isolieren. Jemanden mit Grippe will man nicht mit Covid-Patienten zusammenlegen und umgekehrt.

    "Wir wissen von Corona, dass man sich auf die Herstellerdaten nicht verlassen kann."

    PD Dr. Manuel Krone, Virologe an der Uniklinik Würzburg, über Selbsttests

    Und gibt es einen Unterschied in der Behandlung?

    Krone: Wir haben weder für Sars-CoV-2 noch für RSV eine direkte Therapie. Für Grippe-Patienten gibt es zwar Medikamente, die sind aber nur in wenigen Einzelfällen geeignet. Trotzdem kommen aktuell sehr viele Patienten mit Atemwegsinfekten in die Klinik. Sie können oft schlecht atmen und es geht dann in erster Linie darum, die Betroffenen während der Infektion mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen. Zuhause ist es für die Behandlung quasi egal, ob der Husten von Grippe oder Corona kommt – je nach Symptomen gilt: ins Bett legen, Tee trinken und bei schwerwiegenden Symptomen wie Atemnot zum Arzt oder ins Krankenhaus gehen.

    Neben Grippe- oder Corona-Tests liegen in Apotheken oft ein Dutzend weitere Tests, von der Darmgesundheit über Eisenmangel bis zu HIV. Lässt sich das wirklich alles selbst testen?

    Krone: Einen Test für die Darmgesundheit würde ich kritisch hinterfragen. Zu Selbsttests auf Eisenmangel kenne ich keine Daten, aber da die Diagnose eines Eisenmangels selbst mit professioneller Laboranalytik teilweise komplex ist, halte ich Selbsttests dafür ebenfalls für nicht geeignet. HIV-Selbsttests funktionieren, die meisten HIV-Tests werden aber im professionellen Setting gemacht, also beim Arzt oder im Krankenhaus. Und der gängigste Schnelltest ist sicher der Schwangerschaftstest und auch der funktioniert zuverlässig.

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