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OCHSENFURT: Günter Jäger fertigt seit 50 Jahren Radierungen

OCHSENFURT

Günter Jäger fertigt seit 50 Jahren Radierungen

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    Künstlerisch begabt: Günter Jäger fertigt Radierungen von Stadtansichten, malt aber auch.
    Künstlerisch begabt: Günter Jäger fertigt Radierungen von Stadtansichten, malt aber auch. Foto: Foto: C. SCHUHMANN

    Der Umfang seiner Arbeiten ist beeindruckend. Jäger hat Kalender und Ortsprospekte illustriert, Motive für Bierkrüge und Weinflaschen geliefert, Urkunden gefertigt und für zahlreiche Städte und Gemeinden Aufträge ausgeführt. Deshalb tut er sich ein bisschen schwer, für sich und seine Tätigkeit die passende Bezeichnung zu finden. „Ich würde sagen, ich bin etwas zwischen einem Künstler und einem Hobbymaler“, sagt er. Im Hauptberuf war Jäger, der seit zehn Jahren im Ruhestand ist, etwas ganz anderes. Nämlich Tiefbauingenieur.

    Eine Leidenschaft fürs Malen und Zeichnen hat Günter Jäger allerdings schon seit Jugendtagen. Am liebsten sind ihm Stadtansichten mit Fachwerkhäusern. In Ochsenfurt wohnt der gebürtige Oberpfälzer da gerade richtig. Er erinnert sich an eine Reise, die er in den 1960er Jahren mit einem Freund unternahm. „Wir fuhren auf Ochsenfurt zu, da tauchten plötzlich die Stadttürme aus dem Nebel auf. Es war ein faszinierender Anblick.“

    In seiner Wahlheimat gibt es kaum ein historisches Gebäude, das er noch nicht in einem Bild festgehalten hätte. Zwar malt Jäger auch andere Motive wie Stillleben, Theaterkulissen, den Hund eines Freundes, Löwen, Blumen oder die Kochtöpfe seiner Frau. Doch immer wieder sind es die Ortsansichten, die ihn anziehen. Jäger zeichnet sie meistens von Fotos ab. „Mich da draußen hinsetzen und zeichnen, das mache ich nicht“, sagt er.

    Besonders gern fertigt der 74-Jährige Radierungen. Fast sämtliche künstlerische Grundlagen hat er sich selbst angeeignet. Nur um die Radiertechnik zu erlernen, besuchte er einen Kurs. Jäger schätzt, dass er bisher etwa 700 Platten angefertigt hat. Dabei ist eine Radierung nichts, was in ein paar Stunden fertig wäre. Die Arbeit ist aufwändig. Sie erfordert Konzentration und Vorsicht beim Umgang mit den verschiedenen Chemikalien.

    Ausgangspunkt ist eine Metallplatte aus Kupfer oder Zink. Die muss mit Schlämmkreide entfettet und poliert werden und wird dann mit einer säurefesten Schicht aus Asphaltlack überzogen. In diese Schicht ritzt Günter Jäger sein Motiv mit einer Nadel. Dabei muss jeder Strich sitzen, denn es ist kaum möglich, hinterher noch etwas zu korrigieren. Zuerst wird nur das eingeritzt, was später sehr dunkel werden soll. Im Ätzbad aus Eisenchlorid fressen sich diese Linien ins Metall.

    Dann werden nach und nach immer mehr Linien eingeätzt. Frei bleiben die Flächen, die später im Druck weiß erscheinen. Wenn die Platte fertig ist, kann Jäger sie mit Verdünnung abwaschen, Druckerschwärze auftragen und dann ein gründlich angefeuchtetes Blatt Spezialpapier in der Druckpresse einfärben. „Man muss bei dieser Arbeit viel lüften“, sagt Jäger und zeigt seinen roten, vielfleckigen Arbeitskittel.

    Wenn Günter Jäger nicht mit Auftragsarbeiten beschäftigt ist, widmet er sich seinen Lieblingsmotiven, die er jedes Jahr beim Herbstmarkt in Gaukönigshofen und beim Weihnachtsmarkt in Ochsenfurt ausstellt und verkauft.

    Die alten Häuser und Befestigungsanlagen inspirieren den Künstler auch zu ganz eigenwilligen Interpretationen. So hat er zahlreiche Bilder gezeichnet, auf denen die Ochsenfurter Stadttürme als lustige Männchen agieren. Außerdem illustriert er seit 1978 das Kauzenbuch.

    Daneben bleibt ihm auch noch Zeit, zweimal im Jahr einen Malkurs zu geben. Seinen Schülern vermittelt er dort verschiedene Techniken wie Aquarellmalerei oder die Verwendung farbiger Kreide.

    Sein neuestes Projekt ist ein Buch über die Steinbrüche in der Umgebung Ochsenfurts. Im Arbeitskreis Geschichte, dem der 74-Jährige angehört, will er es bald vorstellen. Etwas Besonderes sind auch die drei Bücher, die nichts anderes enthalten als Miniaturansichten der Orte längs des Mains, von Karlstadt bis Volkach.

    Seine Heimatstadt kommt in dieser Sammlung natürlich nicht zu kurz. „Frickenhausen und Ochsenfurt sind meine Lieblingsmotive“, verrät Jäger, „die kann ich auswendig malen.“

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