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Riedenheim: "Grüner Engel" für Peter Carl: Wie der Sportverein in Riedenheim klimaneutral werden will

Riedenheim

"Grüner Engel" für Peter Carl: Wie der Sportverein in Riedenheim klimaneutral werden will

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    Peter Carl an der Pelletheizung der DJK-SV Riedenheim, die das Sportheim seit 2020 CO2-neutral mit Wärme versorgt.
    Peter Carl an der Pelletheizung der DJK-SV Riedenheim, die das Sportheim seit 2020 CO2-neutral mit Wärme versorgt. Foto: Gerhard Meißner

    Die Photovoltaikanlage auf dem Dach des Sportheims, die Pelletheizung im Keller und eine klare Strategie in der Tasche - die DJK-SV Riedenheim will bis spätestens 2031 klimaneutral werden. Der Mann, der hinter dem ambitionierten Ziel steckt, ist der Ehrenamtsbeauftragte des Vereins, Peter Carl. Nach dem Bürgerenergiepreis Unterfranken der Bayernwerk Netz GmbH im Jahr 2022 durfte Carl nun auch den "Grünen Engel" für vorbildliches ehrenamtliches Engagement im Natur- und Umweltschutz entgegennehmen. Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber überreichte die Auszeichnung in Würzburg. Doch was macht der DJK-Sportverband anders als andere Vereine?

    "Das Sportheim ist die zentrale Location in Riedenheim", erzählt Peter Carl. Versammlungen der Vereine finden dort statt, regelmäßige Stammtische, Seniorentreffs, Familienfeiern und sogar die Sitzungen des Gemeinderats. 2011 entschied sich der Verein für eine Photovoltaikanlage auf dem Dach, verbunden mit einer gesicherten Einspeisevergütung bis 2031. "Die 8000 Euro, die wir davon jedes Jahr bekommen, sind eine ganz wichtige Säule für die Finanzierung unseres Sportvereins", so der 69-Jährige. Gleichzeitig hatte der Bayerische Landessportverband damals den Vereinen einen kostenlosen "Klimacheck" angeboten. Der gelernte Maschinenbautechniker griff zu.

    Kostenloser Klimacheck deckte die Defizite auf

    Zusätzlich hat der Verein einen externen Energieberater eingeschaltet. Dabei wurden schnell die Defizite deutlich, die das 1984 erbaute Sportheim aufweist. Zwar hatte man Jahre zuvor schon die Fassade gedämmt. Doch die Ölheizung und die Sanitäranlagen waren veraltet, das Flutlicht fraß zu viel Strom, die Wärme aus dem Sportheim entwich durch die Decke und der Fußballplatz wurde zum Teil mit Trinkwasser aus dem öffentlichen Netz beregnet. Seitdem kreisten Peter Carls Gedanken immer wieder um die Frage, wie sich das Vereinsleben nachhaltiger und ressourcenschonender gestalten ließe.

    Ein erster Schritt gelang 2016 mit dem Bau eines zweiten Brunnens für die Beregnung des Hauptplatzes. Der größte Brocken sollte 2020 mit der Sanierung des Sportheims folgen. Die Ölheizung wurde gegen eine Pelletheizung ausgetauscht, die Sanitäranlagen mit wassersparenden Armaturen ausgestattet. Der Gastraum erhielt eine Akustikdecke mit Wärmedämmung und sowohl die Beleuchtung im Sportheim als auch die Flutlichtanlage wurden auf LED-Technik umgerüstet.

    Aus der Hand von Umweltminister Thorsten Glauber nahm Pater Carl den "Grünen Engel" für sein ehrenamtliches Engagement für den Klimaschutz in Empfang. Mit dabei Landrat Thomas Eberth (links) und Riedenheims Bürgermeister Edwin Fries.
    Aus der Hand von Umweltminister Thorsten Glauber nahm Pater Carl den "Grünen Engel" für sein ehrenamtliches Engagement für den Klimaschutz in Empfang. Mit dabei Landrat Thomas Eberth (links) und Riedenheims Bürgermeister Edwin Fries. Foto: Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz

    Peter Carl betätigte sich dabei nicht nur als Motivator und Ideengeber, sondern auch als sicherer Pfadfinder durch den Dschungel verschiedenster Förderprogramme. Neben dem Landessportverband, dem Landkreis und dem Regionalbudget der Allianz "Fränkischer Süden" fand er unter den örtlichen Unternehmen und den regionalen Geldinstituten Förderer und Sponsoren. Die Deutsche Stiftung für Ehrenamt und Engagement (DSEE) hat Carl dabei besonders schätzen gelernt. Sie förderte kleinere Anschaffungen wie eine Waschmaschine für die Trikots oder die Lautsprecheranlage mit bis zu 90 Prozent.

    180.000 Euro habe der Verein seitdem in sein Sportheim investiert und musste dafür nur rund 50.000 Euro an Eigenmitteln aufbringen, rechnet Peter Carl vor. Hinzu kommen rund 1400 Stunden, die die Mitglieder an Eigenleistung aufgebracht haben. Nicht mitgerechnet sind allerdings die vielen Stunden, die Peter Carl am Computer verbracht hat, um Förderquellen zu recherchieren und Zuschussanträge zu schreiben.

    Photovoltaikstrom selbst zu verbrauchen, lohnt sich noch nicht

    Übers Jahr gesehen produziert die Photovoltaikanlage so viel Strom, wie die Pelletheizung an Energie verbraucht, allerdings zu unterschiedlichen Zeiten. Um vollkommen energieautark zu werden, müsste ein Stromspeicher angeschafft werden, sagt Peter Carl. Doch der rechnet sich im Moment noch nicht, weil es wegen der Einspeisevergütung bis 2031 wirtschaftlicher ist, den Strom ins öffentliche Netz einzuspeisen, statt ihn selbst zu verbrauchen.

    Für die Zeit danach hat Peter Carl eine Vision. So müsse geprüft werden, ob sich das Sportheim über eine Wärmepumpe mit Strom aus der eigenen Photovoltaik beheizen lässt. Die Pelletheizung müsste dann nur noch einspringen, wenn es sehr kalt ist und die Sonne nicht scheint. Der Batteriespeicher ließe sich mit dem Akku eines Elektrofahrzeugs kombinieren, das künftig den VW-Bus des Vereins ersetzen soll. "Wir haben eine ganz klare Strategie", sagt Carl. In dieses "Wir" schließt er vor allem Elektrikermeister Stefan Mark mit ein, der Peter Carl als Spezialist für Elektrik und Photovoltaik zur Seite steht. "Ohne Stefan könnte ich das alles nicht machen", sagt Peter Carl. Ihm gebühre deshalb ein gutes Stück des "Grünen Engels".

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