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Würzburg/Schweinfurt: Handwerk in Unterfranken: Viele Aufträge, höhere Preise und gedrückte Stimmung

Würzburg/Schweinfurt

Handwerk in Unterfranken: Viele Aufträge, höhere Preise und gedrückte Stimmung

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    Seit Jahren geht es dem Baugewerbe in Unterfranken hervorragend. Doch selbst dieses Zugpferd des Handwerks lahmt allmählich, die Skepsis mit Blick auf 2023 ist jedenfalls ausgeprägt.
    Seit Jahren geht es dem Baugewerbe in Unterfranken hervorragend. Doch selbst dieses Zugpferd des Handwerks lahmt allmählich, die Skepsis mit Blick auf 2023 ist jedenfalls ausgeprägt. Foto: Getty Images (Symbolbild)

    Corona-Pandemie, Energiekrise und Ukraine-Krieg zum Trotz: Dem Handwerk in Unterfranken geht es nach wie vor gut. Doch obwohl die Auftragsbücher randvoll sind, bleibt das große Hurra aus. Gründe: Der Kostendruck ist enorm und es fehlen nach wie vor massenweise Lehrlinge.

    Wie Präsident Michael Bissert von der Handwerkskammer für Unterfranken am Donnerstag in Würzburg betonte, geben 86 Prozent der befragten Betriebe dem vergangenen Geschäftsjahr die Note gut oder befriedigend. Im Jahr davor sei dieser Wert geringfügig kleiner gewesen. Das zeigt laut Bissert: Das Handwerk in der Region sei auch in Krisenzeiten stabil.

    Teure Energie: Wie die Handwerker auf die Preise reagieren

    Eitel Sonnenschein herrscht deshalb in den 19.600 Betrieben dennoch nicht. Vor allem wegen der extrem teuer gewordenen Energie seien einige von ihnen "in Schieflage geraten" oder hätten gar schließen müssen. In der Tat kamen in den vergangenen Monaten vor allem aus dem Bäckerhandwerk Meldungen, dass Geschäfte die Grätsche machten, weil das fürs Backen wichtige Gas kaum noch zu bezahlen war.

    Bissert zufolge gibt mittlerweile gut die Hälfte der unterfränkischen Handwerksunternehmen die gestiegenen Energiepreise an die Kundschaft weiter. Dahinter stehe somit kein Streben nach mehr Gewinn, sondern reine Notwendigkeit, sagte der Kammerpräsident am Donnerstag bei einer Pressekonferenz.

    Wie ist die Auslastung der Handwerksbetriebe in Unterfranken?

    Dass Handwerkerinnen und Handwerker teurer geworden sind, das werde sich 2023 nicht ändern, meinte Bissert. Zudem herrsche Skepsis: Ein Drittel der Betriebe gehe davon aus, dass sich die Geschäftslage schon in den ersten drei Monaten des Jahres verschlechtern wird. Zu Jahresbeginn 2022 war dieser Blick aufs erste Quartal noch positiver gewesen.

    Von Ausnahmen abgesehen macht derzeit der Großteil der Handwerksfirmen eifrig Umsätze. Im Durchschnitt haben sie Aufträge für die nächsten 14 Wochen, was im Vergleich zu den Vorjahren ein hoher Wert ist. Die Auslastung der Betriebe liegt bei 80 Prozent (Vorjahr: 78).

    Dass die Kassen derzeit klingeln, heißt für Ludwig Paul nicht, dass die Unternehmen viele Einnahmen auf die hohe Kante legen können. Wegen der Einschnitte in Folge von Corona seien die Betriebe "noch in einer Aufholphase", so der Hauptgeschäftsführer der Kammer.

    So geht es dem Baugewerbe

    Das konjunkturelle Zugpferd in der Region ist seit Jahren das Bauhandwerk. Je nach Gewerk sind bis zu 93 Prozent der Unternehmen mit ihrer Geschäftslage zufrieden. Bis zu einem Drittel der Betriebe gehe aber von einer zum Teil deutlichen Verschlechterung in diesem Jahr aus, sagte Präsident Bissert. "Bauen ist teuer geworden", öffentliche und private Auftraggeber seien deshalb zurückhaltender als sonst.

    Im Nahrungsmittelhandwerk sind die Sorgenfalter noch größer. Nach Angaben der Kammer gehen 52 Prozent der Bäckereien, Metzgereien und Co. von einer Verschlechterung ihrer Situation in 2023 aus. Das Weihnachtsgeschäft sei zwar gut gelaufen, aber derzeit trübe sich "die Stimmung eklatant ein", betonte Bissert.

    Nach wie vor dringend gesucht: Lehrlinge

    Ein großes Sorgenkind im regionalen Handwerk bleiben die Lehrlinge. Viele Betriebe suchen zum Teil seit Jahren händeringend nach diesen Fachkräften von morgen. In der Tendenz geht die Zahl der jeweils neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge seit zehn Jahren zurück. Zuletzt waren es 2530 neue Verträge – 1,4 Prozent weniger als 2021 und 16 Prozent weniger als 2012.

    Das liegt nach Ansicht von Hauptgeschäftsführer Paul unter anderem daran, dass die Zahl der Schulabgänger seit 2019 "in einer Talsohle" sei. Außerdem seien während der Corona-Pandemie die wichtigen Ausbildungsmessen ausgefallen, die den jungen Menschen eine Berufsorientierung hätten geben sollen.

    Beliebteste Ausbildung bei den Männern ist laut Handwerkskammer die zum Kraftfahrzeugmechatroniker, gefolgt vom Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik. Bei den Frauen liegt die Friseurin vor der Kauffrau für Büromanagement.

    Die Kammer vertritt in Unterfranken 19.556 Betriebe (2020: 18.932) mit zusammen 92.900 (2020: 93.800) Beschäftigten. Sie machten 2022 einen Umsatz von insgesamt 12,5 Milliarden Euro, 14 Prozent mehr zwei Jahre davor.

    "Tag des Handwerks" an den SchulenAn allen weiterführenden Schulen in Bayern – also Gymnasien, Real-, Mittel- und Gesamtschulen – gibt es seit vergangenem Sommer einen "Tag des Handwerks". Er ist Pflicht und soll den jungen Menschen über die üblichen Praktika hinaus die Augen öffnen für eine Berufsausbildung. Hintergrund: Im Handwerk herrscht ein gravierender Mangel an Nachwuchs.Mindestens vier Stunden lang können sich Schülerinnen und Schüler beim "Tag des Handwerks" in einem Betrieb unter Anleitung umschauen. Die Vor- und Nachbereitung im Unterricht sowie die Termine legten die Lehrkräfte fest, erklärte stellvertretende Hauptgeschäftsführerin Andrea Sitzmann von der Handwerkskammer für Unterfranken am Donnerstag in Würzburg.Interessierte Betriebe können sich unter www.tagdeshandwerksunterfranken.de eintragen. Im zweiten Schulhalbjahr wählen die Lehrkräfte daraus dann die Angebote für ihre Schülerinnen und Schüler aus, so Sitzmann. Die Kammer bietet rund um den "Tag des Handwerks" Betrieben, Eltern und Schulen Beratung an: Telefon (0931) 3 09 08-33 33aug

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