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Würzburg: Haben die Unternehmen in Mainfranken noch genügend Lust auf die Energiewende?

Würzburg

Haben die Unternehmen in Mainfranken noch genügend Lust auf die Energiewende?

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    "Die Unternehmen haben das Vertrauen in die Verlässlichkeit der Energiewende verloren", meint Lukas Kagerbauer, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Würzburg-Schweinfurt.
    "Die Unternehmen haben das Vertrauen in die Verlässlichkeit der Energiewende verloren", meint Lukas Kagerbauer, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Würzburg-Schweinfurt. Foto: Patty Varasano

    Das Vertrauen der regionalen Wirtschaft in die Energiepolitik hat einen neuen Tiefpunkt erreicht: Das ist die Kernaussage des gemeinsamen Energiewende-Barometers der bayerischen Industrie- und Handelskammern (IHK). An der Umfrage haben sich 83 Unternehmen aus Mainfranken beteiligt. Dort ist man mehrheitlich der Meinung: Für Forschung und Entwicklung sowie für Klimaschutz bleibt wegen der hohen Energiekosten nicht mehr genügend Geld.

    Was auch zur Folge hat, dass offenbar immer mehr Betriebe damit liebäugeln, lieber im Ausland zu produzieren. Lukas Kagerbauer hat als stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Würzburg-Schweinfurt aber auch beobachtet, dass es trotz der Düsternis positive Beispiele in der Region gibt. Im Interview skizziert der 41 Jahre alte Volkswirt, wohin in Mainfranken die Reise bei der Energiewende wohl geht.

    Dem aktuellen IHK-Energiewende-Barometer ist zu entnehmen, dass in Mainfranken 23 Prozent der Unternehmen aus diversen Gründen Investitionen in den Klimaschutz zurückstellen. Das klingt ernüchternd. Wohin führt das?

    Lukas Kagerbauer: In dem unsicheren konjunkturellen Umfeld stellen viele Unternehmen Investitionen zurück. Das hängt mit vielen Rahmenbedingungen zusammen. Die Unternehmen haben das Vertrauen in die Verlässlichkeit der Energiewende verloren. Dennoch ist die mainfränkische Wirtschaft im Bereich Klimaschutz überdurchschnittlich aktiv, wenn man den bayerischen Durchschnitt heranzieht.

    Nennen Sie doch mal ein Beispiel aus der Region.

    Kagerbauer: In der vergangenen Woche wurde die Firma Maincor aus Schweinfurt mit dem bayerischen Ressourceneffizienzpreis ausgezeichnet. Das ist ein Beispiel für jene Unternehmen, die in die Kreislaufwirtschaft investieren. Unternehmen also, die größere Ansätze fahren – zusammen mit unseren Hochschulen und mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Unternehmen, die Pläne haben, zum Beispiel ein Windrad zu installieren und weitere Energieträger anzuschließen. Und das nicht nur für das eigene Unternehmen, sondern auch für Unternehmen nebenan. Solche Beispiele gibt es immer mehr.

    Dennoch ist aus dem Energiewende-Barometer jene Zurückhaltung herauszulesen. Wie passt das zusammen?

    Kagerbauer: Na ja, im Fall Maincor hat man mit dem Unternehmer Dieter Pfister jemanden, der ein sehr großes Engagement und eine hohe Verbundenheit mit der Region hat. Er möchte hier was bewegen. Es gibt noch andere Beispiele dafür. Bei der Frage nach den Investitionen ist es so, dass große Industriebetriebe – nicht nur hier in der Region – durchaus investieren wollen. Aber wenn die Rahmenbedingungen nicht passen, dann finden die Investitionen möglicherweise im Ausland statt. Da droht eine Abwärtsspirale. Wenn wir unter diesen Rahmenbedingungen die Wende nicht hinbekommen, dann geraten vor allem Mittelständler hierzulande massiv unter Druck – und investieren dann vielleicht lieber im Ausland. Klar, der Mittelstand ist in der Region das Rückgrat der Wirtschaft. Diese kleinen und mittelgroßen Unternehmen sind normalerweise regional stark verankert. Die werden nicht gleich abwandern. Aber vielleicht werden sie in zehn Jahren die Tore für immer schließen. Das müssen wir verhindern.

    Dieter Pfister von Maincor in Schweinfurt hat ja vor kurzem mit seiner Idee für Aufsehen gesorgt, wegen der teuren Energie hierzulande in den USA eine neue Produktion aufbauen zu wollen – und eben nicht in Mainfranken. Wird so etwas zum Trend in der Region?

    Kagerbauer: Es sollte ein Warnsignal sein für die Politik, vernünftige Rahmenbedingungen zu setzen. Ich möchte nicht so verstanden werden, dass wir die übergeordneten Ziele des Klimaschutzes nicht anerkennen. Alle in dieser Gesellschaft müssen ihren Beitrag leisten, auch die Industrie. Sie tut das. Fakt ist aber, dass Deutschland beim Industriestrompreis deutlich höher liegt als andere Länder. Wenn das so bleibt, fallen wir zurück. Dann sagt ein Unternehmer schon mal: Ich muss woanders hin, weil ich hier keine Wettbewerbsfähigkeit mehr vorfinde. Das darf nicht passieren.

    Ein Unternehmer, der heutzutage nicht in Klimaschutz und Energiesparen investiert, schneidet sich ins eigene Fleisch. Dennoch kann aus dem Energiewende-Barometer interpretiert werden, dass in dieser Hinsicht die Lust nachgelassen hat. Wie sehen Sie das?

    Kagerbauer: Nachlassen? Genau das tun die Unternehmen in der Region nicht. Wir können anhand der Umfrage feststellen, dass zwar die allgemeinen Investitionen zurückgegangen sind, aber nicht im Bereich des Klimaschutzes. Das ist positiv und hängt auch damit zusammen, dass die Teilnehmer der Umfrage aus dem industriellen Bereich kommen. Sie haben all diese Nachhaltigkeitsziele auf der Agenda und sind zum Teil schon weiter als die Gesetzgebung. Wenn ich sehe, dass ein großer Industriebetrieb solche Ziele bis 2030 oder 2035 ausgegeben hat, dann ist das knallhart. Alle Ziele und Transformationsprozesse gleichzeitig zu bewältigen, ist für die Firmen eine enorme Herausforderung.

    Im Energiewende-Barometer steht auch: Viele Betriebe haben die Potenziale beim Energiesparen ausgeschöpft. Das klingt nach Ende der Fahnenstange.

    Kagerbauer: Was wirtschaftlich und relativ einfach umsetzbar ist, haben die Unternehmen oft schon gemacht. Dazu gehört zum Beispiel das Umrüsten auf LED-Beleuchtung. Der erste Schritt muss ja nicht immer eine riesengroße Investition sein. Sich einfach mal schnell eine Solaranlage aufs Dach setzen lassen, das muss es nicht zwingend sein. Vielmehr geht es darum zu schauen, ob die Energieeffizienz im Unternehmen stimmt.

    Zusammenfassend: Ist bei den Unternehmen in der Region noch ausreichend Lust und Power da, um beim Klimaschutz das Erforderliche zu tun?

    Kagerbauer: Auf jeden Fall. Ich glaube, es funktioniert, dass man zur Energiewende einen Beitrag leistet und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen steigt – wenn man die Unternehmen noch stärker einfach machen lässt.

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