Sturzfluten, brennende Häuser und Gefahrgut auf den Autobahnen – die Einsatzbereiche der Feuerwehr sind vielfältig. Einige Einsätze erfordern besonders spezielle Fähigkeiten – und vor allem die richtige Ausrüstung.
Hier kommt die Berufsfeuerwehr Würzburg ins Spiel. Die Männer und Frauen der Feuerwache haben Zugriff auf exklusive Hightech-Ausrüstung und sind damit teils quer durch den Freistaat gefragt. Mit welchen Spezialgeräten arbeitet die Würzburger Feuerwehr?
1. Einsatzleiterfahrzeug ELW-ÖEL

Sie wirken von außen unscheinbar und sind doch das Herzstück eines jeden Großeinsatzes der Berufsfeuerwehr Würzburg: die zwei Einsatzleiterfahrzeuge der Unterstützungsgruppe (UG). Bei Katastrophenalarm hat in Bayern ein sogenannter Örtlicher Einsatzleiter (ÖEL) das Sagen. Hilfe bekommt er von der UG, die kritische Einsätze aus den Spezialfahrzeugen heraus koordiniert.
Die Würzburger Spezialfahrzeuge gehören laut Alfred Schubert, Sprecher der Berufsfeuerwehr, zum "Besten, was der Markt zu bieten hat". Sie sind mit mobilem Internet ausgestattet und haben Zugriff auf Datenbanken, Karten und Einwohnerzahlen des Einsatzortes. Beim Bombenfund in der Zellerau wurde hier etwa die Evakuierungsfläche festgelegt. Kostenfaktor: 195 000 Euro pro Stück.
2. Abrollcontainer Inertisierung (Stickstoffverdampfer)

Nicht jeder Brand kann mit Wasser gelöscht werden. So würde etwa bei einem Silobrand das Korn aufquellen und den Behälter sprengen. Damit das nicht geschieht, setzt die Berufsfeuerwehr Würzburg in solchen Fällen einen vier Tonnen schweren Stickstoffverdampfer ein: Über eine spezielle Vorrichtung wird das Gas vaporisiert und dann in das brennende Silo geleitet.
Nur zwei Stück gibt es davon nach Angaben von Feuerwehrsprecher Schubert in ganz Bayern – das Würzburger Gerät wird für den gesamten Nordbayerischen Raum eingesetzt. Beschafft wurde der Stickstoffverdampfer laut Schubert über einen Verbund aus Landwirtschaftsvertretern und Müllern, eine Benennung der Anschaffungskosten sei daher nicht möglich.
3. Mehrgasmessgerät Dräger X-am 8000

Die schnelle Erkennung von austretenden Gasen kann über Leben und Tod entscheiden. Viele Gase sind geruchlos – der Mensch bemerkt sie erst, wenn es zu spät ist. Abhilfe schaffen sogenannte Mehrgasmessgeräte, die Gase zuverlässig erkennen. Der aktuelle Goldstandard ist laut Feuerwehr-Mann Schubert das Modell X-am 8000 der Marke Dräger, das die Würzburger Feuerwehr verwendet.
Das X-am 8000 verfügt über besonders viele Sensoren und misst gleichzeitig die Konzentration von toxischen Gasen, Dämpfen und Sauerstoff im Umfeld. Der Betrieb funktioniert per Diffusion und mit Pumpe, ein farbliches Signalsystem informiert über die Gefahrenlage. Vier Stück der modernen Geräte verwendet die Berufsfeuerwehr (neben einigen älteren Modellen). Kostenfaktor: 2500 Euro pro Stück.
4. Chemikalien-Schutzanzug Dräger CPS 7900

In vielen Notfallsituationen muss Gefahrgut nicht nur identifiziert, sondern schnell beseitigt werden. Feuerwehrleute müssen unter Einsatz ihres Lebens lecke Säurefässer schließen oder offene Gasleitungen abdichten. Zuverlässiger Schutz ist dabei unverzichtbar. Die Würzburger Feuerwehr benutzt hierfür den Chemikalienschutzanzug CPS 7900 der Firma Dräger.
Spezielle elektrostatische und flammenhemmende Materialien der Anzüge erlauben laut Hersteller den Einsatz in explosionsgefährdeten Bereichen und schützen ihre Trägerinnen und Träger vor Verbrennungen. Eine wichtige Rolle spielten die Schutzanzüge etwa im Jahr 2013 bei einem massiven Säureaustritt in Kürnach. Kostenfaktor: 3900 Euro pro Stück.
5. Feuerwehrtaucher mit Tauchgerät Interspiro MK II F

Egal ob Seenotrettung oder auslaufendes Gefahrengut – Notfälle auf und unter Wasser erfordern eine spezielle Ausrüstung. So verwendet die Feuerwehr, anders als Sporttaucher, als Schutz vor möglicher Verschmutzung unter Wasser nur Vollgesichtsmasken. Zudem führen die Taucherinnen und Taucher ein kabelgebundenes Unterwassertelefon mit sich, dessen Leitung als Sicherungsleine dient.
Interspiro MK II F nennt sich das Tauchgerät, das die Feuerwehr Würzburg benutzt, und das sich laut Herstellerangaben etwa für den Einsatz in besonders kaltem Wasser eignet. Kostenfaktor: 4500 Euro. Zur Kommunikation unter Wasser benutzt die Feuerwehr das Unterwassertelefon Aquacom MK2-DCI, an das bis zu vier Personen angeschlossen werden können. Kostenfaktor: rund 2000 Euro.
6. Höhenrettung mit Geräten der Firma Petzl

Rettungseinsätze finden nicht nur unter Wasser, sondern auch in schwindelerregender Höhe statt. Die Würzburger Höhenrettung verlässt sich dabei auf besonders reißfeste Kernmanteldynamikseile und vor allem auch auf spezielle Gurte und Karabiner. In Würzburg kommen dabei Geräte der französischen Firma Petzl zum Einsatz. Kostenfaktor: mehrere hundert Euro pro Set.
Die Gurte bieten eine doppelte Sicherungsmöglichkeit, die laut Feuerwehrsprecher Schubert für die Arbeit in großer Höhe unerlässlich ist. Wichtig für die Arbeit der Rettungskräfte sind außerdem die zahlreichen Einhängemöglichkeiten für mitgeführte Werkzeuge und Ausrüstungsgegenstände. Zuletzt machte die Würzburger Höhenrettung bei einer aufwändigen Rettungsaktion im Freizeitland Geiselwind von sich reden, bei dem 21 Personen mit einem Hubschrauber gerettet werden mussten.
7. Strahlenschutzmessgerät Thermo Scientific RadEye

Immer wieder steht die Würzburger Feuerwehr auch radioaktivem Gefahrgut gegenüber. Als Sicherheit gegen Strahlenbelastung verwenden die Rettungskräfte Strahlenschutzmessgeräte der Firma Thermo. Verwendet werden dabei Modelle der G-Serie, die Ersthelfern einen schnellen Überblick über die aufgenommene Strahlenbelastung geben.
Ein sogenanntes Gleitschatten-Filmdosimeter dient als amtlicher Nachweis über die Dosis der aufgenommenen Gamma-Strahlung. Ein zusätzliches Dosiswarngerät schlägt Alarm, sobald eine festgelegte Strahlungsmenge erreicht ist. Kostenfaktor: 1350 pro Stück. Zuletzt wurde etwa im Mai am Würzburger Heuchelhof ein beschädigtes radioaktives Paket von der Feuerwehr geborgen.