Die Schmalzgasse in Untereisenheim ist eng und dicht bebaut. Tief im historischen Ortskern würde man beim Herumlaufen nicht daran denken, ein preisgekröntes Objekt des Amts für Ländliche Entwicklung in Unterfranken zu finden. Und genau hier überrascht das kleine Dorf im Landkreis Würzburg: Dank Lukas Neuner befindet sich in der Schmalzgasse eine neue Lebensumgebung im alten Gewand - denn Neuner hat aus einer alten Scheune sein neues Zuhause gemacht.
Die ehemaligen Scheunentore sind heute Fensterläden
Betritt man das Areal mit Scheune und Wohnhaus, fällt der erste Blick auf die großen, hölzernen, ehemaligen Scheunentore, die heute als Fensterläden benutzt werden. Dahinter verbirgt sich der Hauptraum der Scheune, welcher früher mal landwirtschaftlich genutzt wurde- und in dem heute Menschen zusammenkommen, um Musik zu machen. Viele Instrumente, darunter ein Schlagzeug, stehen auf einer kleinen Empore im hinteren Teil des Raumes mit dem Mauerwerk, der keinen Wandanstrich braucht, um zu brillieren. Vorne stehen zwei Sitzmöglichkeiten, durch die Höhe des Zimmers entsteht eine Art "Luftraum", der dem Bauherren Raum zur kreativen Auslebung bietet.

Lukas Neuner ist gelernter Schreiner und studierter Architekt, arbeitet seit 22 Jahren in diesem Beruf. Den Umbau der Scheune, die seit Generationen im Familienbesitz ist, machte er größtenteils selbst. "Bloß größere Arbeiten wie das Setzen der Balken oder den Abbruch der Natursteine kann ich nicht ganz alleine", schildert der 52-Jährige. Sonst hat er das Meiste selbst gemacht, "Tröpfchen für Tröpfchen", wie er sagt, in den vergangenen zehn Jahren.

Vor fünf Jahren ist er mit seiner Familie eingezogen, hat dann um sich herumgewerkelt. Der Umbau ist also eine Synergie aus seinen Fähigkeiten: Der Architekt Neuner plante sein neues Eigenheim, der Schreiner Neuner setzte es um.
Alle Lebensbereiche sind in der umgebauten Scheune zusammengeflossen
Neben dem Kreativraum, in dem Neuner auch in mehreren Musikformationen spielt, gibt es rechts und links weitere Räume, die durch unbehandelte Holztüren vom Hauptraum getrennt sind. Dort findet man das Bad sowie Schlaf- und Kinderzimmer. Das Türblatt wurde aus unbehandelten senkrechten Lärchenholzbrettern gefertigt, durch einen Schieberiegel lässt sich die Tür verschließen. Für Neuner sind durch die umgebaute Scheune, die heute sein Zuhause ist, alle Lebensbereiche zusammengeflossen: Musik, Schreinerei, Architektur und Familie. Und genau so hat es sich der Bauherr auch vorgestellt.

"Das hier ist mein Traum", meint der Untereisenheimer lächelnd. Sein Urgroßvater hat die Scheune gebaut, dann war sie zwei Jahrzehnte lang unbenutzt. Neuner wollte das "Scheunenpotential" nutzen, ein Wort, das von ihm selbst kommt, welches er aber auch durch seine Arbeit in der Schmalzgasse prägen konnte.

Neuner beließ die Grundzüge des Gebäudes, bestehend aus Muschelkalksteinen, Holz und Tonziegeln. Der Architekt machte also aus etwas Altem etwas Neues - für sich und seine Familie ein neues Zuhause mit Vergangenheit.
Staatspreis für den gelungenen Umbau
Neuners Highlight ist die Küche: Hier ist ein Ofen in die Wand eingesetzt, welcher sowohl Hauptraum- als auch Küche mit Wärme versorgt und an beiden Räumen geöffnet werden kann. Über dem Ofen befindet sich ein Wasserbehälter, so bekommt die Familie unter anderem Warmwasser. Über den Räumen gibt es noch einen zweiten Stock, großenteils leerer Luftraum, Werkstatt und Holzlager, erklärt Neuner. Gegenüber der Scheune befindet sich das alte Wohnhaus, das wird Neuners nächstes Projekt.

Neben den bewusst naturbelassenen Steinwänden und der Atmosphäre, die die umgebaute Scheune umgibt, lässt ein weiteres Merkmal auf den Erfolg des Projektes schließen: Lukas Neuner bekam 2023 für seinen Umbau vom Amt für ländliche Entwicklung Unterfranken den Staatspreis verliehen, ist jetzt auch bei der Wanderausstellung "Gut gebaut in Unterfranken" aufgenommen worden. Zu diesem Anlass besuchten ihn in seinem Zuhause der Amtsleiter Jürgen Eisentraut, Landrat Thomas Eberth sowie Untereisenheims Bürgermeister Christian Holzinger. Alle lobten seine Arbeit - der gelernte Schreiner und Architekt reagierte bescheiden. Die Ruhe, die sein neues Zuhause ausstrahlt, geht wohl maßgeblich von ihm selbst aus.
Neuner will sein Zuhause für die Öffentlichkeit zugänglich machen
Lukas Neuner fände es toll, wenn mehr "versteckte Orte", mehr Hinterhöfe und mehr Scheunen zu neuen Orten werden würden. In der Schmalzgasse soll es bald auch Möglichkeiten für alle geben, die Scheune von innen zu sehen. Neuner möchte seine hölzernen Tore im Rahmen des Kulturherbstes der Öffentlichkeit öffnen und eine kleine Bühne bieten für Musikfreunde. Unterbewusst auch für Architektur und Atmosphäre. Denn um die kommt man bei einem Besuch bei Lukas Neuner nicht vorbei.