Bei einer kurzfristig angesetzten Sondersitzung beschloss der Gemeinderat einstimmig, dass die Grundschule in Greußenheim bestehen bleiben soll. Das Gremium beauftragte die beiden Schulverbandsräte, Bürgermeister Thomas Rützel und Gemeinderat Karl Lother, sich am heutigen Montagabend um 19 Uhr beim Treffen des Schulverbands in der Mittelschule Waldbüttelbrunn mit aller Kraft für den Erhalt dieses Schulstandortes einzusetzen. Die Sitzung ist öffentlich.
Der Schulverband Waldbüttelbrunn machte in einem Brief vom 31. Mai darauf aufmerksam, dass auch in dieser Region „die demographische Entwicklung nicht spurlos vorüber geht“. Die Zahl der Schulneulinge an der Volksschule Waldbüttelbrunn werde sich in den nächsten Jahren fast halbieren. Relativ stabil seien dabei die Schülerzahlen für die Standorte Hettstadt und Waldbüttelbrunn, heißt es in dem Schreiben. „In Greußenheim sinkt die Schülerzahl allerdings so dramatisch, dass größere Umstrukturierungen nicht mehr vermeidbar sind.“
Das bedeute konkret, dass die Schüler der ersten und zweiten Klasse aus den Waldbüttelbrunner Ortsteilen Roßbrunn und Mädelhofen künftig wieder in Waldbüttelbrunn beschult würden, und „die jetzige erste und zweite Klasse aus Greußenheim ins Schulgebäude nach Hettstadt umziehen“. Die dritte und vierte Klasse verblieben noch in Greußenheim und „laufen dort aus“. Der Schulverband lädt alle Eltern der vom Umzug betroffenen Schüler für Mittwoch, 20. Juni, um 19 Uhr zu einem Informationsabend im Greußenheimer Pfarrheim ein.
Bürgermeister Rützel informierte, dass er Briefe an die Landtagsabgeordneten Manfred Ländner (CSU), Volkmar Halbleib (SPD) und Günther Felbinger (Freie Wähler) geschickt und um Mithilfe beim Erhalt der Greußenheimer Grundschule gebeten hat. „Die Gemeinde befürchtet, dass mit der Auflösung der Greußenheimer Klassen der gesamte Schulstandort aufgelöst wird“, heißt es wörtlich in dem Schreiben. Und: „Dagegen wehren wir uns.“
Die Abgeordneten sollten beim bayerischen Kultusministerium vorstellig werden, damit dem Schulverband mehr „Stunden und damit mehr Lehrer zugewiesen werden“.
Nach Ansicht des Gemeinderates reichen die Schülerzahlen der jetzigen ersten Klasse sowie der fürs kommende Schuljahr angemeldeten ABC-Schützen aus, um den Standort Greußenheim zu erhalten. Die jetzige erste Klasse besuchen 17 Kinder, elf aus Greußenheim und sechs aus Mädelhofen und Roßbrunn. Für September liegen Anmeldungen für 21 Kinder vor, 16 aus Greußenheim und fünf aus Mädelhofen und Roßbrunn. Derzeit ist eine Klassenstärke zwischen minimal 13 bis maximal 28 Schüler vorgeschrieben.
Aufgrund des Schulverbandsbriefs vom 31. Mai haben inzwischen ein Treffen von betroffenen Eltern sowie eine Unterschriftensammlung stattgefunden. Demnach sprechen sich 1000 Bürger von Greußenheim sowie die Eltern der jetzigen Erstklässler und künftigen ABC-Schützen aus Mädelhofen und Roßbrunn für den Schulstandort Greußenheim aus. Diese Unterschriften leiten die von der zweiten Bürgermeisterin Karin Kuhn unterstützten Eltern ans Schulamt, Schulverband, Landrat und Landtagsabgeordnete weiter.
„Es fehlen Kinder im Schulverband, aber nicht in Greußenheim“, betonte Karin Kuhn. Wenn heuer keine erste Klasse im Ort gebildet werde, „ist die Schule 2014 zu, so wahr ich hier sitze“.
Gemeinde- und Schulverbandsrat Karl Lother hob hervor, dass laut Planung die jetzige erste Klasse auseinandergerissen würde: Die Greußenheimer Kinder müssten nach Hettstadt, die Mädchen und Jungen aus Mädelhofen und Roßbrunn nach Waldbüttelbrunn. „Das ist pädagogisch nicht sinnvoll“, kritisierte er.
Gemeinderat Rainer Troll wies darauf hin, dass von der Entwicklung der Grundschule ebenfalls das Kinderhaus in Greußenheim betroffen wäre. Voraussichtlich müsste in dieser Einrichtung Personal entlassen werden.
Mike Hetzer, Elternklassensprecher der jetzigen ersten Klasse erklärte, man sollte prüfen, ob der frühere, selbstständige Schulverband Greußenheim wieder gegründet werden könnte. Auch er lehnte das Zerreißen der bestehenden ersten Klasse rigoros ab.