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Würzburg: Hebammen Studium in Würzburg: Worauf es im Kreißsaal ankommt

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Hebammen Studium in Würzburg: Worauf es im Kreißsaal ankommt

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    Zu den Aufgaben der Hebammen kurz nach der Geburt zählt auch die Durchführung der ersten U1 Untersuchung des Babys.
    Zu den Aufgaben der Hebammen kurz nach der Geburt zählt auch die Durchführung der ersten U1 Untersuchung des Babys. Foto: Symbolbild: Julian Stratenschulte, dpa

    "Ich weiß noch, dass die Caro mich gebeten hat, ein Tuch zu holen und mir dann diese warme Plazenta ins Tuch geklatscht hat – ohne Vorwarnung", schildert Hanna Sohns anschaulich ihre erste Geburtserfahrung, während sie im Wehenraum der Missioklinik des Klinikums Würzburg Mitte (KWM) sitzt. Kurz schlecht geworden sei ihr nach dem Erlebnis, trotzdem habe sie die erste Geburt in positiver Erinnerung behalten. Auch weil es eine Wassergeburt war. Seit zwei Jahren ist sie mittlerweile ausgelernte Hebamme und arbeitet in der Missioklinik.

    Für Katharina Schmidt und Ricarda Welzenbach ist es bis dahin noch ein weiter Weg. Die beiden Frauen haben im vergangenen Jahr ihr duales Studium zur Hebamme begonnen und sind im dritten von insgesamt sechs Semestern. Drei Jahre geht die Ausbildung, die zwischen den Studierenden und dem Klinikum vertraglich geschlossen wird. Das theoretische Wissen bekommen die zukünftigen Hebammen an der Hochschule in Fulda vermittelt. Insgesamt bietet das KWM jedes Jahr zwei Ausbildungsstellen für Hebammen an.

    Hebammenmangel: Was sind die Gründe? 

    Genau hier liege auch das Problem, sagt Katharina Schmidt. Die Nachfrage auf die stark begrenzten Plätze sei sehr hoch und die raren Studienplätze dementsprechend umkämpft. Das sei ihrer Meinung nach der Hauptgrund für den starken Hebammenmangel, der so gut wie alle deutschen Großstädte betrifft. "Die Kliniken selbst haben nur eine gewisse Kapazität" und könnten nicht so viele Studierende aufnehmen wie andere Studiengänge, so die 22-Jährige. Immer häufiger klagen Schwangere darüber, dass es schwer sei eine Hebamme zu bekommen. Längst nicht alle Frauen sind bei ihrer Suche am Ende auch erfolgreich.

    Im dualen Studium zur Hebamme lernen die jungen Frauen die Geburtsvorbereitung, Geburtsbegleitung und Geburtsnachsorge.
    Im dualen Studium zur Hebamme lernen die jungen Frauen die Geburtsvorbereitung, Geburtsbegleitung und Geburtsnachsorge. Foto: Symbolbild: Julian Stratenschulte, dpa

    Sohns sieht die Hauptursache für den Hebammenmangel in der Politik begründet und vermutet: "Wir haben natürlich auch sehr viele männliche Politiker. Die sehen vielleicht nicht so die Not." Auch wünsche sie sich allgemein mehr gesellschaftliche Wertschätzung für ihren Beruf. Für viele Frauen sei die Schwangerschaft zwar eine intensive Zeit, die Begleitung durch die Hebamme ist jedoch nur ein relativ kurzer Lebensabschnitt. Wenn diese Zeit vorbei sei, würden auch die Gedanken daran, wie wichtig der Beruf der Hebamme ist, auch verblassen. 

    Die Arbeitsbedingungen seien in diesem Beruf oft anstrengend und kräftezehrend, aber nicht verantwortlich für den akuten Hebammenmangel, so Welzenbach. Trotzdem könne die körperliche und geistige Anstrengung, der Schichtdienst und die Wochenendarbeit im Berufsleben herausfordernd sein. Bei einer acht- oder neun–Stunden–Schicht, sei sie den ganzen Tag auf den Beinen und helfe den Frauen bei den Atemübungen, erzählt die 23-Jährige. Aber: "Der Beruf ist auch sehr aufregend. Mein Adrenalinspiegel steigt und fällt den ganzen Tag."

    Hebammen müssen besonders viel Empathie mitbringen

    Trotz der Anstrengungen sind die beiden jungen Frauen glücklich mit ihrer Studienwahl. "Jede Geburt ist anders und herzergreifend", schwärmt Welzenbach und Schmidt stimmt ihr nickend zu. Besonders der abwechslungsreiche Alltag fasziniere Schmidt an dem Beruf. "Auf der einen Seite muss ich sehr viel Verantwortung übernehmen, auf der anderen Seite kann ich die Frau bei der Schwangerschaft und Geburt begleiten", erzählt sie. Eine Hebamme sei für die werdende Mutter vor allem eins: ein Ruhepol.

    Die zwei angehenden Hebammen Katharina Schmidt (Mitte) und Ricarda Welzenbach (rechts) und Hebamme Hanna Sohns (links) vor der Tür zu den Kreißsäälen in der KWM-Klinik in Würzburg.
    Die zwei angehenden Hebammen Katharina Schmidt (Mitte) und Ricarda Welzenbach (rechts) und Hebamme Hanna Sohns (links) vor der Tür zu den Kreißsäälen in der KWM-Klinik in Würzburg. Foto: Daniela Kalb

    Und damit die Hebammen dies für die werdenden Eltern auch sein können, brauche es vor allem eines: Empathie, erklärt Schmidt. Sie müsse sich auf jede Schwangere neu einlassen, um sie bestmöglich bei der Geburt unterstützen zu können. "Jede Frau ist anders und das ist das Besondere daran", sagt sie. Deshalb sei "Empathie die wichtigste Eigenschaft", die jede zukünftige Hebamme mitbringen müsse. Dem stimmt auch Sohns zu und ergänzt, dass auch Offenheit, Flexibilität und Gelassenheit wichtige Eigenschaften seien. Die anfänglichen Berührungsängste lege man ohnehin schnell ab, so die Hebamme.

    Harter Berufsalltag: Berührungsängste darf man nicht haben

    Doch das ist nicht das Einzige, woran sich die jungen Frauen bei ihren ersten Einblicken in den Kreißsaal gewöhnen mussten. "Für mich sind das die Körperflüssigkeiten gewesen", erzählt Sohns. Nicht nur mit Fruchtwasser und Blut müsse man zurechtkommen, "viele Frauen müssen sich auch während der Geburt übergeben", sagt sie. Was sie anfangs noch als unangenehm empfand, ist für die 25-Jährige heute vollkommen normal.

    Deshalb empfehlen Schmidt und Welzenbach allen, die sich für den dualen Studiengang interessieren, ein Praktikum im Kreißsaal, um eine Vorstellung von dem Beruf zu bekommen. Aufgrund der wenigen, hart umkämpften Plätze und weil "keiner einfach so Hebamme" werde, ist die Abbrecherquote in dem Studiengang sehr gering. Eines finden die drei jungen Frauen jedoch schade: dass sie kaum männliche Kollegen haben. Von den 47 Mitstudierenden der beiden angehenden Hebammen ist keiner ein Mann.

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