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Bergtheim: Haben die Behörden weggeschaut? Das sagt Würzburgs Landrat Thomas Eberth zum Wasseruhr-Skandal in der Bergtheimer Mulde

Bergtheim

Haben die Behörden weggeschaut? Das sagt Würzburgs Landrat Thomas Eberth zum Wasseruhr-Skandal in der Bergtheimer Mulde

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    In Behörden gibt es "zu wenig Wissen, zu wenig Personal" beim Thema Wasser, sagt Würzburgs Landrat Thomas Eberth . Ab 2024 werden die Brunnen der Landwirte in der Bergtheimer Mulde aber digital überwacht.
    In Behörden gibt es "zu wenig Wissen, zu wenig Personal" beim Thema Wasser, sagt Würzburgs Landrat Thomas Eberth . Ab 2024 werden die Brunnen der Landwirte in der Bergtheimer Mulde aber digital überwacht. Foto: René Ruprecht

    Wie die Klimakrise in Unterfranken zu Verteilungskämpfen ums Wasser führen kann, sieht man in  der Bergtheimer Mulde im nördlichen Landkreis Würzburg: Dort regnet es immer weniger, die Grundwasserstände sinken. Gleichzeitig sind die Brunnen der Gemüsebauern in der Vergangenheit nicht ausreichend kontrolliert worden. Dies hat im Sommer 2022 der Skandal um die rückwärtslaufende Wasseruhr eines Landwirts gezeigt, gegen den die Staatsanwaltschaft Würzburg Anklage wegen Manipulation erhoben hat und der sich vor Gericht verantworten soll.

    Wie geht es weiter beim Thema Wasser im Landkreis Würzburg? Das sagt Landrat Thomas Eberth (CSU) über die bessere Kontrolle der Wasserentnahme und andere Verbesserungen.    

    Sind Sie überrascht, dass der Besitzer der rückwärtslaufenden Wasseruhr angeklagt wurde?

    Thomas Eberth: Es ist völlig klar, dass Umweltstraftaten ganz besonders schwer wiegen und so ein Fall verfolgt und gerichtlich bewertet werden muss.

    Warum hat das Landratsamt vor einem Jahr nicht selbst die Staatsanwaltschaft eingeschaltet, sondern die Erklärung des Landwirts übernommen, ein technischer Defekt sei die Ursache für das Rückwärtslaufen seines Zählers? 

    Eberth: Das wurde damals von uns so bewertet. Ich gehe auch nach wie vor davon aus, dass sich die allermeisten Landwirte an die Regeln halten. Aber leider gibt es anscheinend auch schwarze Schafe.

    Ein Brunnen zur Grundwasserentnahme in der Bergtheimer Mulde bei Oberpleichfeld.
    Ein Brunnen zur Grundwasserentnahme in der Bergtheimer Mulde bei Oberpleichfeld. Foto: Irene Konrad

    Entdeckt wurde das schwarze Schaft von Umweltschützern. Haben die Behörden nicht genau hingeschaut?

    Eberth: Das Thema wurde lange nicht genug beachtet, einfach weil gedacht und erklärt wurde, dass genug Wasser da war. In meiner Zeit als Bürgermeister in Kürnach haben wir Bürgermeister im nördlichen Landkreis die Dringlichkeit erkannt und uns um eine Machbarkeitsstudie für die Bergtheimer Mulde bemüht, um Lösungen zu finden. Doch die Behörden waren viel zu langsam und wir Bürgermeister vielleicht nicht mutig genug. Inzwischen ist die Sensibilität der Bevölkerung extrem gewachsen und man schaut genauer hin.

    "Den Stellenwert, den das Wasser in der Bevölkerung aktuell hat, kann es in den Behörden noch nicht haben, weil es dazu an Wissen und auch an Personal fehlt."

    Thomas Eberth, Landrat in Würzburg

    Dem jetzt angeklagten Landwirt wurde als einzigem in ganz Unterfranken 20 Jahre lang ein Tiefenbrunnen zur Bewässerung genehmigt. Verstehen Sie, dass man in Bergtheim sagt, dieser Landwirt müsse gute Beziehungen haben?

    Eberth: Wie zur Genehmigung des Tiefenbrunnens kam, weiß ich nicht. Aber den Stellenwert, den das Wasser in der Bevölkerung aktuell hat, kann es in den Behörden noch nicht haben, weil es dazu an Wissen und auch an Personal fehlt. Auch die technische Ausstattung wurde in der Vergangenheit versäumt. Dass jetzt die Polizei bei der Überwachung der Brunnen hilft, ist gut, und die Digitalisierung wird die noch bessere Lösung sein.

    Digitale Wasserzähler, die Entnahmemengen aus den Brunnen automatisch an die Behörden senden, forderten Grüne und SPD schon lange für die Bergtheimer Mulde. Kommen die jetzt?  

    Eberth: Mit etwas Druck hat das Bayerische Umweltministerium jetzt das Pilotprojekt dafür bewilligt. 2024 sollen 40 Brunnen digitale Zähler bekommen, 2025 dann die restlichen rund  100 Brunnen. Dann können die Grundwasserstände objektiv beobachtet und auch illegale Brunnen entdeckt werden.     

    Auf einem Maisfeld bei Dipbach im Landkreis Würzburg im Juli 2023: Auch in diesem Sommer wurde der Wassermangel in der Bergtheimer Mulde wird offensichtlich. 
    Auf einem Maisfeld bei Dipbach im Landkreis Würzburg im Juli 2023: Auch in diesem Sommer wurde der Wassermangel in der Bergtheimer Mulde wird offensichtlich.  Foto: Irene Konrad

    550.000 Kubikmeter Grundwasser dürfen die Landwirte in der Bergtheimer Mulde im Jahr entnehmen. Sie halten das für richtig, weil damit regionales Gemüse erzeugt werde. Wie viel davon bleibt in Bayern, wie viel wird weltweit verkauft?

    Eberth: Wenn man bei uns im Edeka Suppengemüse kauft, ist das aus Unterpleichfeld. Aber mir geht es auch darum, dass unsere Landwirtschaft in der Lage sein muss, im Notfall eine Grundversorgung der Bevölkerung zu leisten - siehe zum Beispiel die Abhängigkeit von russischem Gas.

    Damit die Landwirtschaft im Klimawandel überhaupt noch funktioniert, halten nicht nur Umweltschützer, sondern auch Behörden wie das Amt für ländliche Entwicklung in Würzburg einen Wandel für nötig und fordern Hecken, Bäume und Feuchtgebiete in Agrarsteppen. In der 2022 begonnen Machbarkeitsstudie für ein Bewässerungskonzept der Bergtheimer Mulde geht es aber vor allem um die Frage, wie Mainwasser rangeschafft werden kann...

    Eberth: Ganz falsch. Für die Landwirte dort ist es natürlich wichtig, dass sie weiter Wasser bekommen. Deshalb wird untersucht, ob das Uferfiltrat oder Mainwasser sein könnte, das im Winter in einem großen Speichersee gepumpt wird. Aber die Studie betrachtet die gesamte Kulturlandschaft. Wie kann Wasser besser versickern, wie können Anbaumethoden optimiert und die Bewässerung verbessert werden? Es wird zum Beispiel untersucht, wo man Hecken pflanzen kann, die den Wind brechen und dadurch die Verdunstung vermindern. Aber auch, ob man in Zukunft auf den Anbau von Feldfrüchten verzichtet, die besonders viel Wasser brauchen. 

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