Der Tag nach der Wahlentscheidung war der Tag der Analysen. In Würzburg müssen sämtliche Parteien und Gruppierungen darüber nachdenken, warum die Wahlbeteiligung auf ein Rekordtief von 51,6 Prozent (gegenüber 54,3 Prozent vor fünf Jahren) gesunken ist. Das heißt, dass fast jeder zweite Würzburger Wähler zuhause geblieben ist. Zum Vergleich: In Schweinfurt ging die Wahlbeteiligung – wie im Landestrend – zumindest leicht von 57,4 auf 57,6 Prozent nach oben.
Aber allein schon im Stadtgebiet Würzburg sind große lokale Unterschiede festzustellen. So gingen die Bürger im Steinbachtal (65 Prozent) und im Dürrbachtal (61,5) recht eifrig zum Wählen. Dagegen blieb die Beteiligung am Heuchelhof (38,3 Prozent), in Grombühl (42,5), in der Zellerau (44,7) und in der Lindleinsmühle (44,9) deutlich unter der 50-Prozent-Marke.
Steinbachtal als FDP-Hochburg
Das Steinbachtal fällt in weiterer Hinsicht auf: als Stadtteil, in dem die SPD mit ihrem stadtweit schwächsten Wert von 13,6 Prozent sogar noch schlechter abschnitt als die Grünen (15,4 Prozent). Gleichzeitig ist das Steinbachtal mit 15,3 Prozent mit großem Abstand die Würzburger Hochburg der FDP. Die Linke fuhr dort mit 3,2 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis in der Stadt ein.
Punkten konnten die Linken vor allem in den Stadtvierteln, die als sozial schwieriger gelten – in der Lindleinsmühle und in der Zellerau mit jeweils 8,1 Prozent sowie am Heuchelhof mit 7,8 Prozent. Die SPD, traditionell in der Zellerau besonders stark, konnte dort mit 23,9 Prozent zwar ihr bestes Ergebnis in Würzburg einfahren – dürfte aber gerade im Vergleich zu früheren Wahlen an die Linke abgegeben haben.
Überraschend ist, dass die CSU ihren Würzburger Spitzenwert von 47,6 Prozent in der Lindleinsmühle eingefahren hat. Daneben sind Heidingsfeld (47,0), das Steinbachtal (46,5) und der Heuchelhof (46,3) für die Christsozialen angesichts der dramatischen Verluste noch am besten gelaufen. Besonders schwach schnitt die CSU mit 33 Prozent in Grombühl und mit 35 Prozent in der Zellerau ab.
Die Grünen haben Würzburg als eine ihrer bayerischen Hochburgen gefestigt. Ihre Top-Resultate erzielten sie mit 19 Prozent in der Altstadt sowie mit 18,6 Prozent im ebenfalls studentisch geprägten Grombühl. Auf beachtliche 17,8 Prozent kamen die Grünen in Rottenbauer, wo sie (wie in der Altstadt) ganz nahe an die SPD heranrückten.
Freie Wähler unter Landestrend
Weit unter dem Landesergebnis (10,2 Prozent) blieben in Würzburg die Freien Wähler mit ihren 4,3 Prozent. Lediglich in Lengfeld, dem Heimat-Stadtteil ihres Direktkandidaten Joachim Hohloch, konnten sich sie sich etwas respektabler schlagen (7,4 Prozent).
Überhaupt keine Rolle haben bei der Landtagswahl in Würzburg die übrigen kleinen Parteien gespielt: Die ÖDP kam nur auf 1,7 Prozent, die Republikaner auf 1,4 Prozent, dazu die Rentnerpartei und die NPD mit 0,5 Prozent sowie die Bayern-Partei mit 0,1 Prozent.