Kooperationen in 40 Länder und die Firmenadresse lautete "Eibelstadt", frohlockt Bürgermeister Markus Schenk stolz. Fünf neue Mitarbeiter, zurzeit 14, hat das Handelsunternehmen für Komponenten der Anlagen-, Prozess- und Automatisierungstechnik aus Höchberg mitgebracht. So klein die meisten Produkte auch sind, so bedeutend ist Miebos Part beim Vertrieb. Unter den Geschäftspartnern ist Vega, dem nach eigenen Angaben Weltmarktführer für Radarmessungstechnologie, der beispielsweise Füllstand-Sensoren produziert. Die Schwarzwälder sind einer von zig deutschen Herstellern, für die Miebo als Vertrieb-Partner wesentlich ist. Die Dimension umriss Vega-Area Sales Manager Matthias Vahle: "Den weltweiten Einsatz unserer Produkte verdanken wir der Zusammenarbeit mit Miebo".
Das neue Firmengebäude markiert gleichsam den Meilenstein nach der Aufbaugeschichte, die Firmengründer Hans-Joachim Göpfert zum Besten gab und der Weiterentwicklung nach Göpferts Ausscheiden in den Ruhestand, mit einer kurios unkomplizierten Übernahme: 2020 habe er nach nur einem Gespräch per Handschlag die Fortführung der Firma durch Dongwei Chen besiegelt. Eine damalige Miebo-Mitarbeiterin hatte ihren Studienkollegen aus der Region Shanghai empfohlen. Chen war damals in Düsseldorf tätig.
Treumann lobt "Mut und Führungsstärke"
Knapp fünf Jahre später steht der Neubau für Kurt Treumann, Bereichsleiter International bei der IHK Würzbrug, der mit beiden zusammenarbeitet, als "eindrucksvolles Zeugnis von Chens Engagements, des Mutes und seiner Führungsstärke". Interne Abläufe wurden weiter optimiert, die Marktposition gestärkt, so Treumann. Er sieht technische Expertise, Flexibilität, ein Rund-um Sorglos-Paket bei Logistik und Handelsbürokratie für die heutigen Hauptziele China, die Vereinigten Arabischen Emirate, Südostasien, EU-Staaten und die Türkei als Grundlage von Erfolg und Expansion.
Ein weiterer Grund zum Feiern: Der Heilbronner Architekt Klaus Podack hat die 1500 Quadratmeter große Halle und den 1200 Quadratmeter umfassenden Bürotrakt als autarkes Projekt mit Photovoltaik geplant. Die Baukosten über die 15-monatige Bauzeit – zuvorderst mit lokalen Firmen wie dem Eibelstadter Bauunternehmen Amling - wurden eingehalten, sagt er.
Die Herausforderung zeigt sich an andere Vorhaben für das Baugebiet Am Thomasboden, die zwischenzeitlich aufgegeben wurden. Ganz frisch hat die Würzburger Vollkornbäckerei Köhler jetzt Bürgermeister Markus Schenk das Aus für den Neubau in Eibelstadt mitgeteilt, wie dieser auf Nachfrage mitteilt. War das Gewerbegebiet mit 3,5 Hektar netto Gesamtfläche vor einem Jahr ausgebucht gewesen, sei inzwischen ein Drittel der Fläche wieder frei geworden.
Bürgermeister ist wieder auf Investorensuche
Bürgermeister Schenk nennt zusammenfassend eine Mischung aus explodierenden Baukosten, gestiegenen Zinsen, limitierendem Personalmangel und letztlich auch persönliche Veränderungen, die sich zwischenzeitlich ergeben haben, als Gründe für den jeweiligen Rückzug der Investoren. Die Kostensteigerungen lagen teils bei mehreren Millionen Euro, erklärt er. Abgesagt sei das Hotel-Projekt mit Event-Gastronomie, das bis zur Baureife fertig geplant war. Obsolet werde damit fürs erste auch der Parkplatz, den die Stadt im Wiesengelände beitragen wollte, bestätigt Schenk. Abgesprungen sei weiter das Unternehmen, das Dekorationsartikel vertreiben wollte und nun auch die Bäckerei. Diese hätte neben der Produktionsstätte mit Café und Bistro für die Betriebe im Gewerbegebiet gastronomische Nahversorgung beisteuern sollen, bedauert Schenk die neue Lücke. Er verweist auf Belegschaften von 400 Mitarbeitern Am Sportpark und künftig 200 Mitarbeiter Am Thomasboden, womit entsprechende Bedürfnisse gegeben sind.
Der Bürgermeister ist also wieder auf Investorensuche und habe auch Interessenten, wenngleich noch nicht wieder alles organisiert und "ausverkauft" ist. Vorgemerkt und in Gesprächen ist ein Nachfolger für den Handel mit Deko-Artikeln. Auch ein Hotel sei wieder im Gespräch, so Schenk, wahrscheinlich aber kleiner als das vorherige Projekt. Das 7300-Quadratmeter-Grundstück würde dann eventuell nicht ganz benötigt. Im Bau-Genehmigungsverfahren stecke die Firma Reichert Solar Heizung Wasser aus Ochsenfurt, die im Herbst mit dem Bau beginnen will. Suntec Energiesysteme aus Wolkshausen ist aktuell mit dem Errichten der Halle beschäftigt. Die Büros sollen 2025 folgen. Fortgeschritten ist der Neubau der Firma EAW aus Gerbrunn. Der Hersteller für Halterungen von Zieloptik wolle im Oktober einziehen. "Im Endeffekt läuft es", gibt sich Schenk zuversichtlich. Und: Ab Herbst soll probeweise der ÖPNV im Gewerbegebiet halten.