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Würzburg: Hexenbeschwörung im Würzburger Kiliansdom

Würzburg

Hexenbeschwörung im Würzburger Kiliansdom

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    Domkapellmeister Alexander Rüth forderte das Publikum im Kiliansdom beim aktuellen Konzert der Dommusik heraus: Mit dem Symphonischen Psalm "König David" von Arthur Honegger (1892 – 1955) hatte er ein Werk ausgewählt, das so ganz anders ist als viele Messen und Oratorien. Kein Symphonieorchester, dafür eine große Besetzung mit Holz- und Blechbläsern und vielen Farbeffekt gebenden Percussionsinstrumenten, keine virtuosen Arien, keine verästelten Chorfugen.

    Doch Rüth gelang es, aus Erzählung (Sprecher: Kai Christian Moritz), Einzelgesängen (Rebecca Blanz, Sopran, Marie Seidler, Alt, Christopher Diffey), Chören (Junge Domkantorei am Würzburger Dom, Würzburger Domchor) und Orchesterstücken (Camerata Würzburg) ein dramatisches Gesamtkunstwerk zu entwickeln, das in der Symbiose aus werkeigener Suggestivität und künstlerischer Ausgestaltung die Kraft entwickelte, die Zuhörer und Zuhörerinnen zu stehenden Ovationen hochzureißen.

    Lebendig und fesselnd

    Die musikalische Erzählung geleitet den alttestamentarischen König David wie in einem Entwicklungsroman vom Knaben und Jugendlichen durchs auf wenige Stationen verknappte Lebensgeschehen, dessen Umwegen und Ereignissen zu folgen nicht ganz einfach ist, hin zum alten König. Der Schweizer Komponist Arthur Honegger fasst alles in einen kleinteiligen Ablauf aus zahlreichen Nummern, verbunden durch einen Erzähler. Kai Christian Moritz spricht, spielt, ja erfüllt diese Rolle so lebendig und fesselnd, dass man immer wieder gebannt an seinen Lippen hängt und vor dem inneren Auge ganz natürlich die 3000 Jahre zurück liegende Welt Judas und Israels aufsteigt.

    Mit der Beschwörung der Hexe von Endor gelingt Moritz ein unheimlicher, gruseliger Sprechgesang, der kalte Schauer hervorruft und den Atem stocken lässt. Musikalisch wird die gespenstische Szenerie durch dumpfe, grollende und blitzende Effekte untermalt – einer von mehreren Höhepunkten im Gesamtablauf. Und eine ganze Welt kann allein in einem einzigen, dafür sehr sinnlichen Seufzer Moritz liegen (David angesichts Bathsebas Schönheit).

    Der Chor kommt immer wieder mit kommentierenden Psalmen und Gesängen zu Wort. Nicht nur in der groß angelegten Szene des Tanzes vor der Bundeslade liefert er den Beweis für seine hohe Qualität, die sich unter anderem in der wandlungsfähigen Stimmkraft einheitlich geschulter Stimmen, dazu absoluter Reinheit und großer Ausdrucksstärke zeigt. Eindrucksvoll fügen die vielen Sängerinnen und Sänger die einzelnen Schichten zum komplexen Satz zusammen und steigern den immer wilder werdenden Tanz zur rauschhaften Ekstase.

    Anmutende Fußnoten

    Das sich anschließende, Spannung ausatmende "Halleluja" entwickelt Rüth vom feinen Funkeln hin zu einem überwältigenden Strahlen – tief gehend, betörend ist das. Der Domkapellmeister führt sehr zugewandt, vorausblickend und mit großer Ruhe durch dieses Lebenskaleidoskop Davids. In dieser Ruhe können sich auch die Solostimmen voll entwickeln: Rebecca Blanz, Marie Seidler und Christopher Diffey packen emotionale Kontraste in engste Abläufe, nehmen einen mit durch Tränen und Sturm, Flehen und Stärke, durch Sinnlichkeit und Erquickung. Das exzellent agierende Orchester darf nicht nur fein abgestimmt begleiten, sondern auch viele orientalisch anmutende Fußnoten und Effekte setzen oder Heere marschieren lassen.

    Davids Tod mündet in einen geradezu himmlischen Halleluja-Gesang, wird zu in Musik gegossener Weite, Pracht und Ewigkeit. Ein Moment der Stille im Kirchenschiff, dann stürmischer Applaus für diese perfekte Leistung.

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